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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. VI. SECT. VII. & VIII.
mehr/ um vermeidung ärgernüsses willen/ offentlich zu lehren möchte angewiesen
werden/ so stünde gleichwohl auch die decision dessen nicht bey seinen geistlichen
vorgesetzten/ sondern beruhete auf der deciosin des Episcopi. 6. Also wo ein su-
perior
gleichwohl den andern simpliciter wolte zu ablegung seiner theseos sonder-
lich durch einige censuren nöthigen/ würde er 1. sich die herrschafft über sein gewis-
sen nehmen. 2. etwas unmügliches oder sündliches von ihm fordern. 3. die
gräntzen seines amts überschreiten/ und dem Episcopo vorgreiffen.

Der HErr HErr so uns zum frieden beruffen/ wehre aller orten allen ärger-
nüssen/ und verbinde die diener des friedens in einigkeit des Geistes mit dem band
eines wahren und beständigen friedens um seiner liebe willen. Amen. 1690.

SECTIO. VII.
Uber dem fall einer person/ die nach allem ange-
wandten fleiß in der unterrichtung doch zu keiner erkäntnüß
der nöthigsten stücke des Christenthums gebracht werden kön-
nen/ ob sie zum heiligen Sacrament zu lassen.

WEilen zu würdiger communion die prüfung seiner selbs nothwendig er-
fordert wird/ und aber bey dieser person die fähigkeit zu derselben sich so
gar nicht findet/ daß sie auch nicht einmal zu einer buchstäblichen erkänt-
nüß gebracht werden/ noch von dem was bey den heiligen Sacrament göttlicher
rath seye/ den einfältigsten unterricht fassen kan/ so sehe nicht/ wie sie zu demsel-
ben mit ihrem nutzen gelassen werden könte/ sondern ist so lange zu fleißigem gebet/
besuchung der examinum, und anhörung der predigten anzuweisen/ so dann so
viel müglich ist/ zuweilen mit besondern unterricht bey ihr anzuhalten/ auch die
hausgenossen die um sie sind/ mit christlicher anweissung ihr nach vermögen an die
hand zu gehen/ zu erinnern/ ob etwa der himmlische Vater ihr noch künfftig barm-
hertzigkeit thun/ und das verständnüß weiter öffnen wolte: biß aber sie dahin ge-
langet/ ist sie den kindern/ die aus ermanglung der prüfung nicht zugelassen werden
dörffen/ zu vergleichen/ und es also mit ihr zu halten. 1700.

SECTIO VIII.
Uber einen fall/ da einer sich obrigkeitlicher con-
cession
gebraucht/ die der beichtvater nicht billiget.
Die I. Frage.
Ob und worinnen Timotheus in hoc casu zu viel oder wenig/
recht oder unrecht gethan?

JN der sorgfalt Timothei an Titio zu arbeiten/ daß er des bösen und auch
alles bösen scheins sich entschlage/ und alles sorgende ärgernüß zu verhü-

ten/
d d 3

ARTIC. VI. SECT. VII. & VIII.
mehr/ um vermeidung aͤrgernuͤſſes willen/ offentlich zu lehren moͤchte angewieſen
werden/ ſo ſtuͤnde gleichwohl auch die deciſion deſſen nicht bey ſeinen geiſtlichen
vorgeſetzten/ ſondern beruhete auf der decioſin des Epiſcopi. 6. Alſo wo ein ſu-
perior
gleichwohl den andern ſimpliciter wolte zu ablegung ſeiner theſeos ſonder-
lich durch einige cenſuren noͤthigen/ wuͤrde er 1. ſich die herrſchafft uͤber ſein gewiſ-
ſen nehmen. 2. etwas unmuͤgliches oder ſuͤndliches von ihm fordern. 3. die
graͤntzen ſeines amts uͤberſchreiten/ und dem Epiſcopo vorgreiffen.

Der HErr HErr ſo uns zum frieden beruffen/ wehre aller orten allen aͤrger-
nuͤſſen/ und verbinde die diener des friedens in einigkeit des Geiſtes mit dem band
eines wahren und beſtaͤndigen friedens um ſeiner liebe willen. Amen. 1690.

SECTIO. VII.
Uber dem fall einer perſon/ die nach allem ange-
wandten fleiß in der unterrichtung doch zu keiner erkaͤntnuͤß
der noͤthigſten ſtuͤcke des Chriſtenthums gebracht werden koͤn-
nen/ ob ſie zum heiligen Sacrament zu laſſen.

