krankungen der Wöchnerinnen der I. Gebärklinik durch Lei- cheninfection bedingt seien.
Wir haben gesehen, dass bei Kolletschka, wie bei vielen Anderen, eine Lymphangoitis, Phlebitis, Peritonitis, Pleuritis etc. etc. dadurch entstand, dass ihm Cadavertheile in den Kreislauf gebracht wurden, und da der anatomische Befund bei Kolletschka und bei an Puerperalfieber Verstorbenen der- selbe ist, so vermutheten wir beim Puerperalfieber dieselbe erzeugende Ursache, das Vorhandensein dieser Ursache war nicht schwer an den Händen der Untersuchenden nachzuwei- sen; wenn nun in Folge getroffener Massregeln, welche be- zwecken, die das Kindbettfieber erzeugenden Stoffe zu zer- stören, die Sterblichkeit, welche früher innerhalb 6 Jahren zwischen 237 und 518 schwankte, auf 45 herabgedrückt wird und wenn, da man nicht wieder mit verunreinigten Händen untersuchen kann, um den Beweis der dadurch gesteigerten Sterblichkeit zu liefern, sondern, wenn dasselbe durch Ex- perimente an Thieren geschieht, und da 45 bedeutend weni- ger ist, als 237 oder gar 518, so ist dadurch bewiesen, dass der an der Hand klebende zersetzte Stoff, welcher in Wien, weil die Schüler sich am häufigsten mit Leichen beschäftigen, am häufigsten von der Leiche herrührte, das häufige Erkran- ken der Wöchnerinnen der I. Gebärklinik veranlasste, und wenn das Scanzoni nicht einleuchtet, so liegt die Ursache die- ses Nichteinleuchtens wo anders, als in der Unklarheit der Sache. Und wenn Scanzoni gar die Existenz des zersetzten Stoffes an dem untersuchenden Finger bezweifelt, so müssen wir ihm wieder den Erfolg der Chlorwaschungen, als den Fels, an dem meine Gegner zerschellen, entgegenhalten; wir haben nämlich an der I. Gebärklinik zu Wien von unseren übrigen, und den Erfahrungen Anderer gar nicht zu sprechen, weiter gar keine andere Massregel getroffen, als den durch den Ge- ruchssinn an der Hand anwesend constatirten zersetzten Stoff mittelst Chlorwaschungen zerstört, und haben dadurch die Sterblichkeit, welche früher innerhalb 6 Jahren zwischen 237
krankungen der Wöchnerinnen der I. Gebärklinik durch Lei- cheninfection bedingt seien.
Wir haben gesehen, dass bei Kolletschka, wie bei vielen Anderen, eine Lymphangoitis, Phlebitis, Peritonitis, Pleuritis etc. etc. dadurch entstand, dass ihm Cadavertheile in den Kreislauf gebracht wurden, und da der anatomische Befund bei Kolletschka und bei an Puerperalfieber Verstorbenen der- selbe ist, so vermutheten wir beim Puerperalfieber dieselbe erzeugende Ursache, das Vorhandensein dieser Ursache war nicht schwer an den Händen der Untersuchenden nachzuwei- sen; wenn nun in Folge getroffener Massregeln, welche be- zwecken, die das Kindbettfieber erzeugenden Stoffe zu zer- stören, die Sterblichkeit, welche früher innerhalb 6 Jahren zwischen 237 und 518 schwankte, auf 45 herabgedrückt wird und wenn, da man nicht wieder mit verunreinigten Händen untersuchen kann, um den Beweis der dadurch gesteigerten Sterblichkeit zu liefern, sondern, wenn dasselbe durch Ex- perimente an Thieren geschieht, und da 45 bedeutend weni- ger ist, als 237 oder gar 518, so ist dadurch bewiesen, dass der an der Hand klebende zersetzte Stoff, welcher in Wien, weil die Schüler sich am häufigsten mit Leichen beschäftigen, am häufigsten von der Leiche herrührte, das häufige Erkran- ken der Wöchnerinnen der I. Gebärklinik veranlasste, und wenn das Scanzoni nicht einleuchtet, so liegt die Ursache die- ses Nichteinleuchtens wo anders, als in der Unklarheit der Sache. Und wenn Scanzoni gar die Existenz des zersetzten Stoffes an dem untersuchenden Finger bezweifelt, so müssen wir ihm wieder den Erfolg der Chlorwaschungen, als den Fels, an dem meine Gegner zerschellen, entgegenhalten; wir haben nämlich an der I. Gebärklinik zu Wien von unseren übrigen, und den Erfahrungen Anderer gar nicht zu sprechen, weiter gar keine andere Massregel getroffen, als den durch den Ge- ruchssinn an der Hand anwesend constatirten zersetzten Stoff mittelst Chlorwaschungen zerstört, und haben dadurch die Sterblichkeit, welche früher innerhalb 6 Jahren zwischen 237
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krankungen der Wöchnerinnen der I. Gebärklinik durch Lei-
cheninfection bedingt seien.
Wir haben gesehen, dass bei Kolletschka, wie bei vielen
Anderen, eine Lymphangoitis, Phlebitis, Peritonitis, Pleuritis
etc. etc. dadurch entstand, dass ihm Cadavertheile in den
Kreislauf gebracht wurden, und da der anatomische Befund
bei Kolletschka und bei an Puerperalfieber Verstorbenen der-
selbe ist, so vermutheten wir beim Puerperalfieber dieselbe
erzeugende Ursache, das Vorhandensein dieser Ursache war
nicht schwer an den Händen der Untersuchenden nachzuwei-
sen; wenn nun in Folge getroffener Massregeln, welche be-
zwecken, die das Kindbettfieber erzeugenden Stoffe zu zer-
stören, die Sterblichkeit, welche früher innerhalb 6 Jahren
zwischen 237 und 518 schwankte, auf 45 herabgedrückt wird
und wenn, da man nicht wieder mit verunreinigten Händen
untersuchen kann, um den Beweis der dadurch gesteigerten
Sterblichkeit zu liefern, sondern, wenn dasselbe durch Ex-
perimente an Thieren geschieht, und da 45 bedeutend weni-
ger ist, als 237 oder gar 518, so ist dadurch bewiesen, dass
der an der Hand klebende zersetzte Stoff, welcher in Wien,
weil die Schüler sich am häufigsten mit Leichen beschäftigen,
am häufigsten von der Leiche herrührte, das häufige Erkran-
ken der Wöchnerinnen der I. Gebärklinik veranlasste, und
wenn das Scanzoni nicht einleuchtet, so liegt die Ursache die-
ses Nichteinleuchtens wo anders, als in der Unklarheit der
Sache. Und wenn Scanzoni gar die Existenz des zersetzten
Stoffes an dem untersuchenden Finger bezweifelt, so müssen
wir ihm wieder den Erfolg der Chlorwaschungen, als den Fels,
an dem meine Gegner zerschellen, entgegenhalten; wir haben
nämlich an der I. Gebärklinik zu Wien von unseren übrigen,
und den Erfahrungen Anderer gar nicht zu sprechen, weiter
gar keine andere Massregel getroffen, als den durch den Ge-
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mittelst Chlorwaschungen zerstört, und haben dadurch die
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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/350>, abgerufen am 22.11.2024.
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