Majorität der Erfahrungen, den als rein logisch erscheinenden Forde- rungen; die andere aus den individuellen Konstellationen, den An- sprüchen des Augenblicks, dem Zwange der zufälligen Umgebung. Gegen- über dem schnellen Wechsel innerhalb der letzteren Schicht verbirgt sich unserer Wahrnehmung die langsame Evolution der ersteren und ihre Bildung aus der Sublimierung jener, und sie erscheint als das sachlich Gerechtfertigte, als der Ausdruck einer objektiven Proportion. Wo nun bei einem Tausch zwar unter den gegebenen Umständen die Wertgefühle von Opfer und Gewinn sich mindestens gleichstehen -- denn sonst würde kein Subjekt, das überhaupt vergleicht, ihn voll- ziehen -- dieselben aber, an jenen generellen Festsetzungen gemessen, eine Diskrepanz ergeben, da spricht man von einem Auseinanderfallen von Wert und Preis. Am entschiedensten tritt dies unter den beiden -- übrigens fast immer vereinigten -- Voraussetzungen auf, dass eine einzige Wert- qualität als der wirtschaftliche Wert schlechthin gilt und zwei Objekte also nur insofern als wertgleich anerkannt werden, als das gleiche Quantum jenes Fundamentalwertes in ihnen steckt; und dass zweitens eine bestimmte Proportion zwischen zwei Werten als die sein-sollende mit dem Accente einer nicht nur objektiven, sondern auch moralischen Forderung auftritt. Die Vorstellung z. B., dass das eigentliche Wert- moment in allen Werten die in ihnen vergegenständlichte, gesellschaft- lich notwendige Arbeitszeit sei, ist nach beiden Richtungen hin benutzt worden und giebt so einen -- direkter oder indirekter anwendbaren -- Massstab, der den Wert in wechselnden Plus- und Minusdifferenzen gegen den Preis pendeln macht Allein zunächst lässt die Thatsache jenes einheitlichen Wert massstabes ganz dahingestellt, wieso denn die Arbeitskraft zu einem Werte geworden sei. Sie wäre es schwerlich, wenn sie nicht, an verschiedenem Materiale sich bethätigend und verschiedene Produkte schaffend, dadurch die Möglichkeit des Tausches ergeben hätte, oder wenn ihre Ausübung nicht als ein Opfer empfunden worden wäre, das man für den Gewinn ihres Ergebnisses bringt. Auch die Arbeitskraft wird erst durch die Möglichkeit und Wirklichkeit des Tausches in die Wertkategorie eingestellt, ganz unbeschadet des Um- standes, dass sie nachher innerhalb dieser den Massstab für deren übrige Inhalte abgeben mag. Sei die Arbeitskraft also auch der Inhalt jedes Wertes, seine Form als Wert erhält er erst dadurch, dass sie in die Relation von Opfer und Gewinn oder Preis und Wert (hier im engeren Sinne) eingeht. In den Fällen des Auseinandergehens von Preis und Wert gäbe nach dieser Theorie der eine Kontrahent ein Quantum unmittelbarer vergegenständlichter Arbeitskraft gegen ein geringeres Quantum ebenderselben hin, mit welchem indes andere --
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Majorität der Erfahrungen, den als rein logisch erscheinenden Forde- rungen; die andere aus den individuellen Konstellationen, den An- sprüchen des Augenblicks, dem Zwange der zufälligen Umgebung. Gegen- über dem schnellen Wechsel innerhalb der letzteren Schicht verbirgt sich unserer Wahrnehmung die langsame Evolution der ersteren und ihre Bildung aus der Sublimierung jener, und sie erscheint als das sachlich Gerechtfertigte, als der Ausdruck einer objektiven Proportion. Wo nun bei einem Tausch zwar unter den gegebenen Umständen die Wertgefühle von Opfer und Gewinn sich mindestens gleichstehen — denn sonst würde kein Subjekt, das überhaupt vergleicht, ihn voll- ziehen — dieselben aber, an jenen generellen Festsetzungen gemessen, eine Diskrepanz ergeben, da spricht man von einem Auseinanderfallen von Wert und Preis. Am entschiedensten tritt dies unter den beiden — übrigens fast immer vereinigten — Voraussetzungen auf, daſs eine einzige Wert- qualität als der wirtschaftliche Wert schlechthin gilt und zwei Objekte also nur insofern als wertgleich anerkannt werden, als das gleiche Quantum jenes Fundamentalwertes in ihnen steckt; und daſs zweitens eine bestimmte Proportion zwischen zwei Werten als die sein-sollende mit dem Accente einer nicht nur objektiven, sondern auch moralischen Forderung auftritt. Die Vorstellung z. B., daſs das eigentliche Wert- moment in allen Werten die in ihnen vergegenständlichte, gesellschaft- lich notwendige Arbeitszeit sei, ist nach beiden Richtungen hin benutzt worden