Silesius, Angelus: Geistreiche Sinn- vnd Schlussrime. Wien, 1657.Andertes Buch. 112. Auß und ein/ Gebähren und Gebohren seyn. Wenn du in Wahrheit kanst auß Gott gebohren seyn/ Und wider GOtt gebährn: so gehstu auß und ein. 113. Man sol vernünfftig handeln. Freund so du trinken wilt/ so setz doch deinen Mund/ Wie ein Vernünfftiger recht an deß Fasses spund. 114. Die Creaturn sind gut. Du klagst/ die Creaturn die bringen dich in Pein: Wie? müssen sie doch mir ein Weg zu GOtte seyn. 115. Die geistliche Jagt. Wie wol wirstu gejagt von Hunden lieber Christ: So du nur williglich die Hindin GOttes bist. 116. Die beste Gesellschafft. Gesellschafft acht' ich nicht: Es sey dann daß das Kind/ Die Jungfrau/ und die Taub'/ und's Lamm beysam- men sind. 117. Die Einsamkeit. Die Einsamkeit ist noth: doch/ sey nur nicht gemein: So kanstu überall in einer Wüsten seyn. 118. Göttlich Leben. Jm fall dich niemand recht und gnug berichten kann Was Göttlich Leben sey: so sprich den Henoch an. * * Henoch heist ein GOtt ergebener. 119. Göttliche gleichheit. Ein Gott ergebner Mensch ist Gotte gleich an Ruh/ Und wandelt über Zeit und Ort in jedem Nu. 120. Man jßt und Trinket GOtt. Wenn du Vergöttet bist/ so jßt- und trinkst-du GOtt/ (Und diß ist ewig wahr) in jedem bissen Brodt. 121. Daß
Andertes Buch. 112. Auß und ein/ Gebaͤhren und Gebohren ſeyn. Wenn du in Wahrheit kanſt auß Gott gebohren ſeyn/ Und wider GOtt gebaͤhrn: ſo gehſtu auß und ein. 113. Man ſol vernuͤnfftig handeln. Freund ſo du trinken wilt/ ſo ſetz doch deinen Mund/ Wie ein Vernuͤnfftiger recht an deß Faſſes ſpund. 114. Die Creaturn ſind gut. Du klagſt/ die Creaturn die bringen dich in Pein: Wie? muͤſſen ſie doch mir ein Weg zu GOtte ſeyn. 115. Die geiſtliche Jagt. Wie wol wirſtu gejagt von Hunden lieber Chriſt: So du nur williglich die Hindin GOttes biſt. 116. Die beſte Geſellſchafft. Geſellſchafft acht’ ich nicht: Es ſey dann daß das Kind/ Die Jungfrau/ und die Taub’/ und’s Lam̃ beyſam- men ſind. 117. Die Einſamkeit. Die Einſamkeit iſt noth: doch/ ſey nur nicht gemein: So kanſtu uͤberall in einer Wuͤſten ſeyn. 118. Goͤttlich Leben. Jm fall dich niemand recht und gnug berichten kañ Was Goͤttlich Leben ſey: ſo ſprich den Henoch an. * * Henoch heiſt ein GOtt ergebener. 119. Goͤttliche gleichheit. Ein Gott ergebner Menſch iſt Gotte gleich an Ruh/ Und wandelt uͤber Zeit und Ort in jedem Nu. 120. Man jßt und Trinket GOtt. Wenn du Vergoͤttet biſt/ ſo jßt- und trinkſt-du GOtt/ (Und diß iſt ewig wahr) in jedem biſſen Brodt. 121. Daß
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0075" n="71[69]"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Andertes Buch.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">112. Auß und ein/ Gebaͤhren und<lb/> Gebohren ſeyn.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Wenn du in Wahrheit kanſt auß Gott gebohren ſeyn/</l><lb/> <l>Und wider GOtt gebaͤhrn: ſo gehſtu auß und ein.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">113. Man ſol vernuͤnfftig handeln.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Freund ſo du trinken wilt/ ſo ſetz doch deinen Mund/</l><lb/> <l>Wie ein Vernuͤnfftiger recht an deß Faſſes ſpund.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">114. Die Creaturn ſind gut.