Siebold, Carl Theodor Ernst von: Die Süsswasserfische von Mitteleuropa. Leipzig, 1863.Familie. Muraenoidei. denabfluss" bezeichnete Bach, in dem an Wagner abgestatteten und etwasundeutlich geschriebenen Berichte, (welcher vor mir liegt), als "Wondreb- fluss" gelesen werden muss. Da die Wondreb ein Nebenflüsschen der Eger ist, so kann dieselbe als zum Flussgebiet der Elbe gehörend, recht gut Aale enthalten. Wenn aber in dem Zottbach, als Nebenfluss der Naab, sich wirk- lich Aale gezeigt haben sollten, so dürfte dies darin seine Erklärung finden, dass Seitenbäche der Naab aus dem Pfreimtweiher entspringen, welcher mit anderen Weihern zusammenhängt, die ihre Gewässer durch die Mins der Moldau zuführen, wodurch also die Wasserscheide zwischen Elbe und Donau in der Umgebung des Pfreimtweiher als verschwunden zu betrachten 1), und an dieser Stelle ein Uebertreten der Aale aus dem Flussgebiet der Elbe in das der Donau für möglich zu halten ist. Die Fortpflanzungsgeschichte des Aals, welche von jeher für ein grosses 1) Vergl. Walther: Topische Geographie von Bayern. 1844. pag. 155. Die hier nie-
dergelegten Angaben über die Verschmelzung zweier Wassergebiete haben freilich jetzt, seitdem der Pfreimtweiher trocken gelegt worden ist, ganz und gar ihre Geltung verloren. Familie. Muraenoidei. denabfluss« bezeichnete Bach, in dem an Wagner abgestatteten und etwasundeutlich geschriebenen Berichte, (welcher vor mir liegt), als »Wondreb- fluss« gelesen werden muss. Da die Wondreb ein Nebenflüsschen der Eger ist, so kann dieselbe als zum Flussgebiet der Elbe gehörend, recht gut Aale enthalten. Wenn aber in dem Zottbach, als Nebenfluss der Naab, sich wirk- lich Aale gezeigt haben sollten, so dürfte dies darin seine Erklärung finden, dass Seitenbäche der Naab aus dem Pfreimtweiher entspringen, welcher mit anderen Weihern zusammenhängt, die ihre Gewässer durch die Mins der Moldau zuführen, wodurch also die Wasserscheide zwischen Elbe und Donau in der Umgebung des Pfreimtweiher als verschwunden zu betrachten 1), und an dieser Stelle ein Uebertreten der Aale aus dem Flussgebiet der Elbe in das der Donau für möglich zu halten ist. Die Fortpflanzungsgeschichte des Aals, welche von jeher für ein grosses 1) Vergl. Walther: Topische Geographie von Bayern. 1844. pag. 155. Die hier nie-
dergelegten Angaben über die Verschmelzung zweier Wassergebiete haben freilich jetzt, seitdem der Pfreimtweiher trocken gelegt worden ist, ganz und gar ihre Geltung verloren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0361" n="348"/><fw place="top" type="header">Familie. Muraenoidei.</fw><lb/> denabfluss« bezeichnete Bach, in dem an <hi rendition="#k">Wagner</hi> abgestatteten und etwas<lb/> undeutlich geschriebenen Berichte, (welcher vor mir liegt), als »Wondreb-<lb/> fluss« gelesen werden muss. Da die Wondreb ein Nebenflüsschen der Eger<lb/> ist, so kann dieselbe als zum Flussgebiet der Elbe gehörend, recht gut Aale<lb/> enthalten. Wenn aber in dem Zottbach, als Nebenfluss der Naab, sich wirk-<lb/> lich Aale gezeigt haben sollten, so dürfte dies darin seine Erklärung finden,<lb/> dass Seitenbäche der Naab aus dem Pfreimtweiher entspringen, welcher mit<lb/> anderen Weihern zusammenhängt, die ihre Gewässer durch die Mins der<lb/> Moldau zuführen, wodurch also die Wasserscheide zwischen Elbe und Donau<lb/> in der Umgebung des Pfreimtweiher als verschwunden zu betrachten <note place="foot" n="1)">Vergl. <hi rendition="#k">Walther</hi>: Topische Geographie von Bayern. 1844. pag. 155. Die hier nie-<lb/> dergelegten Angaben über die Verschmelzung zweier Wassergebiete haben freilich jetzt,<lb/> seitdem der Pfreimtweiher trocken gelegt worden ist, ganz und gar ihre Geltung verloren.</note>, und<lb/> an dieser Stelle ein Uebertreten der Aale aus dem Flussgebiet der Elbe in das<lb/> der Donau für möglich zu halten ist.