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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803.

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ärgerlich zu Bette und schlief herrlich. Den andern
Morgen, an meinem Geburtstage, sollte ich auf die
Polizey gehen. Der Sitz derselben war in vierzehn
Tagen wohl vier Mahl verändert worden: man wies
mich hier hin und dort hin, und ich fand sie
nirgends.

Der Henker hohl' Euch mit der Polizey!
Es ist doch alles lauter Hudeley.

So dachte ich in meinem Aerger, kaufte mir
eine Semmel und einige Aepfel in die Tasche, ging
nach Hause, bezahlte den sehr billigen Preis für mein
Quartier, stekte meinen Pass ohne die Polizey wieder
in die Brieftasche und reiste zum Thore hinaus. Das
war mein Geburtstag zum Morgen. Den Abend aber,
denn zu Mittage konnte ich kein schickliches Haus
finden und fastete, erholte ich mich ziemlich wieder zu
Codroipo. Eine niedliche Piemonteserin, deren Mann
ein Deutscher und Feldwebel bey einem kaiserlichen
Regimente war, kam zu Fusse mit ihrem kleinen Jun¬
gen von ungefähr zwey Jahren von Livorno und ging
nach Gräz. Du weisst ich liebe schöne reinliche Kin¬
der in diesem Alter ungewöhnlich, und der Knabe
fing so eben an etwas von der Sprache seines Vaters
und etwas von der Sprache seiner Mutter zu stam¬
meln und hatte sein grosses Wesen mit und auf mei¬
nem Tornister. Der Wirth brachte uns Polenta, Eyer¬
kuchen und zweyerley Fische aus dem Tagliamento,
gesotten und gebraten. Du siehst, dabey war kein
Fleisch; das war also an meinem Geburtstage gefastet
nach den besen Regeln der Kirche.

ärgerlich zu Bette und schlief herrlich. Den andern
Morgen, an meinem Geburtstage, sollte ich auf die
Polizey gehen. Der Sitz derselben war in vierzehn
Tagen wohl vier Mahl verändert worden: man wies
mich hier hin und dort hin, und ich fand sie
nirgends.

Der Henker hohl' Euch mit der Polizey!
Es ist doch alles lauter Hudeley.

So dachte ich in meinem Aerger, kaufte mir
eine Semmel und einige Aepfel in die Tasche, ging
nach Hause, bezahlte den sehr billigen Preis für mein
Quartier, stekte meinen Paſs ohne die Polizey wieder
in die Brieftasche und reiste zum Thore hinaus. Das
war mein Geburtstag zum Morgen. Den Abend aber,
denn zu Mittage konnte ich kein schickliches Haus
finden und fastete, erholte ich mich ziemlich wieder zu
Codroipo. Eine niedliche Piemonteserin, deren Mann
ein Deutscher und Feldwebel bey einem kaiserlichen
Regimente war, kam zu Fuſse mit ihrem kleinen Jun¬
gen von ungefähr zwey Jahren von Livorno und ging
nach Gräz. Du weiſst ich liebe schöne reinliche Kin¬
der in diesem Alter ungewöhnlich, und der Knabe
fing so eben an etwas von der Sprache seines Vaters
und etwas von der Sprache seiner Mutter zu stam¬
meln und hatte sein groſses Wesen mit und auf mei¬
nem Tornister. Der Wirth brachte uns Polenta, Eyer¬
kuchen und zweyerley Fische aus dem Tagliamento,
gesotten und gebraten. Du siehst, dabey war kein
Fleisch; das war also an meinem Geburtstage gefastet
nach den besen Regeln der Kirche.

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[89/0115] ärgerlich zu Bette und schlief herrlich. Den andern Morgen, an meinem Geburtstage, sollte ich auf die Polizey gehen. Der Sitz derselben war in vierzehn Tagen wohl vier Mahl verändert worden: man wies mich hier hin und dort hin, und ich fand sie nirgends. Der Henker hohl' Euch mit der Polizey! Es ist doch alles lauter Hudeley. So dachte ich in meinem Aerger, kaufte mir eine Semmel und einige Aepfel in die Tasche, ging nach Hause, bezahlte den sehr billigen Preis für mein Quartier, stekte meinen Paſs ohne die Polizey wieder in die Brieftasche und reiste zum Thore hinaus. Das war mein Geburtstag zum Morgen. Den Abend aber, denn zu Mittage konnte ich kein schickliches Haus finden und fastete, erholte ich mich ziemlich wieder zu Codroipo. Eine niedliche Piemonteserin, deren Mann ein Deutscher und Feldwebel bey einem kaiserlichen Regimente war, kam zu Fuſse mit ihrem kleinen Jun¬ gen von ungefähr zwey Jahren von Livorno und ging nach Gräz. Du weiſst ich liebe schöne reinliche Kin¬ der in diesem Alter ungewöhnlich, und der Knabe fing so eben an etwas von der Sprache seines Vaters und etwas von der Sprache seiner Mutter zu stam¬ meln und hatte sein groſses Wesen mit und auf mei¬ nem Tornister. Der Wirth brachte uns Polenta, Eyer¬ kuchen und zweyerley Fische aus dem Tagliamento, gesotten und gebraten. Du siehst, dabey war kein Fleisch; das war also an meinem Geburtstage gefastet nach den besen Regeln der Kirche.

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Zitationshilfe: Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/115>, abgerufen am 25.11.2024.