Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.SECTIO sicher bleibet/ oder da er seine sünde und die schuld erkennet/ daher seine ver-damniß vor augen siehet/ kan er Gott nicht anders als mit einem haß fürch- ten/ welche furcht an sich sündlich ist. Wiederum durch den glauben allein werden wir des H. Geistes und der wiedergebuhrt theilhafftig/ und vermö- gen alsdenn gutes zuthun/ wo aber die wiedergebuhrt/ geist und glaube nicht sind/ bringet aller fleiß aus eigenen kräfften nichts weiter zu wegen/ als er- zwungenes werck und heucheley: welcherley der geist Gottes nicht würdi- gen wird des nahmens der gerechtigkeit. 4. Also wenn der Apostel spricht: in allem volck/ wer ihn fürchtet 5. Wann nun diesem wolte entgegen gesetzet werden/ daß Cornelius ein wir
SECTIO ſicher bleibet/ oder da er ſeine ſuͤnde und die ſchuld erkennet/ daher ſeine ver-damniß vor augen ſiehet/ kan er Gott nicht anders als mit einem haß fuͤrch- ten/ welche furcht an ſich ſuͤndlich iſt. Wiederum durch den glauben allein werden wir des H. Geiſtes und der wiedergebuhrt theilhafftig/ und vermoͤ- gen alsdenn gutes zuthun/ wo aber die wiedergebuhrt/ geiſt und glaube nicht ſind/ bringet aller fleiß aus eigenen kraͤfften nichts weiter zu wegen/ als er- zwungenes werck und heucheley: welcherley der geiſt Gottes nicht wuͤrdi- gen wird des nahmens der gerechtigkeit. 4. Alſo wenn der Apoſtel ſpricht: in allem volck/ wer ihn fuͤrchtet 5. Wann nun dieſem wolte entgegen geſetzet werden/ daß Cornelius ein wir
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0023" n="7"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">SECTIO</hi></hi></hi></fw><lb/> ſicher bleibet/ oder da er ſeine ſuͤnde und die ſchuld erkennet/ daher ſeine ver-<lb/> damniß vor augen ſiehet/ kan er Gott nicht anders als mit einem haß fuͤrch-<lb/> ten/ welche furcht an ſich ſuͤndlich iſt. Wiederum durch den glauben allein<lb/> werden wir des H. Geiſtes und der wiedergebuhrt theilhafftig/ und vermoͤ-<lb/> gen alsdenn gutes zuthun/ wo aber die wiedergebuhrt/ geiſt und glaube nicht<lb/> ſind/ bringet aller fleiß aus eigenen kraͤfften nichts weiter zu wegen/ als er-<lb/> zwungenes werck und heucheley: welcherley der geiſt Gottes nicht wuͤrdi-<lb/> gen wird des nahmens der gerechtigkeit.</p><lb/> <p>4. Alſo wenn der Apoſtel ſpricht: <hi rendition="#fr">in allem volck/ wer ihn fuͤrchtet<lb/> und recht thut/ der iſt ihm angenehm/</hi> ſo wird nicht mehr geſagt/ als<lb/> daß der in dem A. T. geweſte unterſcheid zwiſchen Juden und Heiden aufgeho-<lb/> ben ſeye/ und alſo wie ſich GOtt von einem juden gefallen laſſe ſeine furcht<lb/> und wirckung der gerechtigkeit/ welche ohne buß und glauben nicht ſeyn koͤn-<lb/> nen/ alſo laße er ſich eben dieſelbige auch gefallen von einem Heiden/ derglei-<lb/> chen <hi rendition="#aq">Cornelius</hi> war: Nicht aber wird damit angedeutet/ ob waͤre Gott mit<lb/> jemanden zufrieden/ der doch nicht aus ſeinem natuͤrlichen ſtand durch den<lb/> glauben bekehret worden waͤre.</p><lb/> <p>5. Wann nun dieſem wolte entgegen geſetzet werden/ daß <hi rendition="#aq">Cornelius</hi> ein<lb/> Heid noch nicht koͤnne bekehret geweſen ſeyn/ weil ihm erſt Petrus den glau-<lb/> ben an den Herꝛn Jeſumhabe pꝛedigen und ihn zur bekehrung bringen muͤßen/<lb/> daher was v. 2. von der gerechtigkeit und gottſeeligkeit deßelben geruͤhmt<lb/> wird/ keine andere ſeyn koͤnte/ als die aus dem liecht uñ kraͤfften der natur her-<lb/> kommen waͤre; wie ſich denn die Pelagianer auff dieſes exempel beruffen ha-<lb/> ben/ daß einer auch ohne die gnade aus der natur kraͤfften koͤnne fromm und<lb/> gottſeelig ſeyn (ſihe <hi rendition="#aq">Cent. Magd. V. f.</hi> 580. 595.) So antworteten 1. die<lb/> vaͤter den Pelagianern alſo: <hi rendition="#aq">Prosper in Epiſt. ad Ruffin. neque intelligunt o-<lb/> mnem illam præparationem Cornelii per Dei gratiam fuiſſe collatam</hi> dahin er<lb/> ziehet/ daß GOtt ſelbs v. 15. bezeuge/ daß er ihn bereits gereiniget habe) alſo<lb/> auch <hi rendition="#aq">Auguſtin. l. de Bono perſev. c. 7. quic quid igitur, & antequam in Chriſtum<lb/> crederet, & cum crederet, & cum credidiſſet, bene operatus eſt Cornelius to-<lb/> tum Deo dandum eſt, ne forte quis extollatur.