und giebt so einen — direkter oder indirekter anwendbaren — Maſsstab, der den Wert in wechselnden Plus- und Minusdifferenzen gegen den Preis pendeln macht Allein zunächst lässt die Thatsache jenes einheitlichen Wert maſsstabes ganz dahingestellt, wieso denn die Arbeitskraft zu einem Werte geworden sei. Sie wäre es schwerlich, wenn sie nicht, an verschiedenem Materiale sich bethätigend und verschiedene Produkte schaffend, dadurch die Möglichkeit des Tausches ergeben hätte, oder wenn ihre Ausübung nicht als ein Opfer empfunden worden wäre, das man für den Gewinn ihres Ergebnisses bringt. Auch die Arbeitskraft wird erst durch die Möglichkeit und Wirklichkeit des Tausches in die Wertkategorie eingestellt, ganz unbeschadet des Um- standes, daſs sie nachher innerhalb dieser den Maſsstab für deren übrige Inhalte abgeben mag. Sei die Arbeitskraft also auch der Inhalt jedes Wertes, seine Form als Wert erhält er erst dadurch, daſs sie in die Relation von Opfer und Gewinn oder Preis und Wert (hier im engeren Sinne) eingeht. In den Fällen des Auseinandergehens von Preis und Wert gäbe nach dieser Theorie der eine Kontrahent ein Quantum unmittelbarer vergegenständlichter Arbeitskraft gegen ein geringeres Quantum ebenderselben hin, mit welchem indes andere —
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Majorität der Erfahrungen, den als rein logisch erscheinenden Forde-
rungen; die andere aus den individuellen Konstellationen, den An-
sprüchen des Augenblicks, dem Zwange der zufälligen Umgebung. Gegen-
über dem schnellen Wechsel innerhalb der letzteren Schicht verbirgt
sich unserer Wahrnehmung die langsame Evolution der ersteren und
ihre Bildung aus der Sublimierung jener, und sie erscheint als das
sachlich Gerechtfertigte, als der Ausdruck einer objektiven Proportion.
Wo nun bei einem Tausch zwar unter den gegebenen Umständen die
Wertgefühle von Opfer und Gewinn sich mindestens gleichstehen —
denn sonst würde kein Subjekt, das überhaupt vergleicht, ihn voll-
ziehen — dieselben aber, an jenen generellen Festsetzungen gemessen,
eine Diskrepanz ergeben, da spricht man von einem Auseinanderfallen von
Wert und Preis. Am entschiedensten tritt dies unter den beiden — übrigens
fast immer vereinigten — Voraussetzungen auf, daſs eine einzige Wert-
qualität als der wirtschaftliche Wert schlechthin gilt und zwei Objekte
also nur insofern als wertgleich anerkannt werden, als das gleiche Quantum
jenes Fundamentalwertes in ihnen steckt; und daſs zweitens eine
bestimmte Proportion zwischen zwei Werten als die sein-sollende
mit dem Accente einer nicht nur objektiven, sondern auch moralischen
Forderung auftritt. Die Vorstellung z. B., daſs das eigentliche Wert-
moment in allen Werten die in ihnen vergegenständlichte, gesellschaft-
lich notwendige Arbeitszeit sei, ist nach beiden Richtungen hin benutzt
worden und giebt so einen — direkter oder indirekter anwendbaren —
Maſsstab, der den Wert in wechselnden Plus- und Minusdifferenzen
gegen den Preis pendeln macht Allein zunächst lässt die Thatsache
jenes einheitlichen Wert maſsstabes ganz dahingestellt, wieso denn
die Arbeitskraft zu einem Werte geworden sei. Sie wäre es schwerlich,
wenn sie nicht, an verschiedenem Materiale sich bethätigend und
verschiedene Produkte schaffend, dadurch die Möglichkeit des Tausches
ergeben hätte, oder wenn ihre Ausübung nicht als ein Opfer empfunden
worden wäre, das man für den Gewinn ihres Ergebnisses bringt. Auch
die Arbeitskraft wird erst durch die Möglichkeit und Wirklichkeit des
Tausches in die Wertkategorie eingestellt, ganz unbeschadet des Um-
standes, daſs sie nachher innerhalb dieser den Maſsstab für deren
übrige Inhalte abgeben mag. Sei die Arbeitskraft also auch der Inhalt
jedes Wertes, seine Form als Wert erhält er erst dadurch, daſs sie in
die Relation von Opfer und Gewinn oder Preis und Wert (hier im
engeren Sinne) eingeht. In den Fällen des Auseinandergehens von
Preis und Wert gäbe nach dieser Theorie der eine Kontrahent ein
Quantum unmittelbarer vergegenständlichter Arbeitskraft gegen ein
geringeres Quantum ebenderselben hin, mit welchem indes andere —
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Simmel, Georg: Philosophie des Geldes. Leipzig, 1900, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/simmel_geld_1900/75>, abgerufen am 25.11.2024.
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