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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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SECTIO XXIII.
lich der geist GOttes in den wiedergebohrnen/ welchem nicht zuwider ist/
daß zugleich in ihrem fleisch/ welches S. Paulus nicht vergebens austrucket/
die sünde: wohne: mit dem unterscheid/ daß der H. Geist also wohnet in den
glaubigen/ daß er bey ihnen herrschet/ die sünde aber als ein unbändiger geist/
der offtmals die angelegte fessel zureisset.
6. Ein wiedergebohrner wird niemals ein fleischlicher mensch genennt/
wie allhier v. 14. sondern geistlich Röm. 8/ 7-9. da sie gar einander entge-
gen gesetzet werden. Antw. Es heissen entweder fleischliche/ bey welchen
das fleisch herrschet/ und also kommt der nahme allein den unwiedergebohr-
nen zu: oder es heissen also/ bey welchen das fleisch noch zimliche krafft hat/
ob wol der geist die herrschafft noch behält. Diese sind gleichwol wiederge-
bohrne: und so nennt Paulus 1. Cor. 3/ 1. 2. 3. 4. diejenige fleischlich/ die er
doch vor junge kinder in Christo erkennet.
7. Allhier wird ein solcher beschrieben/ den das gesetz seiner glieder gar
gefangen nimmt unter der sünden gesetz v. 26. Ein wiedergebohrner aber ist
ein solcher/ den das gesetz des geistes/ der da lebendig machet in Christo JEsu/
von dem gesetz des todes und der sünden frey gemacht hat. Röm. 8/ 2. Antw.
Es nimmt ihn das gesetz der glieder gefangen unter der sünden gesetz/ daß er
sich dessen nicht gnugsam erwehren kan/ ob er wol denselben nicht dienen will/
noch sich darzu bringen lässet. Jndessen ist er auch frey gemacht von dem ge-
setz der sünden/ daß es ihn gleichwol nicht/ wie einen unwiedergebohrnen zur
sünde zwingen kan/ daher er auch nicht in den todt fället.
8. Von dem der Apostel redet/ gebrauchet er reden/ die Ahab dem gott-
losen Könige 2. Kön. 21/ 20. zugeeignet werden. Ein wiedergebohrner aber
ist nicht mehr ein solcher knecht der sünden Röm. 6/ 18. Jn dem gantzen fol-
genden 8. cap. lehnet er von den wiedergebohrnen ab/ was er von den unwieder-
gebohrnen/ die theils ohne theils unter dem gesetz lebten/ oder gelebet hatten/
gesagt hatte. Antw. 1. Obwol Paulus hier die redens-art brauchet/ die an
einem andern ort auch dem Ahab zugeschrieben wird/ folgets nicht/ daß des-
wegen sie an beyden orten einen verstand haben. Dann auch welche allhier
einen unwiedergebohrnen verstanden haben wollen/ verstehen ihn/ wie ein
jeglicher unwiedergebohrner von natur ist: bey denen gleichwol nicht allen
solcher grad der boßheit als bey Ahab sich findet: also ist auch in solcher ge-
fangenschafft ein grosser unterscheid/ so wol als unter der sünden selbs/ welche
alle/ auch die geringste/ der geistlichen freyheit entgegen ist. 2. Jn dem 8. Capi-
tel wird nicht von einem andern subjecto als im 7. gehandelt/ sondern dassel-
be nur in einer andern gestalt vorgestellet; nemlich erstlich in dem siebenden
nach demjenigen/ was dem wiedergehohrnen annoch wegen des flei-
sches
Y
SECTIO XXIII.
lich der geiſt GOttes in den wiedergebohrnen/ welchem nicht zuwider iſt/
daß zugleich in ihrem fleiſch/ welches S. Paulus nicht vergebens austrucket/
die ſuͤnde: wohne: mit dem unterſcheid/ daß der H. Geiſt alſo wohnet in den
glaubigen/ daß er bey ihnen herrſchet/ die ſuͤnde aber als ein unbaͤndiger geiſt/
der offtmals die angelegte feſſel zureiſſet.
6. Ein wiedergebohrner wird niemals ein fleiſchlicher menſch genennt/
wie allhier v. 14. ſondern geiſtlich Roͤm. 8/ 7-9. da ſie gar einander entge-
gen geſetzet werden. Antw. Es heiſſen entweder fleiſchliche/ bey welchen
das fleiſch herrſchet/ und alſo kommt der nahme allein den unwiedergebohr-
nen zu: oder es heiſſen alſo/ bey welchen das fleiſch noch zimliche krafft hat/
ob wol der geiſt die herrſchafft noch behaͤlt. Dieſe ſind gleichwol wiederge-
bohrne: und ſo nennt Paulus 1. Cor. 3/ 1. 2. 3. 4. diejenige fleiſchlich/ die er
doch vor junge kinder in Chriſto erkennet.
7. Allhier wird ein ſolcher beſchrieben/ den das geſetz ſeiner glieder gar
gefangen nimmt unter der ſuͤnden geſetz v. 26. Ein wiedergebohrner aber iſt
ein ſolcher/ den das geſetz des geiſtes/ der da lebendig machet in Chriſto JEſu/
von dem geſetz des todes und der ſuͤnden frey gemacht hat. Roͤm. 8/ 2. Antw.
Es nimmt ihn das geſetz der glieder gefangen unter der ſuͤnden geſetz/ daß er
ſich deſſen nicht gnugſam erwehren kan/ ob er wol denſelben nicht dienen will/
noch ſich darzu bringen laͤſſet. Jndeſſen iſt er auch frey gemacht von dem ge-
ſetz der ſuͤnden/ daß es ihn gleichwol nicht/ wie einen unwiedergebohrnen zur
ſuͤnde zwingen kan/ daher er auch nicht in den todt faͤllet.