</hi> 2. Es war bereits <hi rendition="#aq">Cornelius</hi><lb/> Gott angenehm in dem vorigen/ welches ohne bekehrung nicht haͤtte geſche-<lb/> hen/ noch ſeine wercke/ da er noch nicht in gnaden geſtanden/ Gott angenehm<lb/> ſeyn koͤnnen/ 3. Muß alſo bey ihmbereits der glauben an den Gott Jſraͤelis/<lb/> und alſo auch an den kuͤnfftigen Meßiam/ ſich gefunden haben. Welches ſo<lb/> viel leichter war/ weil er unter den juden wohnete/ und gutes geruͤchts unter<lb/> dem gantzen volck der juͤden war/ daher ſichs nicht fehlet/ daß er als ſeines<lb/> heils begierig bey den Juden ihrer <hi rendition="#aq">religion</hi> ſich erkundiget/ und die noͤthige<lb/> wahrheiten von der erkaͤntnuͤß Gottes wird angenommen haben/ als bey dem<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wir</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [7/0023]
SECTIO
ſicher bleibet/ oder da er ſeine ſuͤnde und die ſchuld erkennet/ daher ſeine ver-
damniß vor augen ſiehet/ kan er Gott nicht anders als mit einem haß fuͤrch-
ten/ welche furcht an ſich ſuͤndlich iſt. Wiederum durch den glauben allein
werden wir des H. Geiſtes und der wiedergebuhrt theilhafftig/ und vermoͤ-
gen alsdenn gutes zuthun/ wo aber die wiedergebuhrt/ geiſt und glaube nicht
ſind/ bringet aller fleiß aus eigenen kraͤfften nichts weiter zu wegen/ als er-
zwungenes werck und heucheley: welcherley der geiſt Gottes nicht wuͤrdi-
gen wird des nahmens der gerechtigkeit.
4. Alſo wenn der Apoſtel ſpricht: in allem volck/ wer ihn fuͤrchtet
und recht thut/ der iſt ihm angenehm/ ſo wird nicht mehr geſagt/ als
daß der in dem A. T. geweſte unterſcheid zwiſchen Juden und Heiden aufgeho-
ben ſeye/ und alſo wie ſich GOtt von einem juden gefallen laſſe ſeine furcht
und wirckung der gerechtigkeit/ welche ohne buß und glauben nicht ſeyn koͤn-
nen/ alſo laße er ſich eben dieſelbige auch gefallen von einem Heiden/ derglei-
chen Cornelius war: Nicht aber wird damit angedeutet/ ob waͤre Gott mit
jemanden zufrieden/ der doch nicht aus ſeinem natuͤrlichen ſtand durch den
glauben bekehret worden waͤre.
5. Wann nun dieſem wolte entgegen geſetzet werden/ daß Cornelius ein
Heid noch nicht koͤnne bekehret geweſen ſeyn/ weil ihm erſt Petrus den glau-
ben an den Herꝛn Jeſumhabe pꝛedigen und ihn zur bekehrung bringen muͤßen/
daher was v. 2. von der gerechtigkeit und gottſeeligkeit deßelben geruͤhmt
wird/ keine andere ſeyn koͤnte/ als die aus dem liecht uñ kraͤfften der natur her-
kommen waͤre; wie ſich denn die Pelagianer auff dieſes exempel beruffen ha-
ben/ daß einer auch ohne die gnade aus der natur kraͤfften koͤnne fromm und
gottſeelig ſeyn (ſihe Cent. Magd. V. f. 580. 595.) So antworteten 1. die
vaͤter den Pelagianern alſo: Prosper in Epiſt. ad Ruffin. neque intelligunt o-
mnem illam præparationem Cornelii per Dei gratiam fuiſſe collatam dahin er
ziehet/ daß GOtt ſelbs v. 15. bezeuge/ daß er ihn bereits gereiniget habe) alſo
auch Auguſtin. l. de Bono perſev. c. 7. quic quid igitur, & antequam in Chriſtum
crederet, & cum crederet, & cum credidiſſet, bene operatus eſt Cornelius to-
tum Deo dandum eſt, ne forte quis extollatur. 2. Es war bereits Cornelius
Gott angenehm in dem vorigen/ welches ohne bekehrung nicht haͤtte geſche-
hen/ noch ſeine wercke/ da er noch nicht in gnaden geſtanden/ Gott angenehm
ſeyn koͤnnen/ 3. Muß alſo bey ihmbereits der glauben an den Gott Jſraͤelis/
und alſo auch an den kuͤnfftigen Meßiam/ ſich gefunden haben. Welches ſo
viel leichter war/ weil er unter den juden wohnete/ und gutes geruͤchts unter
dem gantzen volck der juͤden war/ daher ſichs nicht fehlet/ daß er als ſeines
heils begierig bey den Juden ihrer religion ſich erkundiget/ und die noͤthige
wahrheiten von der erkaͤntnuͤß Gottes wird angenommen haben/ als bey dem
wir
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |