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Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647.

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brennen. Titia eben so wol. Warumb. Ey mur-
melten die Richter/ daß were vns ein schand wenn
sie loß käme/ vnser leichtfertigkeit möcht an tag
kommen. O weh des vnchristlichen procedi-
resn!

iii. Des Henckers ehr/ möcht auch peri-
clitiren/
denn er möcht bey dem handtwerck in
verachtung kommen/ als wenn ers nicht recht ge-
lehrnet.

iv. Weil man an theil orten kopfgelt/ so wol
an seiten des Richters/ als des Henckers zu ge-
warten: So würden diese Leut jhres gewinstes
beraubet. Laß jhnen kopfgeld für jedere vnschul-
dige geben/ sie werden viel fangen/ wenig tor-
quiren/
vnd etwa vnter 200 nit eine/ vnd auch
diese nur pro forma verbrennen. Ich geschwei-
ge anderer dingen/ davon doch in folgender streit-
red mit etwaß.

Die 23. Streit-rede.
Wie jhm doch zu thun: daß man sich

mit einigem praetext, bey wiederholter
ofterer folter schützen könne?

ANtwort: da ist gut rath zu: * Dann (i)
hilfft jhnen Bartolus der Jurist: der stellt
solches der Richter willkühr anheim. Also
thun auch Baldus vnd andere mehr. Daß ist ja
recht für vnsere Herren Richter. Der Richter

aber
* p. 149.

brennen. Titia eben ſo wol. Warumb. Ey mur-
melten die Richter/ daß were vns ein ſchand weñ
ſie loß kaͤme/ vnſer leichtfertigkeit moͤcht an tag
kommen. O weh des vnchriſtlichen procedi-
resn!

iii. Des Henckers ehr/ moͤcht auch peri-
clitiren/
denn er moͤcht bey dem handtwerck in
verachtung kommen/ als wenn ers nicht recht ge-
lehrnet.

iv. Weil man an theil orten kopfgelt/ ſo wol
an ſeiten des Richters/ als des Henckers zu ge-
warten: So wuͤrden dieſe Leut jhres gewinſtes
beraubet. Laß jhnen kopfgeld fuͤr jedere vnſchul-
dige geben/ ſie werden viel fangen/ wenig tor-
quiren/
vnd etwa vnter 200 nit eine/ vnd auch
dieſe nur pro forma verbrennen. Ich geſchwei-
ge anderer dingen/ davon doch in folgender ſtreit-
red mit etwaß.

Die 23. Streit-rede.
Wie jhm doch zu thun: daß man ſich

mit einigem prætext, bey wiederholter
ofterer folter ſchuͤtzen koͤnne?

ANtwort: da iſt gut rath zu: * Dann (i)
hilfft jhnen Bartolus der Juriſt: der ſtellt
ſolches der Richter willkuͤhr anheim. Alſo
thun auch Baldus vnd andere mehr. Daß iſt ja
recht fuͤr vnſere Herꝛen Richter. Der Richter

aber
* p. 149.
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[82/0102] brennen. Titia eben ſo wol. Warumb. Ey mur- melten die Richter/ daß were vns ein ſchand weñ ſie loß kaͤme/ vnſer leichtfertigkeit moͤcht an tag kommen. O weh des vnchriſtlichen procedi- resn! iii. Des Henckers ehr/ moͤcht auch peri- clitiren/ denn er moͤcht bey dem handtwerck in verachtung kommen/ als wenn ers nicht recht ge- lehrnet. iv. Weil man an theil orten kopfgelt/ ſo wol an ſeiten des Richters/ als des Henckers zu ge- warten: So wuͤrden dieſe Leut jhres gewinſtes beraubet. Laß jhnen kopfgeld fuͤr jedere vnſchul- dige geben/ ſie werden viel fangen/ wenig tor- quiren/ vnd etwa vnter 200 nit eine/ vnd auch dieſe nur pro forma verbrennen. Ich geſchwei- ge anderer dingen/ davon doch in folgender ſtreit- red mit etwaß. Die 23. Streit-rede. Wie jhm doch zu thun: daß man ſich mit einigem prætext, bey wiederholter ofterer folter ſchuͤtzen koͤnne? ANtwort: da iſt gut rath zu: * Dann (i) hilfft jhnen Bartolus der Juriſt: der ſtellt ſolches der Richter willkuͤhr anheim. Alſo thun auch Baldus vnd andere mehr. Daß iſt ja recht fuͤr vnſere Herꝛen Richter. Der Richter aber * p. 149.

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Zitationshilfe: Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/102>, abgerufen am 29.11.2024.