8. Von dem der Apoſtel redet/ gebrauchet er reden/ die Ahab dem gott-
loſen Koͤnige 2. Koͤn. 21/ 20. zugeeignet werden. Ein wiedergebohrner aber
iſt nicht mehr ein ſolcher knecht der ſuͤnden Roͤm. 6/ 18. Jn dem gantzen fol-
genden 8. cap. lehnet er von den wiedergebohrnẽ ab/ was er von den unwieder-
gebohrnen/ die theils ohne theils unter dem geſetz lebten/ oder gelebet hatten/
geſagt hatte. Antw. 1. Obwol Paulus hier die redens-art brauchet/ die an
einem andern ort auch dem Ahab zugeſchrieben wird/ folgets nicht/ daß des-
wegen ſie an beyden orten einen verſtand haben. Dann auch welche allhier
einen unwiedergebohrnen verſtanden haben wollen/ verſtehen ihn/ wie ein
jeglicher unwiedergebohrner von natur iſt: bey denen gleichwol nicht allen
ſolcher grad der boßheit als bey Ahab ſich findet: alſo iſt auch in ſolcher ge-
fangenſchafft ein groſſer unterſcheid/ ſo wol als unter der ſuͤnden ſelbs/ welche
alle/ auch die geringſte/ der geiſtlichen freyheit entgegen iſt. 2. Jn dem 8. Capi-
tel wird nicht von einem andern ſubjecto als im 7. gehandelt/ ſondern daſſel-
be nur in einer andern geſtalt vorgeſtellet; nemlich erſtlich in dem ſiebenden
nach demjenigen/ was dem wiedergehohrnen annoch wegen des flei-
ſches
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[169/0185] SECTIO XXIII. lich der geiſt GOttes in den wiedergebohrnen/ welchem nicht zuwider iſt/ daß zugleich in ihrem fleiſch/ welches S. Paulus nicht vergebens austrucket/ die ſuͤnde: wohne: mit dem unterſcheid/ daß der H. Geiſt alſo wohnet in den glaubigen/ daß er bey ihnen herrſchet/ die ſuͤnde aber als ein unbaͤndiger geiſt/ der offtmals die angelegte feſſel zureiſſet. 6. Ein wiedergebohrner wird niemals ein fleiſchlicher menſch genennt/ wie allhier v. 14. ſondern geiſtlich Roͤm. 8/ 7-9. da ſie gar einander entge- gen geſetzet werden. Antw. Es heiſſen entweder fleiſchliche/ bey welchen das fleiſch herrſchet/ und alſo kommt der nahme allein den unwiedergebohr- nen zu: oder es heiſſen alſo/ bey welchen das fleiſch noch zimliche krafft hat/ ob wol der geiſt die herrſchafft noch behaͤlt. Dieſe ſind gleichwol wiederge- bohrne: und ſo nennt Paulus 1. Cor. 3/ 1. 2. 3. 4. diejenige fleiſchlich/ die er doch vor junge kinder in Chriſto erkennet. 7. Allhier wird ein ſolcher beſchrieben/ den das geſetz ſeiner glieder gar gefangen nimmt unter der ſuͤnden geſetz v. 26. Ein wiedergebohrner aber iſt ein ſolcher/ den das geſetz des geiſtes/ der da lebendig machet in Chriſto JEſu/ von dem geſetz des todes und der ſuͤnden frey gemacht hat. Roͤm. 8/ 2. Antw. Es nimmt ihn das geſetz der glieder gefangen unter der ſuͤnden geſetz/ daß er ſich deſſen nicht gnugſam erwehren kan/ ob er wol denſelben nicht dienen will/ noch ſich darzu bringen laͤſſet. Jndeſſen iſt er auch frey gemacht von dem ge- ſetz der ſuͤnden/ daß es ihn gleichwol nicht/ wie einen unwiedergebohrnen zur ſuͤnde zwingen kan/ daher er auch nicht in den todt faͤllet. 8. Von dem der Apoſtel redet/ gebrauchet er reden/ die Ahab dem gott- loſen Koͤnige 2. Koͤn. 21/ 20. zugeeignet werden. Ein wiedergebohrner aber iſt nicht mehr ein ſolcher knecht der ſuͤnden Roͤm. 6/ 18. Jn dem gantzen fol- genden 8. cap. lehnet er von den wiedergebohrnẽ ab/ was er von den unwieder- gebohrnen/ die theils ohne theils unter dem geſetz lebten/ oder gelebet hatten/ geſagt hatte. Antw. 1. Obwol Paulus hier die redens-art brauchet/ die an einem andern ort auch dem Ahab zugeſchrieben wird/ folgets nicht/ daß des- wegen ſie an beyden orten einen verſtand haben. Dann auch welche allhier einen unwiedergebohrnen verſtanden haben wollen/ verſtehen ihn/ wie ein jeglicher unwiedergebohrner von natur iſt: bey denen gleichwol nicht allen ſolcher grad der boßheit als bey Ahab ſich findet: alſo iſt auch in ſolcher ge- fangenſchafft ein groſſer unterſcheid/ ſo wol als unter der ſuͤnden ſelbs/ welche alle/ auch die geringſte/ der geiſtlichen freyheit entgegen iſt. 2. Jn dem 8. Capi- tel wird nicht von einem andern ſubjecto als im 7. gehandelt/ ſondern daſſel- be nur in einer andern geſtalt vorgeſtellet; nemlich erſtlich in dem ſiebenden nach demjenigen/ was dem wiedergehohrnen annoch wegen des flei- ſches Y

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/185>, abgerufen am 21.11.2024.