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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das andere Capitel.
ten/ finde ich nichts sträffliches: indessen wolte ich lieber nicht so praecise
darauff beharret seyn/ bey letzten zuspruch/ daß Titius schlechterdings un-
bußfertig seye/ sondern allein ihm die sorge und grosse gefahr vorgestellet/ so
dann ihn seiner verantwortung überlassen haben. Dann die meiste argumen-
ta
fallen durch die obrigkeitliche concession weg/ so dann dadurch/ wo er sich
derselben dinge/ dazu er die permission solte mißbraucht haben/ zu enthalten
zusaget.

Die II. Frage.
Ob Timotheus ihn qva talem & in hoc statu perseveran-
tem illaesa conscientia
künfftig hin absolviren könne/ oder ihn mit
vorwissen E. löbl. Consistorii suspendiren solle
und müsse?

WJe Timotheus das letztemal denselben admittiret/ so könte man ihn ferner
noch absolviren/ aber allemal mit der verwarnung/ daß nicht der gebrauch
der obrigkeitlichen permission aus einem solchen hertzen komme/ das wahrhaff-
tig unbußfertig seye/ welches der beichtvater sorgen müßte/ ob zwar nicht in das
hertz selbs sehen könte. Schlecht dahin aber kan er nicht suspendiret werden/ da
er sich derjenigen erlaubnüß gebraucht/ die in ihren Iegibus zu dispensiren macht
haben/ so lang sie solche dispensation oder permission selbs auffzuheben nicht be-
wogen werden können/ wol aber darum ersucht werden möchten.

Die III. Frage.
Was zu thun/ wann Titius bey seinem sohn (so in der nähe
unter einer andern Herrschafft ein Pfarrer ist/) wie er schon dro-
het/ beichten solte/ welcher massen mancher böser der-
gleichen weg gehen
möchte?

DJeser unordnung wäre vielmehr mit admission bey ihnen vorzukommen:
wo aber die sache geschehen/ weil er sich würde damit behelffen/ daß er
aus noth dazu gedrungen worden/ sehe ich nicht/ was man anders zu thun ver-
möchte/ als eine beschwerde bey der herrschafft/ darunter jener Prediger ist/ zu
führen/ so zwar auch sorglich wenig ausrichten dörffte.

Die

Das andere Capitel.
ten/ finde ich nichts ſtraͤffliches: indeſſen wolte ich lieber nicht ſo præciſe
darauff beharret ſeyn/ bey letzten zuſpruch/ daß Titius ſchlechterdings un-
bußfertig ſeye/ ſondern allein ihm die ſorge und groſſe gefahr vorgeſtellet/ ſo
dann ihn ſeiner verantwortung uͤberlaſſen haben. Dann die meiſte argumen-
ta
fallen durch die obrigkeitliche concesſion weg/ ſo dann dadurch/ wo er ſich
derſelben dinge/ dazu er die permisſion ſolte mißbraucht haben/ zu enthalten
zuſaget.

Die II. Frage.
Ob Timotheus ihn qva talem & in hoc ſtatu perſeveran-
tem illæſa conſcientia
kuͤnfftig hin abſolviren koͤnne/ oder ihn mit
vorwiſſen E. loͤbl. Conſiſtorii ſuſpendiren ſolle
und muͤſſe?

WJe Timotheus das letztemal denſelben admittiret/ ſo koͤnte man ihn ferner
noch abſolviren/ aber allemal mit der verwarnung/ daß nicht der gebrauch
der obrigkeitlichen permisſion aus einem ſolchen hertzen komme/ das wahrhaff-
tig unbußfertig ſeye/ welches der beichtvater ſorgen muͤßte/ ob zwar nicht in das
hertz ſelbs ſehen koͤnte. Schlecht dahin aber kan er nicht ſuſpendiret werden/ da
er ſich derjenigen erlaubnuͤß gebraucht/ die in ihren Iegibus zu diſpenſiren macht
haben/ ſo lang ſie ſolche diſpenſation oder permisſion ſelbs auffzuheben nicht be-
wogen werden koͤnnen/ wol aber darum erſucht werden moͤchten.

Die III. Frage.
Was zu thun/ wann Titius bey ſeinem ſohn (ſo in der naͤhe
unter einer andern Herrſchafft ein Pfarrer iſt/) wie er ſchon dro-
het/ beichten ſolte/ welcher maſſen mancher boͤſer der-
gleichen weg gehen
moͤchte?

DJeſer unordnung waͤre vielmehr mit admisſion bey ihnen vorzukommen:
wo aber die ſache geſchehen/ weil er ſich wuͤrde damit behelffen/ daß er
aus noth dazu gedrungen worden/ ſehe ich nicht/ was man anders zu thun ver-
moͤchte/ als eine beſchwerde bey der herrſchafft/ darunter jener Prediger iſt/ zu
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Die
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[214/1014] Das andere Capitel. ten/ finde ich nichts ſtraͤffliches: indeſſen wolte ich lieber nicht ſo præciſe darauff beharret ſeyn/ bey letzten zuſpruch/ daß Titius ſchlechterdings un- bußfertig ſeye/ ſondern allein ihm die ſorge und groſſe gefahr vorgeſtellet/ ſo dann ihn ſeiner verantwortung uͤberlaſſen haben. Dann die meiſte argumen- ta fallen durch die obrigkeitliche concesſion weg/ ſo dann dadurch/ wo er ſich derſelben dinge/ dazu er die permisſion ſolte mißbraucht haben/ zu enthalten zuſaget. Die II. Frage. Ob Timotheus ihn qva talem & in hoc ſtatu perſeveran- tem illæſa conſcientia kuͤnfftig hin abſolviren koͤnne/ oder ihn mit vorwiſſen E. loͤbl. Conſiſtorii ſuſpendiren ſolle und muͤſſe? WJe Timotheus das letztemal denſelben admittiret/ ſo koͤnte man ihn ferner noch abſolviren/ aber allemal mit der verwarnung/ daß nicht der gebrauch der obrigkeitlichen permisſion aus einem ſolchen hertzen komme/ das wahrhaff- tig unbußfertig ſeye/ welches der beichtvater ſorgen muͤßte/ ob zwar nicht in das hertz ſelbs ſehen koͤnte. Schlecht dahin aber kan er nicht ſuſpendiret werden/ da er ſich derjenigen erlaubnuͤß gebraucht/ die in ihren Iegibus zu diſpenſiren macht haben/ ſo lang ſie ſolche diſpenſation oder permisſion ſelbs auffzuheben nicht be- wogen werden koͤnnen/ wol aber darum erſucht werden moͤchten. Die III. Frage. Was zu thun/ wann Titius bey ſeinem ſohn (ſo in der naͤhe unter einer andern Herrſchafft ein Pfarrer iſt/) wie er ſchon dro- het/ beichten ſolte/ welcher maſſen mancher boͤſer der- gleichen weg gehen moͤchte? DJeſer unordnung waͤre vielmehr mit admisſion bey ihnen vorzukommen: wo aber die ſache geſchehen/ weil er ſich wuͤrde damit behelffen/ daß er aus noth dazu gedrungen worden/ ſehe ich nicht/ was man anders zu thun ver- moͤchte/ als eine beſchwerde bey der herrſchafft/ darunter jener Prediger iſt/ zu fuͤhren/ ſo zwar auch ſorglich wenig ausrichten doͤrffte. Die

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/1014>, abgerufen am 27.11.2024.