</p><lb/> <p>Die Fortpflanzungsgeschichte des Aals, welche von jeher für ein grosses<lb/> Räthsel gegolten hat, ist bis heute noch nicht vollständig aufgeklärt. Indessen<lb/> haben es die Bemühungen der neueren Zootomen doch dahin gebracht, dass<lb/> man den vielen Fabeln, die über die Entstehung des Aals seit <hi rendition="#k">Aristoteles</hi><lb/> von Mund zu Mund sich im Volke bis auf die heutige Zeit fortpflanzten, mit<lb/> bestimmten Thatsachen entgegentreten kann, aus welchen sich erkennen lässt,<lb/> dass die Aale gleich den übrigen Fischen, Eierstöcke besitzen, aus deren Eiern<lb/> sie ihre Brut erzeugen. Indem ich die von <hi rendition="#k">Aristoteles</hi> zuerst angeregte und<lb/> noch jetzt hier und dort geglaubte Erzählung, dass die Aale durch Urzeugung<lb/> aus dem Schlamm entstehen, nicht weiter zu widerlegen für nöthig erachte,<lb/> will ich einer anderen Sage gedenken, mit der ich auf meinen Reisen am<lb/> Main, am Rhein und Neckar bekannt wurde. In diesen Gegenden behaupten<lb/> nämlich die Fischer, dass die blaue Kresse die Mutter der Aale sei und junge<lb/> Aale von sich gebe. Sie berufen sich darauf, dass man im Frühjahr in der<lb/> Leibeshöhle der blaugefleckten Kressen wirklich junge Aale vorfände. Es<lb/> beruhen diese Angaben nach meinen Untersuchungen auf folgenden unrichtig<lb/> aufgefassten Erscheinungen. Blaue Kressen werden von den Fischern jener<lb/> Gegenden die im Frühjahr mit sehr dunklen, schwarzblauen Seitenflecken ge-<lb/> schmückten brünstigen Individuen des <hi rendition="#i">Gobio fluviatilis</hi> genannt, welche um<lb/> diese Zeit häufiger als sonst von einem Fadenwurm geplagt werden, der in<lb/> der Bauchhöhle dieser Fische die Eingeweide derselben umschlungen hält.<lb/> Es erreicht dieser weissgefärbte Fadenwurm eine Länge von 3 bis 4 Zoll und<lb/> ist den älteren Helminthologen unter dem Namen <hi rendition="#i">Filaria ovata</hi> bereits be-<lb/> kannt gewesen, gegenwärtig führt er den Namen <hi rendition="#i">Agamonema ovatum</hi>. Mit<lb/> diesen jungen Aalen hat es also eine ähnliche Bewandniss, wie mit jenen,<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [348/0361]
Familie. Muraenoidei.
denabfluss« bezeichnete Bach, in dem an Wagner abgestatteten und etwas
undeutlich geschriebenen Berichte, (welcher vor mir liegt), als »Wondreb-
fluss« gelesen werden muss. Da die Wondreb ein Nebenflüsschen der Eger
ist, so kann dieselbe als zum Flussgebiet der Elbe gehörend, recht gut Aale
enthalten. Wenn aber in dem Zottbach, als Nebenfluss der Naab, sich wirk-
lich Aale gezeigt haben sollten, so dürfte dies darin seine Erklärung finden,
dass Seitenbäche der Naab aus dem Pfreimtweiher entspringen, welcher mit
anderen Weihern zusammenhängt, die ihre Gewässer durch die Mins der
Moldau zuführen, wodurch also die Wasserscheide zwischen Elbe und Donau
in der Umgebung des Pfreimtweiher als verschwunden zu betrachten 1), und
an dieser Stelle ein Uebertreten der Aale aus dem Flussgebiet der Elbe in das
der Donau für möglich zu halten ist.
Die Fortpflanzungsgeschichte des Aals, welche von jeher für ein grosses
Räthsel gegolten hat, ist bis heute noch nicht vollständig aufgeklärt. Indessen
haben es die Bemühungen der neueren Zootomen doch dahin gebracht, dass
man den vielen Fabeln, die über die Entstehung des Aals seit Aristoteles
von Mund zu Mund sich im Volke bis auf die heutige Zeit fortpflanzten, mit
bestimmten Thatsachen entgegentreten kann, aus welchen sich erkennen lässt,
dass die Aale gleich den übrigen Fischen, Eierstöcke besitzen, aus deren Eiern
sie ihre Brut erzeugen. Indem ich die von Aristoteles zuerst angeregte und
noch jetzt hier und dort geglaubte Erzählung, dass die Aale durch Urzeugung
aus dem Schlamm entstehen, nicht weiter zu widerlegen für nöthig erachte,
will ich einer anderen Sage gedenken, mit der ich auf meinen Reisen am
Main, am Rhein und Neckar bekannt wurde. In diesen Gegenden behaupten
nämlich die Fischer, dass die blaue Kresse die Mutter der Aale sei und junge
Aale von sich gebe. Sie berufen sich darauf, dass man im Frühjahr in der
Leibeshöhle der blaugefleckten Kressen wirklich junge Aale vorfände. Es
beruhen diese Angaben nach meinen Untersuchungen auf folgenden unrichtig
aufgefassten Erscheinungen. Blaue Kressen werden von den Fischern jener
Gegenden die im Frühjahr mit sehr dunklen, schwarzblauen Seitenflecken ge-
schmückten brünstigen Individuen des Gobio fluviatilis genannt, welche um
diese Zeit häufiger als sonst von einem Fadenwurm geplagt werden, der in
der Bauchhöhle dieser Fische die Eingeweide derselben umschlungen hält.
Es erreicht dieser weissgefärbte Fadenwurm eine Länge von 3 bis 4 Zoll und
ist den älteren Helminthologen unter dem Namen Filaria ovata bereits be-
kannt gewesen, gegenwärtig führt er den Namen Agamonema ovatum. Mit
diesen jungen Aalen hat es also eine ähnliche Bewandniss, wie mit jenen,
1) Vergl. Walther: Topische Geographie von Bayern. 1844. pag. 155. Die hier nie-
dergelegten Angaben über die Verschmelzung zweier Wassergebiete haben freilich jetzt,
seitdem der Pfreimtweiher trocken gelegt worden ist, ganz und gar ihre Geltung verloren.
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