Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. II. SECTIO XIII. so starck/ daß es nicht vor andern nöthig hätte/ von gottseliger mitbrüder inglaube und liebe thuender seufftzen gestärcket zu werden. Weßwegen ich ja billig denselben zu hertzlichem danck mich verbunden erkenne. Wie hingegen aber auch versichern kan/ gleich wie ich anderer Christlichen mitbrüder/ mit de- nen mich GOtt vereiniget/ vor dem angesicht des HErrn treulich zu geden- cken nicht unterlasse/ daß ich dessen werthen nahmen absonderlich vor dassel- bige zu bringen stäts unvergessen bin. Der HErr erfülle uns mehr und mehr mit dem Geist der gnaden und des gebets/ daß unsere gebet vor einander aus demselben gehen/ folglich vor seinem thron mögen angenehm und erhöret seyn. Was das vorgetragene anligen betrifft wegen der angemutheten ände- Nechst dem ist mir hertzlich lieb/ daß die wichtigkeit dieses geschäffts wol er- Ferner hat mich auch dieses billig erfreuet/ wenn derselbe austrücklich kön-
ARTIC. II. SECTIO XIII. ſo ſtarck/ daß es nicht vor andern noͤthig haͤtte/ von gottſeliger mitbruͤder inglaube und liebe thuender ſeufftzen geſtaͤrcket zu werden. Weßwegen ich ja billig denſelben zu hertzlichem danck mich verbunden erkenne. Wie hingegen aber auch verſichern kan/ gleich wie ich anderer Chriſtlichen mitbruͤder/ mit de- nen mich GOtt vereiniget/ vor dem angeſicht des HErrn treulich zu geden- cken nicht unterlaſſe/ daß ich deſſen werthen nahmen abſonderlich vor daſſel- bige zu bringen ſtaͤts unvergeſſen bin. Der HErr erfuͤlle uns mehr und mehr mit dem Geiſt der gnaden und des gebets/ daß unſere gebet vor einander aus demſelben gehen/ folglich vor ſeinem thꝛon moͤgen angenehm und erhoͤret ſeyn. Was das vorgetragene anligen betrifft wegen der angemutheten aͤnde- Nechſt dem iſt mir hertzlich lieb/ daß die wichtigkeit dieſes geſchaͤffts wol er- Ferner hat mich auch dieſes billig erfreuet/ wenn derſelbe austruͤcklich koͤn-
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ARTIC. II. SECTIO XIII.
ſo ſtarck/ daß es nicht vor andern noͤthig haͤtte/ von gottſeliger mitbruͤder in
glaube und liebe thuender ſeufftzen geſtaͤrcket zu werden. Weßwegen ich ja
billig denſelben zu hertzlichem danck mich verbunden erkenne. Wie hingegen
aber auch verſichern kan/ gleich wie ich anderer Chriſtlichen mitbruͤder/ mit de-
nen mich GOtt vereiniget/ vor dem angeſicht des HErrn treulich zu geden-
cken nicht unterlaſſe/ daß ich deſſen werthen nahmen abſonderlich vor daſſel-
bige zu bringen ſtaͤts unvergeſſen bin. Der HErr erfuͤlle uns mehr und mehr
mit dem Geiſt der gnaden und des gebets/ daß unſere gebet vor einander aus
demſelben gehen/ folglich vor ſeinem thꝛon moͤgen angenehm und erhoͤret ſeyn.
Was das vorgetragene anligen betrifft wegen der angemutheten aͤnde-
rung/ nehme ich auch dieſes als ein abermahliges zeugnuͤß der bruͤderlichen
zuverſicht gegen mich an/ daß auch mein weniger rath und gutachten erſuchet
worden/ darum den HErrn demuͤthig anflehe/ daß er mir die gedancken und
feder alſo regieren wolle/ daß ſeinen willen/ in ſolcher ſache ſelbs erkenne/
und zuzeigen vermoͤge: auffs wenigſte mein werther bruder durch mich von
dem/ was der HErr eigentlich beſchloſſen hat/ nicht irre gemachet werde/ da-
her ich auch bitte/ mein gutachten nicht anders anzuſehen/ als eines Chriſt-
lichen freundes treue meinung/ die derſelbe alsdenn vor GOtt mit gebet und
pruͤffung der urſachen ferner hertzlichen zu unterſuchen/ ſo dann/ wie nach die-
ſem und andern GOtt das hertz auf eine oder andre ſeite lencke/ acht zu geben
habe. Wie ich denn weder jetzt noch jemahls einigem Chriſtlichen mit-bru-
der mit meiner meinung zu præjudiciren/ oder ihm eine weitere folge zuzu-
muthen habe/ als er ſelbs durch vorſtellung der urſachen ſich in ſeinem gewiſ-
ſen uͤberzeuget befindet.
Nechſt dem iſt mir hertzlich lieb/ daß die wichtigkeit dieſes geſchaͤffts wol er-
kant/ u. alſo vorſichtig dariñen verfahrẽ wird. Wie deñ die aͤnderung der dien-
ſte wichtiger/ und alſo mit mehrerm bedacht vorzunehmen iſt/ als die meiſte
gedencken. Jndem mir ja alle meine freudigkeit/ auch meiſte hoffnung des
ſegens/ daran liget/ daß ich wahrhaftig in der ſtelle ſtehe/ dahin mich der HErr
ſetzet/ und alſo ſeine gnade darinnen verheiſſen hat. Gehe ich aber GOtt mei-
nem HErrn aus ſeinem gehorſam/ entweder zu verlaſſen/ wo er mich noch
laͤnger bleibend haben will/ oder aber zuruͤck zu bleiben/ wo er mich ſelbs an-
dershin weiſet/ ſo habe ich billig zu ſorgen/ daß mich GOtt dabey wenig ſeg-
nen/ wo nicht gar mir als einem ungehorſamen das leben oder die gaben ent-
ziehen werde.
Ferner hat mich auch dieſes billig erfreuet/ wenn derſelbe austruͤcklich
bezeuget/ daß er auff nichts/ was zu dieſer zeitlichkeit gehoͤret/ ſehen/ ſon-
dern allein davon verſichert ſeyn wolle/ wo er dem himmliſchen Vater am ge-
faͤlligſten dienen/ und ſeine gaben dermaſſen zur meiſten frucht anwenden
koͤn-
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