mit Sicherheit ansführen. Da sich sowohl beim oscillirenden wie beim einfachen Strome das oben beschriebene Gegensprech-Ver- fahren anwenden lässt, so ist hierdurch auch die Möglichkeit gegeben, Doppel- und Gegensprechen zugleich anzuwenden.
Für die praktische Benutzung ist diese Methode jedoch ebenso wenig geeignet. Die Anwendung so starker Ströme, wie ein elektrodynamischer Uebertrager sie erfordert, ist im Allgemeinen unzweckmässig. Namentlich sind aber so schnell wechselnde Ströme, wie sie erforderlich sind, damit der elektomagnetische Uebertrager ganz unthätig bleibt, deswegen nicht brauchbar, weil sie nicht auf grosse Entfernungen fortgepflanzt werden können. Bei unterirdischen oder Untersee-Leitungen bedarf diese Erschei- nung wohl kaum einer weiteren Begründung. Die von mir zuerst in diesen Blättern beschriebene, später mehrseitig und nament- lich durch die Untersuchungen Faraday's bestätigte, elektrosta- tische Ladung consumirt kurze alternirende Ströme gänzlich. Sind die Stromwechsel beträchtlich schneller wie die Ladungs- zeiten für den ganzen Draht, so werden zwar positive und negative Ladungswellen sich im Drahte hintereinander fortbewegen, müssen jedoch im Fortschreiten ineinanderfliessen und dadurch sehr schnell an Intensität verlieren. Wie ich in einer besonderen Ab- handlung über die Ladungserscheinungen später nachweisen werde, sind auch die oberirdischen Leitungen als grosse Leydener Flaschen, wenn auch von weit geringerer Capacität wie unter- irdische von gleichen Dimensionen, zu betrachten, bei denen die zwischen Draht und Erde befindliche Luft die Stelle des Glases der Flasche vertritt. Sowohl die hieraus folgende Ladung ober- irdischer Drähte, wie die stets unvollkommene Isolation derselben und die damit verbundene, mit der Stromrichtung wechselnde Polarisation des Drahtes und der die Verbindung mit der Erde herstellenden Platten bewirken eine mit der Entfernung von der Quelle der alternirenden Ströme schnell wachsende Schwächung derselben.
mit Sicherheit ansführen. Da sich sowohl beim oscillirenden wie beim einfachen Strome das oben beschriebene Gegensprech-Ver- fahren anwenden lässt, so ist hierdurch auch die Möglichkeit gegeben, Doppel- und Gegensprechen zugleich anzuwenden.
Für die praktische Benutzung ist diese Methode jedoch ebenso wenig geeignet. Die Anwendung so starker Ströme, wie ein elektrodynamischer Uebertrager sie erfordert, ist im Allgemeinen unzweckmässig. Namentlich sind aber so schnell wechselnde Ströme, wie sie erforderlich sind, damit der elektomagnetische Uebertrager ganz unthätig bleibt, deswegen nicht brauchbar, weil sie nicht auf grosse Entfernungen fortgepflanzt werden können. Bei unterirdischen oder Untersee-Leitungen bedarf diese Erschei- nung wohl kaum einer weiteren Begründung. Die von mir zuerst in diesen Blättern beschriebene, später mehrseitig und nament- lich durch die Untersuchungen Faraday’s bestätigte, elektrosta- tische Ladung consumirt kurze alternirende Ströme gänzlich. Sind die Stromwechsel beträchtlich schneller wie die Ladungs- zeiten für den ganzen Draht, so werden zwar positive und negative Ladungswellen sich im Drahte hintereinander fortbewegen, müssen jedoch im Fortschreiten ineinanderfliessen und dadurch sehr schnell an Intensität verlieren. Wie ich in einer besonderen Ab- handlung über die Ladungserscheinungen später nachweisen werde, sind auch die oberirdischen Leitungen als grosse Leydener Flaschen, wenn auch von weit geringerer Capacität wie unter- irdische von gleichen Dimensionen, zu betrachten, bei denen die zwischen Draht und Erde befindliche Luft die Stelle des Glases der Flasche vertritt. Sowohl die hieraus folgende Ladung ober- irdischer Drähte, wie die stets unvollkommene Isolation derselben und die damit verbundene, mit der Stromrichtung wechselnde Polarisation des Drahtes und der die Verbindung mit der Erde herstellenden Platten bewirken eine mit der Entfernung von der Quelle der alternirenden Ströme schnell wachsende Schwächung derselben.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0148"n="130"/>
mit Sicherheit ansführen. Da sich sowohl beim oscillirenden wie<lb/>
beim einfachen Strome das oben beschriebene Gegensprech-Ver-<lb/>
fahren anwenden lässt, so ist hierdurch auch die Möglichkeit<lb/>