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Du klagſt/ die Creaturn die bringen dich in Pein:</l><lb/> <l>Wie? muͤſſen ſie doch mir ein Weg zu GOtte ſeyn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">115. Die geiſtliche Jagt.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Wie wol wirſtu gejagt von Hunden lieber Chriſt:</l><lb/> <l>So du nur williglich die Hindin GOttes biſt.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">116. Die beſte Geſellſchafft.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Geſellſchafft acht’ ich nicht: Es ſey dann daß das</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Kind/</hi> </l><lb/> <l>Die Jungfrau/ und die Taub’/ und’s Lam̃ beyſam-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">men ſind.</hi> </l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">117. Die Einſamkeit.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Die Einſamkeit iſt noth: doch/ ſey nur nicht gemein:</l><lb/> <l>So kanſtu uͤberall in einer Wuͤſten ſeyn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">118. Goͤttlich Leben.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Jm fall dich niemand recht und gnug berichten kañ</l><lb/> <l>Was Goͤttlich Leben ſey: ſo ſprich den Henoch an. <note place="end" n="*"/></l> </lg><lb/> <note place="end" n="*"> <hi rendition="#fr">Henoch heiſt ein GOtt ergebener.</hi> </note> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">119. Goͤttliche gleichheit.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Ein Gott ergebner Menſch iſt Gotte gleich an Ruh/</l><lb/> <l>Und wandelt uͤber Zeit und Ort in jedem Nu.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">120. Man jßt und Trinket GOtt.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l>Wenn du Vergoͤttet biſt/ ſo jßt- und trinkſt-du GOtt/</l><lb/> <l>(Und diß iſt ewig wahr) in jedem biſſen Brodt.</l> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">121. Daß</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [71[69]/0075]
Andertes Buch.
112. Auß und ein/ Gebaͤhren und
Gebohren ſeyn.
Wenn du in Wahrheit kanſt auß Gott gebohren ſeyn/
Und wider GOtt gebaͤhrn: ſo gehſtu auß und ein.
113. Man ſol vernuͤnfftig handeln.
Freund ſo du trinken wilt/ ſo ſetz doch deinen Mund/
Wie ein Vernuͤnfftiger recht an deß Faſſes ſpund.
114. Die Creaturn ſind gut.
Du klagſt/ die Creaturn die bringen dich in Pein:
Wie? muͤſſen ſie doch mir ein Weg zu GOtte ſeyn.
115. Die geiſtliche Jagt.
Wie wol wirſtu gejagt von Hunden lieber Chriſt:
So du nur williglich die Hindin GOttes biſt.
116. Die beſte Geſellſchafft.
Geſellſchafft acht’ ich nicht: Es ſey dann daß das
Kind/
Die Jungfrau/ und die Taub’/ und’s Lam̃ beyſam-
men ſind.
117. Die Einſamkeit.
Die Einſamkeit iſt noth: doch/ ſey nur nicht gemein:
So kanſtu uͤberall in einer Wuͤſten ſeyn.
118. Goͤttlich Leben.
Jm fall dich niemand recht und gnug berichten kañ
Was Goͤttlich Leben ſey: ſo ſprich den Henoch an.
*
* Henoch heiſt ein GOtt ergebener.
119. Goͤttliche gleichheit.
Ein Gott ergebner Menſch iſt Gotte gleich an Ruh/
Und wandelt uͤber Zeit und Ort in jedem Nu.
120. Man jßt und Trinket GOtt.
Wenn du Vergoͤttet biſt/ ſo jßt- und trinkſt-du GOtt/
(Und diß iſt ewig wahr) in jedem biſſen Brodt.
121. Daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk erschien 1675 in einer zweiten, um ei… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |