Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Betrachtungen uns hier vorbildet. So müssen wir dann al-so in uns selbst gehen, und sprechen: Was könnte wohl GOtt mehr thun, uns die Christ- liche Tugenden seines heiligen Glaubens, auch sogar nach seinem Tod, bis zu Ende der Welt anzupreissen? Was Milde und Güte hat Er uns nicht da gezeigt? Gleichwohl, wie ist wohl möglich, daß ich mir nichts davon zu Nutzen mache? und, nachdeme ich schon so offt einen sogar Lieb-vollen GOtt empfangen, jedoch mich sogar undanckbar zeige? Wie kan es seyn, daß, da ich einen so demüthigen GOtt in mir beher- berge, gleichwohl sogar hoffärtig bin? Ich em- pfange einen so gehorsamen GOtt, und wider- strebe jedoch aller Göttlichen Lehr, und heylsa- men Gebott. Ich nehme einen so reinen GOtt in mein Hertz auf, so jedoch gantz unfläthig. O Schand! mein GOtt, verzeyhe! ich ersuche dich demüthigst für das künfftige um deine Göttliche Gnad! Anmuthige Gemüths-Erhebung zu dem zarten Fronleichnam. Wer wurde es wohl glauben kön- können
Betrachtungen uns hier vorbildet. So müſſen wir dann al-ſo in uns ſelbſt gehen, und ſprechen: Was könnte wohl GOtt mehr thun, uns die Chriſt- liche Tugenden ſeines heiligen Glaubens, auch ſogar nach ſeinem Tod, bis zu Ende der Welt anzupreiſſen? Was Milde und Güte hat Er uns nicht da gezeigt? Gleichwohl, wie iſt wohl möglich, daß ich mir nichts davon zu Nutzen mache? und, nachdeme ich ſchon ſo offt einen ſogar Lieb-vollen GOtt empfangen, jedoch mich ſogar undanckbar zeige? Wie kan es ſeyn, daß, da ich einen ſo demüthigen GOtt in mir beher- berge, gleichwohl ſogar hoffärtig bin? Ich em- pfange einen ſo gehorſamen GOtt, und wider- ſtrebe jedoch aller Göttlichen Lehr, und heylſa- men Gebott. Ich nehme einen ſo reinen GOtt in mein Hertz auf, ſo jedoch gantz unfläthig. O Schand! mein GOtt, verzeyhe! ich erſuche dich demüthigſt für das künfftige um deine Göttliche Gnad! Anmuthige Gemüths-Erhebung zu dem zarten Fronleichnam. Wer wurde es wohl glauben kön- können
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Betrachtungen
uns hier vorbildet. So müſſen wir dann al-
ſo in uns ſelbſt gehen, und ſprechen: Was
könnte wohl GOtt mehr thun, uns die Chriſt-
liche Tugenden ſeines heiligen Glaubens, auch
ſogar nach ſeinem Tod, bis zu Ende der Welt
anzupreiſſen? Was Milde und Güte hat Er
uns nicht da gezeigt? Gleichwohl, wie iſt wohl
möglich, daß ich mir nichts davon zu Nutzen
mache? und, nachdeme ich ſchon ſo offt einen
ſogar Lieb-vollen GOtt empfangen, jedoch mich
ſogar undanckbar zeige? Wie kan es ſeyn, daß,
da ich einen ſo demüthigen GOtt in mir beher-
berge, gleichwohl ſogar hoffärtig bin? Ich em-
pfange einen ſo gehorſamen GOtt, und wider-
ſtrebe jedoch aller Göttlichen Lehr, und heylſa-
men Gebott. Ich nehme einen ſo reinen GOtt
in mein Hertz auf, ſo jedoch gantz unfläthig. O
Schand! mein GOtt, verzeyhe! ich erſuche
dich demüthigſt für das künfftige um deine
Göttliche Gnad!
Anmuthige Gemüths-Erhebung zu
dem zarten Fronleichnam.
Wer wurde es wohl glauben kön-
nen, was GOtt aus Liebe un-
ſer in dem heiligen Alar thut, wenn es
kein gebottener, ohnfehlbarer Glau-
bens-Satz wäre? Wer hätte ſich wohl
können
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