gegeben, Doppel- und Gegensprechen zugleich anzuwenden.</p><lb/><p>Für die praktische Benutzung ist diese Methode jedoch ebenso<lb/>
wenig geeignet. Die Anwendung so starker Ströme, wie ein<lb/>
elektrodynamischer Uebertrager sie erfordert, ist im Allgemeinen<lb/>
unzweckmässig. Namentlich sind aber so schnell wechselnde<lb/>
Ströme, wie sie erforderlich sind, damit der elektomagnetische<lb/>
Uebertrager ganz unthätig bleibt, deswegen nicht brauchbar, weil<lb/>
sie nicht auf grosse Entfernungen fortgepflanzt werden können.<lb/>
Bei unterirdischen oder Untersee-Leitungen bedarf diese Erschei-<lb/>
nung wohl kaum einer weiteren Begründung. Die von mir zuerst<lb/>
in diesen Blättern beschriebene, später mehrseitig und nament-<lb/>
lich durch die Untersuchungen Faraday’s bestätigte, elektrosta-<lb/>
tische Ladung consumirt kurze alternirende Ströme gänzlich.<lb/>
Sind die Stromwechsel beträchtlich schneller wie die Ladungs-<lb/>
zeiten für den ganzen Draht, so werden zwar positive und negative<lb/>
Ladungswellen sich im Drahte hintereinander fortbewegen, müssen<lb/>
jedoch im Fortschreiten ineinanderfliessen und dadurch sehr<lb/>
schnell an Intensität verlieren. Wie ich in einer besonderen Ab-<lb/>
handlung über die Ladungserscheinungen später nachweisen werde,<lb/>
sind auch die oberirdischen Leitungen als grosse Leydener<lb/>
Flaschen, wenn auch von weit geringerer Capacität wie unter-<lb/>
irdische von gleichen Dimensionen, zu betrachten, bei denen die<lb/>
zwischen Draht und Erde befindliche Luft die Stelle des Glases<lb/>
der Flasche vertritt. Sowohl die hieraus folgende Ladung ober-<lb/>
irdischer Drähte, wie die stets unvollkommene Isolation derselben<lb/>
und die damit verbundene, mit der Stromrichtung wechselnde<lb/>
Polarisation des Drahtes und der die Verbindung mit der Erde<lb/>
herstellenden Platten bewirken eine mit der Entfernung von der<lb/>
Quelle der alternirenden Ströme schnell wachsende Schwächung<lb/>
derselben.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></body></text></TEI>
[130/0148]
mit Sicherheit ansführen. Da sich sowohl beim oscillirenden wie
beim einfachen Strome das oben beschriebene Gegensprech-Ver-
fahren anwenden lässt, so ist hierdurch auch die Möglichkeit
gegeben, Doppel- und Gegensprechen zugleich anzuwenden.
Für die praktische Benutzung ist diese Methode jedoch ebenso
wenig geeignet. Die Anwendung so starker Ströme, wie ein
elektrodynamischer Uebertrager sie erfordert, ist im Allgemeinen
unzweckmässig. Namentlich sind aber so schnell wechselnde
Ströme, wie sie erforderlich sind, damit der elektomagnetische
Uebertrager ganz unthätig bleibt, deswegen nicht brauchbar, weil
sie nicht auf grosse Entfernungen fortgepflanzt werden können.
Bei unterirdischen oder Untersee-Leitungen bedarf diese Erschei-
nung wohl kaum einer weiteren Begründung. Die von mir zuerst
in diesen Blättern beschriebene, später mehrseitig und nament-
lich durch die Untersuchungen Faraday’s bestätigte, elektrosta-
tische Ladung consumirt kurze alternirende Ströme gänzlich.
Sind die Stromwechsel beträchtlich schneller wie die Ladungs-
zeiten für den ganzen Draht, so werden zwar positive und negative
Ladungswellen sich im Drahte hintereinander fortbewegen, müssen
jedoch im Fortschreiten ineinanderfliessen und dadurch sehr
schnell an Intensität verlieren. Wie ich in einer besonderen Ab-
handlung über die Ladungserscheinungen später nachweisen werde,
sind auch die oberirdischen Leitungen als grosse Leydener
Flaschen, wenn auch von weit geringerer Capacität wie unter-
irdische von gleichen Dimensionen, zu betrachten, bei denen die
zwischen Draht und Erde befindliche Luft die Stelle des Glases
der Flasche vertritt. Sowohl die hieraus folgende Ladung ober-
irdischer Drähte, wie die stets unvollkommene Isolation derselben
und die damit verbundene, mit der Stromrichtung wechselnde
Polarisation des Drahtes und der die Verbindung mit der Erde
herstellenden Platten bewirken eine mit der Entfernung von der
Quelle der alternirenden Ströme schnell wachsende Schwächung
derselben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Siemens, Werner von: Gesammelte Abhandlungen und Vorträge. Berlin, 1881, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siemens_abhandlungen_1881/148>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.