Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Erjnnerungs Vorred mit GOtt/ und eins mit jhm worden/ und inChristo die gäntzliche Kind- oder Sohnschafft erreicht hat/ so ist er so groß/ so reich/ so weise und mächtig als GOtt/ und GOtt thut nichts ohne einen solchen Menschen/ denn Er ist eins mit jhm; er offenbahret jhm alle seine Herrlich- keit und Reichtümber/ und hat nichts in seinem gantzen Hause/ daß ist/ in sich selber/ welches er für jhm verborgen hielte; wie er zu Mosi sagte/ ich will dir all mein Gutt zeigen. Derowegen sagt der Urheber nicht zuvil wann er N. 14. in der Person eines solchen Menschen spricht; ich bin so Reich als GOtt: Denn wer GOtt hat/ der hat mit GOtt alles was GOtt hat. Also was N. 8. 95. und sonsten gesagt wird/ ist auch nach diser Vereinigung zuverstehen. Wiewol auch dise zwey ersten ein absehen auff die Peer- son Christi haben/ welcher wahrer GOtt ist/ und mit seinen unvergleichlichen Liebe Wercken uns zu verstehen gegeben/ als ob GOtt gleich- sam nicht wol wäre/ wann wir solten Verloh- ren werden. Deßwegen Er auch nicht alleine in dises Elende kommen und Mensch worden/ son- dern auch so gar deß aller schmählichsten Todes hat Sterben wollen/ daß Er nur uns wider zu sich bringen/ und sich mit Uns ewig erfrewen und ergötzen könte: Wie er auch sagt/ meine Lust ist bey den Menschenkindern. O deß verwun- derlichen und unaußsprechlichen Adels der See-
Erjnnerungs Vorred mit GOtt/ und eins mit jhm worden/ und inChriſto die gaͤntzliche Kind- oder Sohnſchafft erreicht hat/ ſo iſt er ſo groß/ ſo reich/ ſo weiſe und maͤchtig als GOtt/ und GOtt thut nichts ohne einen ſolchen Menſchen/ denn Er iſt eins mit jhm; er offenbahret jhm alle ſeine Herꝛlich- keit und Reichtuͤmber/ und hat nichts in ſeinem gantzen Hauſe/ daß iſt/ in ſich ſelber/ welches er fuͤr jhm verborgen hielte; wie er zu Moſi ſagte/ ich will dir all mein Gutt zeigen. Derowegen ſagt der Urheber nicht zuvil wann er N. 14. in der Perſon eines ſolchen Menſchen ſpricht; ich bin ſo Reich als GOtt: Denn wer GOtt hat/ der hat mit GOtt alles was GOtt hat. Alſo was N. 8. 95. und ſonſten geſagt wird/ iſt auch nach diſer Vereinigung zuverſtehen. Wiewol auch diſe zwey erſten ein abſehen auff die Peer- ſon Chriſti haben/ welcher wahrer GOtt iſt/ und mit ſeinen unvergleichlichen Liebe Wercken uns zu verſtehen gegeben/ als ob GOtt gleich- ſam nicht wol waͤre/ wann wir ſolten Verloh- ren werden. Deßwegen Er auch nicht alleine in diſes Elende kommen und Menſch worden/ ſon- dern auch ſo gar deß aller ſchmaͤhlichſten Todes hat Sterben wollen/ daß Er nur uns wider zu ſich bringen/ und ſich mit Uns ewig erfrewen und ergoͤtzen koͤnte: Wie er auch ſagt/ meine Luſt iſt bey den Menſchenkindern. O deß verwun- derlichen und unaußſprechlichen Adels der See-
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Erjnnerungs Vorred
mit GOtt/ und eins mit jhm worden/ und in
Chriſto die gaͤntzliche Kind- oder Sohnſchafft
erreicht hat/ ſo iſt er ſo groß/ ſo reich/ ſo weiſe
und maͤchtig als GOtt/ und GOtt thut nichts
ohne einen ſolchen Menſchen/ denn Er iſt eins
mit jhm; er offenbahret jhm alle ſeine Herꝛlich-
keit und Reichtuͤmber/ und hat nichts in ſeinem
gantzen Hauſe/ daß iſt/ in ſich ſelber/ welches er
fuͤr jhm verborgen hielte; wie er zu Moſi ſagte/
ich will dir all mein Gutt zeigen. Derowegen
ſagt der Urheber nicht zuvil wann er N. 14. in
der Perſon eines ſolchen Menſchen ſpricht; ich
bin ſo Reich als GOtt: Denn wer GOtt hat/
der hat mit GOtt alles was GOtt hat. Alſo
was N. 8. 95. und ſonſten geſagt wird/ iſt auch
nach diſer Vereinigung zuverſtehen. Wiewol
auch diſe zwey erſten ein abſehen auff die Peer-
ſon Chriſti haben/ welcher wahrer GOtt iſt/
und mit ſeinen unvergleichlichen Liebe Wercken
uns zu verſtehen gegeben/ als ob GOtt gleich-
ſam nicht wol waͤre/ wann wir ſolten Verloh-
ren werden. Deßwegen Er auch nicht alleine in
diſes Elende kommen und Menſch worden/ ſon-
dern auch ſo gar deß aller ſchmaͤhlichſten Todes
hat Sterben wollen/ daß Er nur uns wider zu
ſich bringen/ und ſich mit Uns ewig erfrewen
und ergoͤtzen koͤnte: Wie er auch ſagt/ meine Luſt
iſt bey den Menſchenkindern. O deß verwun-
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