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Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861.

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nen die Beschäftigungen am Cadaver durchaus nicht als eine
vorzügliche Ursache der Puerperalfieber-Epidemien in Gebär-
häusern beschuldigen; wir würden es aber für die grösste
Vermessenheit halten, mit Händen, die selbst nur nach der
emsigsten Reinigung einen Leichengeruch bemerken lassen,
eine Untersuchung oder Operation bei einer Schwangeren, Ge-
bärenden oder Wöchnerin zu erlauben oder selbst vorzu-
nehmen."

Welch' monströse Heuchelei!!!

Warum hat man vor dem Jahre 1847 nicht gesagt und
nicht geschrieben: "dass es die grösste Vermessenheit sei, mit
Händen, die selbst nach der emsigsten Reinigung einen Lei-
chengeruch bemerken lassen, eine Untersuchung oder Ope-
ration bei einer Schwangeren, Gebärenden oder Wöchnerin
vorzunehmen?"

Wir müssen nochmals ad g) zurückkehren. Wie wir un-
sere These: "Muthmasslich kommen in allen Gebärhäusern,
in welchen Hebammen unterrichtet werden, und wo eine ca-
daveröse Infection nicht leicht möglich ist, weniger Sterbe-
fälle vor als in jenen, in welchen Aerzte unterrichtet wer-
den," begründeten, darüber wolle der Leser Zeile 3, Seite 123,
angefangen, nachlesen.

Wir wollen sehen, was Carl Braun gegen unsere These
in dem statistischen Theile seines Aufsatzes einzuwenden hat.

Um zu zeigen, dass in Hebammenschulen ebenso gross
die Sterblichkeit sei, als in Schulen für Aerzte, führt er die
Maternite zu Paris an, in welcher nur Hebammen gebildet
werden, und wo eine Leicheninfection durch Aerzte und Heb-
ammen nicht stattfinden kann, und Dubois' Klinik, wo sich
die Schüler während des Curses mit Operationsübungen be-
schäftigen, in dessen Nähe sich auch die Sectionskammer be-
findet, und dennoch herrsche in beiden Anstalten eine gleich
grosse Sterblichkeit.

Wir haben nachgewiesen, dass sich die Schülerinnen der
Maternite die Hände in dem Grade mit zersetzten Stoffen ver-

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nen die Beschäftigungen am Cadaver durchaus nicht als eine
vorzügliche Ursache der Puerperalfieber-Epidemien in Gebär-
häusern beschuldigen; wir würden es aber für die grösste
Vermessenheit halten, mit Händen, die selbst nur nach der
emsigsten Reinigung einen Leichengeruch bemerken lassen,
eine Untersuchung oder Operation bei einer Schwangeren, Ge-
bärenden oder Wöchnerin zu erlauben oder selbst vorzu-
nehmen.«

Welch’ monströse Heuchelei!!!

Warum hat man vor dem Jahre 1847 nicht gesagt und
nicht geschrieben: »dass es die grösste Vermessenheit sei, mit
Händen, die selbst nach der emsigsten Reinigung einen Lei-
chengeruch bemerken lassen, eine Untersuchung oder Ope-
ration bei einer Schwangeren, Gebärenden oder Wöchnerin
vorzunehmen?«

Wir müssen nochmals ad g) zurückkehren. Wie wir un-
sere These: »Muthmasslich kommen in allen Gebärhäusern,
in welchen Hebammen unterrichtet werden, und wo eine ca-
daveröse Infection nicht leicht möglich ist, weniger Sterbe-
fälle vor als in jenen, in welchen Aerzte unterrichtet wer-
den,« begründeten, darüber wolle der Leser Zeile 3, Seite 123,
angefangen, nachlesen.

Wir wollen sehen, was Carl Braun gegen unsere These
in dem statistischen Theile seines Aufsatzes einzuwenden hat.

Um zu zeigen, dass in Hebammenschulen ebenso gross
die Sterblichkeit sei, als in Schulen für Aerzte, führt er die
Maternité zu Paris an, in welcher nur Hebammen gebildet
werden, und wo eine Leicheninfection durch Aerzte und Heb-
ammen nicht stattfinden kann, und Dubois’ Klinik, wo sich
die Schüler während des Curses mit Operationsübungen be-
schäftigen, in dessen Nähe sich auch die Sectionskammer be-
findet, und dennoch herrsche in beiden Anstalten eine gleich
grosse Sterblichkeit.

Wir haben nachgewiesen, dass sich die Schülerinnen der
Maternité die Hände in dem Grade mit zersetzten Stoffen ver-

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[515/0527] nen die Beschäftigungen am Cadaver durchaus nicht als eine vorzügliche Ursache der Puerperalfieber-Epidemien in Gebär- häusern beschuldigen; wir würden es aber für die grösste Vermessenheit halten, mit Händen, die selbst nur nach der emsigsten Reinigung einen Leichengeruch bemerken lassen, eine Untersuchung oder Operation bei einer Schwangeren, Ge- bärenden oder Wöchnerin zu erlauben oder selbst vorzu- nehmen.« Welch’ monströse Heuchelei!!! Warum hat man vor dem Jahre 1847 nicht gesagt und nicht geschrieben: »dass es die grösste Vermessenheit sei, mit Händen, die selbst nach der emsigsten Reinigung einen Lei- chengeruch bemerken lassen, eine Untersuchung oder Ope- ration bei einer Schwangeren, Gebärenden oder Wöchnerin vorzunehmen?« Wir müssen nochmals ad g) zurückkehren. Wie wir un- sere These: »Muthmasslich kommen in allen Gebärhäusern, in welchen Hebammen unterrichtet werden, und wo eine ca- daveröse Infection nicht leicht möglich ist, weniger Sterbe- fälle vor als in jenen, in welchen Aerzte unterrichtet wer- den,« begründeten, darüber wolle der Leser Zeile 3, Seite 123, angefangen, nachlesen. Wir wollen sehen, was Carl Braun gegen unsere These in dem statistischen Theile seines Aufsatzes einzuwenden hat. Um zu zeigen, dass in Hebammenschulen ebenso gross die Sterblichkeit sei, als in Schulen für Aerzte, führt er die Maternité zu Paris an, in welcher nur Hebammen gebildet werden, und wo eine Leicheninfection durch Aerzte und Heb- ammen nicht stattfinden kann, und Dubois’ Klinik, wo sich die Schüler während des Curses mit Operationsübungen be- schäftigen, in dessen Nähe sich auch die Sectionskammer be- findet, und dennoch herrsche in beiden Anstalten eine gleich grosse Sterblichkeit. Wir haben nachgewiesen, dass sich die Schülerinnen der Maternité die Hände in dem Grade mit zersetzten Stoffen ver- 33 *

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Zitationshilfe: Semmelweis, Ignaz Philipp: Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers. Pest u. a., 1861, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/semmelweis_kindbettfieber_1861/527>, abgerufen am 22.11.2024.