WEilen zu wuͤrdiger communion die pruͤfung ſeiner ſelbs nothwendig er-
fordert wird/ und aber bey dieſer perſon die faͤhigkeit zu derſelben ſich ſo
gar nicht findet/ daß ſie auch nicht einmal zu einer buchſtaͤblichen erkaͤnt-
nuͤß gebracht werden/ noch von dem was bey den heiligen Sacrament goͤttlicher
rath ſeye/ den einfaͤltigſten unterricht faſſen kan/ ſo ſehe nicht/ wie ſie zu demſel-
ben mit ihrem nutzen gelaſſen werden koͤnte/ ſondern iſt ſo lange zu fleißigem gebet/
beſuchung der examinum, und anhoͤrung der predigten anzuweiſen/ ſo dann ſo
viel muͤglich iſt/ zuweilen mit beſondern unterricht bey ihr anzuhalten/ auch die
hausgenoſſen die um ſie ſind/ mit chriſtlicher anweiſſung ihr nach vermoͤgen an die
hand zu gehen/ zu erinnern/ ob etwa der himmliſche Vater ihr noch kuͤnfftig barm-
hertzigkeit thun/ und das verſtaͤndnuͤß weiter oͤffnen wolte: biß aber ſie dahin ge-
langet/ iſt ſie den kindern/ die aus ermanglung der pruͤfung nicht zugelaſſen werden
doͤrffen/ zu vergleichen/ und es alſo mit ihr zu halten. 1700.

SECTIO VIII.
Uber einen fall/ da einer ſich obrigkeitlicher con-
ceſſion
gebraucht/ die der beichtvater nicht billiget.
Die I. Frage.
Ob und woriñen Timotheus in hoc caſu zu viel oder wenig/
recht oder unrecht gethan?

JN der ſorgfalt Timothei an Titio zu arbeiten/ daß er des boͤſen und auch
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[213/1013] ARTIC. VI. SECT. VII. & VIII. mehr/ um vermeidung aͤrgernuͤſſes willen/ offentlich zu lehren moͤchte angewieſen werden/ ſo ſtuͤnde gleichwohl auch die deciſion deſſen nicht bey ſeinen geiſtlichen vorgeſetzten/ ſondern beruhete auf der decioſin des Epiſcopi. 6. Alſo wo ein ſu- perior gleichwohl den andern ſimpliciter wolte zu ablegung ſeiner theſeos ſonder- lich durch einige cenſuren noͤthigen/ wuͤrde er 1. ſich die herrſchafft uͤber ſein gewiſ- ſen nehmen. 2. etwas unmuͤgliches oder ſuͤndliches von ihm fordern. 3. die graͤntzen ſeines amts uͤberſchreiten/ und dem Epiſcopo vorgreiffen. Der HErr HErr ſo uns zum frieden beruffen/ wehre aller orten allen aͤrger- nuͤſſen/ und verbinde die diener des friedens in einigkeit des Geiſtes mit dem band eines wahren und beſtaͤndigen friedens um ſeiner liebe willen. Amen. 1690. SECTIO. VII. Uber dem fall einer perſon/ die nach allem ange- wandten fleiß in der unterrichtung doch zu keiner erkaͤntnuͤß der noͤthigſten ſtuͤcke des Chriſtenthums gebracht werden koͤn- nen/ ob ſie zum heiligen Sacrament zu laſſen. WEilen zu wuͤrdiger communion die pruͤfung ſeiner ſelbs nothwendig er- fordert wird/ und aber bey dieſer perſon die faͤhigkeit zu derſelben ſich ſo gar nicht findet/ daß ſie auch nicht einmal zu einer buchſtaͤblichen erkaͤnt- nuͤß gebracht werden/ noch von dem was bey den heiligen Sacrament goͤttlicher rath ſeye/ den einfaͤltigſten unterricht faſſen kan/ ſo ſehe nicht/ wie ſie zu demſel- ben mit ihrem nutzen gelaſſen werden koͤnte/ ſondern iſt ſo lange zu fleißigem gebet/ beſuchung der examinum, und anhoͤrung der predigten anzuweiſen/ ſo dann ſo viel muͤglich iſt/ zuweilen mit beſondern unterricht bey ihr anzuhalten/ auch die hausgenoſſen die um ſie ſind/ mit chriſtlicher anweiſſung ihr nach vermoͤgen an die hand zu gehen/ zu erinnern/ ob etwa der himmliſche Vater ihr noch kuͤnfftig barm- hertzigkeit thun/ und das verſtaͤndnuͤß weiter oͤffnen wolte: biß aber ſie dahin ge- langet/ iſt ſie den kindern/ die aus ermanglung der pruͤfung nicht zugelaſſen werden doͤrffen/ zu vergleichen/ und es alſo mit ihr zu halten. 1700. SECTIO VIII. Uber einen fall/ da einer ſich obrigkeitlicher con- ceſſion gebraucht/ die der beichtvater nicht billiget. Die I. Frage. Ob und woriñen Timotheus in hoc caſu zu viel oder wenig/ recht oder unrecht gethan? JN der ſorgfalt Timothei an Titio zu arbeiten/ daß er des boͤſen und auch alles boͤſen ſcheins ſich entſchlage/ und alles ſorgende aͤrgernuͤß zu verhuͤ- ten/ d d 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/1013>, abgerufen am 28.11.2024.