Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Johannis Angeli. 161. Niemands liegt an der brust Christi als Johannes. Kind bilde dir nicht ein/ ch du Johannes bist/ Daß du ligst an der Brust deß Herren Jesu Christ. 162. Daß Lob deß Sünders. Daß Lob daß Gott dem Herrn ein Ungerechter giebt/ Wird weniger von jhm als Hundsgebell geliebt. 163. Gott hilfft dem grösten Sünder am liebsten. Die Sünder liegen krant/ jhr artzt ist Jesus Christ: Am liebsten hilfft er dir wo du der gröste bist. 164. Gott nimbt nur die Lämmer an. Gott wil daß alle solln zu seinem Sohne kommen: Und dennoch werden uur die Lämmer angenommen. 165. Wer GOtt siehet. Gott ist ein ewger Blitz/ wer kan jhn sehn und leben? Wer sich in seinen Sohn sein Ebenbild begeben. 166. Wer böse bleibt/ hat nichts an Christo. Mensch bleibestu verbost/ so ist dir nichts erworben: Gott ist nur für das Schaf nicht für den Bok gestorben. 167. Die Sünde bringt was Gutes. Die Sünd bringt doch was gutts: Sie muß den Fro- men dienen/ Daß sie viel edeler für Gott dem Herren grünen. 168. Der Sünder thut nichts gut. Mensch speise wen du wilt/ zeuch tausend Armen an: Wo du ein Sünder bist/ du hast nicht wol gethan. 169. Wie man vor die Majestät gehet. Wer vor der Majestät wil unerschrokken stehn/ Der muß gewaschen sein/ und tief gebukket gehn. 170. GOtt
Johannis Angeli. 161. Niemands liegt an der bruſt Chriſti als Johannes. Kind bilde dir nicht ein/ ch du Johannes biſt/ Daß du ligſt an der Bruſt deß Herren Jeſu Chriſt. 162. Daß Lob deß Suͤnders. Daß Lob daß Gott dem Herꝛn ein Ungerechter giebt/ Wird weniger von jhm als Hundsgebell geliebt. 163. Gott hilfft dem groͤſten Suͤnder am liebſten. Die Suͤnder liegẽ krant/ jhr artzt iſt Jeſus Chriſt: Am liebſten hilfft er dir wo du der groͤſte biſt. 164. Gott nimbt nur die Laͤmmer an. Gott wil daß alle ſolln zu ſeinem Sohne kommen: Und dennoch werden uur die Laͤmmer angenom̃en. 165. Wer GOtt ſiehet. Gott iſt ein ewger Blitz/ wer kan jhn ſehn und leben? Wer ſich in ſeinen Sohn ſein Ebenbild begeben. 166. Wer boͤſe bleibt/ hat nichts an Chriſto. Menſch bleibeſtu verboſt/ ſo iſt dir nichts erworben: Gott iſt nur fuͤr das Schaf nicht für den Bok geſtorbẽ. 167. Die Suͤnde bringt was Gutes. Die Sünd bringt doch was gutts: Sie muß den Fro- men dienen/ Daß ſie viel edeler fuͤr Gott dem Herren gruͤnen. 168. Der Suͤnder thut nichts gut. Menſch ſpeiſe wen du wilt/ zeuch tauſend Armen an: Wo du ein Suͤnder biſt/ du haſt nicht wol gethan. 169. Wie man vor die Majeſtaͤt gehet. Wer vor der Majeſtaͤt wil unerſchrokken ſtehn/ Der muß gewaſchen ſein/ und tief gebukket gehn. 170. GOtt
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Johannis Angeli.
161. Niemands liegt an der bruſt Chriſti
als Johannes.
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Daß du ligſt an der Bruſt deß Herren Jeſu Chriſt.
162. Daß Lob deß Suͤnders.
Daß Lob daß Gott dem Herꝛn ein Ungerechter giebt/
Wird weniger von jhm als Hundsgebell geliebt.
163. Gott hilfft dem groͤſten Suͤnder am
liebſten.
Die Suͤnder liegẽ krant/ jhr artzt iſt Jeſus Chriſt:
Am liebſten hilfft er dir wo du der groͤſte biſt.
164. Gott nimbt nur die Laͤmmer an.
Gott wil daß alle ſolln zu ſeinem Sohne kommen:
Und dennoch werden uur die Laͤmmer angenom̃en.
165. Wer GOtt ſiehet.
Gott iſt ein ewger Blitz/ wer kan jhn ſehn und leben?
Wer ſich in ſeinen Sohn ſein Ebenbild begeben.
166. Wer boͤſe bleibt/ hat nichts an
Chriſto.
Menſch bleibeſtu verboſt/ ſo iſt dir nichts erworben:
Gott iſt nur fuͤr das Schaf nicht für den Bok geſtorbẽ.
167. Die Suͤnde bringt was Gutes.
Die Sünd bringt doch was gutts: Sie muß den Fro-
men dienen/
Daß ſie viel edeler fuͤr Gott dem Herren gruͤnen.
168. Der Suͤnder thut nichts gut.
Menſch ſpeiſe wen du wilt/ zeuch tauſend Armen an:
Wo du ein Suͤnder biſt/ du haſt nicht wol gethan.
169. Wie man vor die Majeſtaͤt gehet.
Wer vor der Majeſtaͤt wil unerſchrokken ſtehn/
Der muß gewaſchen ſein/ und tief gebukket gehn.
170. GOtt
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