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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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ersehen, ob die Zahl der Erkrankungen in der Gebäranstalt
mit der Verwendung der Assistenten und Studirenden in der
Sectionskammer im Zusammenhange stehe.

b) Es wären die sogenannten Gassengeburten auszuhe-
ben, weil, wenn die Ansicht des Dr. Semmelweis richtig ist,
die auf der Gasse Entbundenen, welche, wenn sie in die Ge-
bäranstalt gelangen, nur in dringenden Fällen untersucht wer-
den, weniger Erkrankungen darbieten müssen.

c) Es wäre durch eingeholte Berichte zu constatiren, ob
an allen Anstalten, worin Infection durch Leichengift nicht
angenommen werden kann, die Sterblichkeit geringer ist.

d) Endlich wären Versuche an Thieren vorzunehmen.

Der Antrag wurde vom Professoren-Collegium mit sehr
grosser Majorität angenommen, und sogleich die Commission
ernannt; allein das Ministerium entschied über einen Protest
des Professors der Geburtshilfe, dass die commissionelle Ver-
handlung nicht stattfinden dürfe. In Folge dieser Entschei-
dung forderte Professor Skoda den Dr. Semmelweis auf, die
Versuche an Thieren selbst vorzunehmen.

Aus dem Umstande, dass in Folge einer Entscheidung
des Ministeriums über einen Protest des Professors der Ge-
burtshilfe die commissionelle Verhandlung nicht stattfinden
durfte, in Verbindung mit der mir verweigerten zweijährigen
Dienstesverlängerung, ersieht der Leser, mit welchen Schwie-
rigkeiten ich zu kämpfen hatte bei meinem Streben, die Wahr-
heit meiner Ansicht zur Geltung zu bringen, um dadurch das
Menschengeschlecht von einer so entsetzlichen Geissel, wie es
das Kindbettfieber ist, zu befreien Warum insbesondere der
Professor der Geburtshilfe Protest eingelegt, ist nicht recht
einzusehen; die ganze Welt hatte nicht üble Lust, ihm die
Schuld der grossen Sterblichkeit zuzuschieben, durch diese
Erhebungen hätte sich aber unter anderen auch da gezeigt,
dass, so wie er die Schuld der grossen Sterblichkeit nicht
trage, dass es eben so wenig ein Verdienst für die an der

ersehen, ob die Zahl der Erkrankungen in der Gebäranstalt
mit der Verwendung der Assistenten und Studirenden in der
Sectionskammer im Zusammenhange stehe.

b) Es wären die sogenannten Gassengeburten auszuhe-
ben, weil, wenn die Ansicht des Dr. Semmelweis richtig ist,
die auf der Gasse Entbundenen, welche, wenn sie in die Ge-
bäranstalt gelangen, nur in dringenden Fällen untersucht wer-
den, weniger Erkrankungen darbieten müssen.

c) Es wäre durch eingeholte Berichte zu constatiren, ob
an allen Anstalten, worin Infection durch Leichengift nicht
angenommen werden kann, die Sterblichkeit geringer ist.

d) Endlich wären Versuche an Thieren vorzunehmen.

Der Antrag wurde vom Professoren-Collegium mit sehr
grosser Majorität angenommen, und sogleich die Commission
ernannt; allein das Ministerium entschied über einen Protest
des Professors der Geburtshilfe, dass die commissionelle Ver-
handlung nicht stattfinden dürfe. In Folge dieser Entschei-
dung forderte Professor Skoda den Dr. Semmelweis auf, die
Versuche an Thieren selbst vorzunehmen.

Aus dem Umstande, dass in Folge einer Entscheidung
des Ministeriums über einen Protest des Professors der Ge-
burtshilfe die commissionelle Verhandlung nicht stattfinden
durfte, in Verbindung mit der mir verweigerten zweijährigen
Dienstesverlängerung, ersieht der Leser, mit welchen Schwie-
rigkeiten ich zu kämpfen hatte bei meinem Streben, die Wahr-
heit meiner Ansicht zur Geltung zu bringen, um dadurch das
Menschengeschlecht von einer so entsetzlichen Geissel, wie es
das Kindbettfieber ist, zu befreien Warum insbesondere der
Professor der Geburtshilfe Protest eingelegt, ist nicht recht
einzusehen; die ganze Welt hatte nicht üble Lust, ihm die
Schuld der grossen Sterblichkeit zuzuschieben, durch diese
Erhebungen hätte sich aber unter anderen auch da gezeigt,
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[336/0348] ersehen, ob die Zahl der Erkrankungen in der Gebäranstalt mit der Verwendung der Assistenten und Studirenden in der Sectionskammer im Zusammenhange stehe. b) Es wären die sogenannten Gassengeburten auszuhe- ben, weil, wenn die Ansicht des Dr. Semmelweis richtig ist, die auf der Gasse Entbundenen, welche, wenn sie in die Ge- bäranstalt gelangen, nur in dringenden Fällen untersucht wer- den, weniger Erkrankungen darbieten müssen. c) Es wäre durch eingeholte Berichte zu constatiren, ob an allen Anstalten, worin Infection durch Leichengift nicht angenommen werden kann, die Sterblichkeit geringer ist. d) Endlich wären Versuche an Thieren vorzunehmen. Der Antrag wurde vom Professoren-Collegium mit sehr grosser Majorität angenommen, und sogleich die Commission ernannt; allein das Ministerium entschied über einen Protest des Professors der Geburtshilfe, dass die commissionelle Ver- handlung nicht stattfinden dürfe. In Folge dieser Entschei- dung forderte Professor Skoda den Dr. Semmelweis auf, die Versuche an Thieren selbst vorzunehmen. Aus dem Umstande, dass in Folge einer Entscheidung des Ministeriums über einen Protest des Professors der Ge- burtshilfe die commissionelle Verhandlung nicht stattfinden durfte, in Verbindung mit der mir verweigerten zweijährigen Dienstesverlängerung, ersieht der Leser, mit welchen Schwie- rigkeiten ich zu kämpfen hatte bei meinem Streben, die Wahr- heit meiner Ansicht zur Geltung zu bringen, um dadurch das Menschengeschlecht von einer so entsetzlichen Geissel, wie es das Kindbettfieber ist, zu befreien Warum insbesondere der Professor der Geburtshilfe Protest eingelegt, ist nicht recht einzusehen; die ganze Welt hatte nicht üble Lust, ihm die Schuld der grossen Sterblichkeit zuzuschieben, durch diese Erhebungen hätte sich aber unter anderen auch da gezeigt, dass, so wie er die Schuld der grossen Sterblichkeit nicht trage, dass es eben so wenig ein Verdienst für die an der

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/348>, abgerufen am 22.11.2024.