Ende mit einigen grossen Stücken schliesst. Von wei¬ tem klingt es wie etwas grosses; und am Ende besorgt es ein einziger alter lahmer Konstabel. Unser Haupt¬ mann von der Aurora liess sich mit seiner Artillerie stark hören.
Ich wurde auf der Sanität, wohin ohne Unter¬ schied alle Ankommende müssen, mit vieler Artig¬ keit behandelt, und man liess mich sogleich gehen, wohin ich wollte, da die andern, meistens Neapolita¬ ner, noch warten mussten. Mein erster Gang, nach¬ dem ich mich in einem ziemlich guten Wirthshause untergebracht hatte, war zu dem königlichen Biblio¬ thekar, dem Pater Sterzinger, an den ich von dem Sekretär der Königin aus Wien Briefe hatte. Der Güte dieses wirklich sehr ehrwürdigen Mannes danke ich meine schönsten Tage durch ganz Sicilien. Er gab mir durch die ganze Insel Empfehlungen an Männer von Wissenschaft und Humanität, in Agrigent, Syra¬ kus, Katanien und Messina. Der Saal der Bibliothek ist unter seiner Leitung in herrliche Ordnung gebracht, und mit alten sicilianischen Alterthümern sehr ge¬ schmackvoll ausgemalt worden, so dass man hier mit einem Blick alles vorzügliche übersehen kann. Es fin¬ den sich in der hiesigen Bibliothek viele Ausgaben von Werth, und mir ist sie im Fache der Klassiker reicher vorgekommen als Sankt Markus in Venedig. Eine Sel¬ tenheit ist der chinesische Konfuzius mit der lateini¬ schen Interlinearversion, von den Jesuiten, deren Mis¬ sionsgeschäft in China damals glückliche Aussichten hatte. Hier habe ich weiter noch nichts gethan als Orangen gegessen, das Theater der heiligen Cecilia ge¬
Ende mit einigen groſsen Stücken schlieſst. Von wei¬ tem klingt es wie etwas groſses; und am Ende besorgt es ein einziger alter lahmer Konstabel. Unser Haupt¬ mann von der Aurora lieſs sich mit seiner Artillerie stark hören.
Ich wurde auf der Sanität, wohin ohne Unter¬ schied alle Ankommende müssen, mit vieler Artig¬ keit behandelt, und man lieſs mich sogleich gehen, wohin ich wollte, da die andern, meistens Neapolita¬ ner, noch warten muſsten. Mein erster Gang, nach¬ dem ich mich in einem ziemlich guten Wirthshause untergebracht hatte, war zu dem königlichen Biblio¬ thekar, dem Pater Sterzinger, an den ich von dem Sekretär der Königin aus Wien Briefe hatte. Der Güte dieses wirklich sehr ehrwürdigen Mannes danke ich meine schönsten Tage durch ganz Sicilien. Er gab mir durch die ganze Insel Empfehlungen an Männer von Wissenschaft und Humanität, in Agrigent, Syra¬ kus, Katanien und Messina. Der Saal der Bibliothek ist unter seiner Leitung in herrliche Ordnung gebracht, und mit alten sicilianischen Alterthümern sehr ge¬ schmackvoll ausgemalt worden, so daſs man hier mit einem Blick alles vorzügliche übersehen kann. Es fin¬ den sich in der hiesigen Bibliothek viele Ausgaben von Werth, und mir ist sie im Fache der Klassiker reicher vorgekommen als Sankt Markus in Venedig. Eine Sel¬ tenheit ist der chinesische Konfuzius mit der lateini¬ schen Interlinearversion, von den Jesuiten, deren Mis¬ sionsgeschäft in China damals glückliche Aussichten hatte. Hier habe ich weiter noch nichts gethan als Orangen gegessen, das Theater der heiligen Cecilia ge¬
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[201/0227]
Ende mit einigen groſsen Stücken schlieſst. Von wei¬
tem klingt es wie etwas groſses; und am Ende besorgt
es ein einziger alter lahmer Konstabel. Unser Haupt¬
mann von der Aurora lieſs sich mit seiner Artillerie
stark hören.
Ich wurde auf der Sanität, wohin ohne Unter¬
schied alle Ankommende müssen, mit vieler Artig¬
keit behandelt, und man lieſs mich sogleich gehen,
wohin ich wollte, da die andern, meistens Neapolita¬
ner, noch warten muſsten. Mein erster Gang, nach¬
dem ich mich in einem ziemlich guten Wirthshause
untergebracht hatte, war zu dem königlichen Biblio¬
thekar, dem Pater Sterzinger, an den ich von dem
Sekretär der Königin aus Wien Briefe hatte. Der Güte
dieses wirklich sehr ehrwürdigen Mannes danke ich
meine schönsten Tage durch ganz Sicilien. Er gab
mir durch die ganze Insel Empfehlungen an Männer
von Wissenschaft und Humanität, in Agrigent, Syra¬
kus, Katanien und Messina. Der Saal der Bibliothek
ist unter seiner Leitung in herrliche Ordnung gebracht,
und mit alten sicilianischen Alterthümern sehr ge¬
schmackvoll ausgemalt worden, so daſs man hier mit
einem Blick alles vorzügliche übersehen kann. Es fin¬
den sich in der hiesigen Bibliothek viele Ausgaben von
Werth, und mir ist sie im Fache der Klassiker reicher
vorgekommen als Sankt Markus in Venedig. Eine Sel¬
tenheit ist der chinesische Konfuzius mit der lateini¬
schen Interlinearversion, von den Jesuiten, deren Mis¬
sionsgeschäft in China damals glückliche Aussichten
hatte. Hier habe ich weiter noch nichts gethan als
Orangen gegessen, das Theater der heiligen Cecilia ge¬
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Seume, Johann Gottfried: Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802. Braunschweig u. a., 1803, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/seume_syrakus_1803/227>, abgerufen am 25.11.2024.
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