Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.zuschrifft. ches betrübte übel tieffer und gründlicher/ als nicht leicht ein ander/ biß-her selbs eingesehen haben und bejammern; dabey aber hoffe noch/ daß die göttliche weißheit Dieselbe eben der ursach wegen an so wichtige stel- le verordnet haben werde/ daß Sie/ wie ich Dero redlicher absicht versichert bin/ durch seine gnade auch alle ihre Herren Collegas zu glei- chem sinne endlich gewinnen/ und alsdenn was in ermanglung deßen bißher nach wunsch nicht geschehen mögen/ ein seliges und erfreuliches ende aller streitigkeit in denen Dero auffsicht anbefohlnen kirchen und schulen machen/ davon auch die übrige Evangelische kirchen freude schöpffen und exempel nehmen möchte. Wie wünschte ich jetzt absonder- lich/ daß derjenige segen/ den der große Gott nach seiner ewigen barm- hertzigkeit zu unsers gnädigsten Chur-Fürsten zu Brandenburg Durchl. väterlicher vorsorge in beylegung durch eine ansehnliche commission der auch eine zeitlang in dero statt und universität zu HALLE nicht ohne gefahr geschwebten streitigkeiten und mißverstan- de/ ertheilet hat/ wie anderswo so wol als bey uns nutzen schaffen/ al- so auch ihres orts dermaßen einleuchten möchte/ daß alle die darzu zure- den und zurathen haben/ alle gedancken auffs neue darauff schlügen/ gleicher seligkeit das wertheste Sachsen wieder theilhafftig zumachen/ daß wahrheit und dero übung in der gottseeligkeit ungetrennt aller orten bey ihnen befestiget würde. Welches vor eine herrliche cron hielte/ damit der Höchste ihre bißherige treue und arbeit bekröhnete. Wann aber unsere sünden noch so groß vor göttlichem gericht seyn/ daß dieses glück uns noch nicht zu theil/ sondern alles heilsame von widrig gesin- neten zu fortsetzung der ärgernüßen mit erfüllung unsers sünden- maßes/ mit allerley hindernüßen zurück getrieben werden solte/ (so ich leider zu geschehen sorge.) so bin ich doch versichert/ daß der HERR HERR/ E. Exc. redliche absicht vor das beste der kirchen nicht an- ders/ als wäre der zweck erreichet worden/ in gnaden ansehen wolle. Mir ists vor diesesmal gnug/ bey gegenwärtiger gelegenheit wiederum mein hertz vor dem angesicht der kirchen ausgeschüttet und meine hoff- nung von E. Exc. offentlich in gebührender observantz bezeuget zu- haben. Und weil weder zu erreichung jenes zwecks noch würcklicher danckbarkeit vor von Deroselben an mir und den meinigen/ auch noch biß daher/ erwiesene wolthaten etwas anders in gegenwärtigem zustand von mir zu versprechen vermag/ als werde so lang ich lebe/ so viel ernstliche, täg-
zuſchrifft. ches betruͤbte uͤbel tieffer und gruͤndlicher/ als nicht leicht ein ander/ biß-her ſelbs eingeſehen haben und bejammern; dabey aber hoffe noch/ daß die goͤttliche weißheit Dieſelbe eben der urſach wegen an ſo wichtige ſtel- le verordnet haben werde/ daß Sie/ wie ich Dero redlicher abſicht verſichert bin/ durch ſeine gnade auch alle ihre Herren Collegas zu glei- chem ſinne endlich gewinnen/ und alsdenn was in ermanglung deßen bißher nach wunſch nicht geſchehen moͤgen/ ein ſeliges und erfreuliches ende aller ſtreitigkeit in denen Dero auffſicht anbefohlnen kirchen und ſchulen machen/ davon auch die uͤbrige Evangeliſche kirchen freude ſchoͤpffen und exempel nehmen moͤchte. Wie wuͤnſchte ich jetzt abſonder- lich/ daß derjenige ſegen/ den der große Gott nach ſeiner ewigen barm- hertzigkeit zu unſers gnaͤdigſten Chur-Fuͤrſten zu Brandenburg Durchl. vaͤterlicher vorſorge in beylegung durch eine anſehnliche commisſion der auch eine zeitlang in dero ſtatt und univerſitaͤt zu HALLE nicht ohne gefahr geſchwebten ſtreitigkeiten und mißverſtan- de/ ertheilet hat/ wie anderswo ſo wol als bey uns nutzen ſchaffen/ al- ſo auch ihres orts dermaßen einleuchten moͤchte/ daß alle die darzu zure- den und zurathen haben/ alle gedancken auffs neue darauff ſchluͤgen/ gleicher ſeligkeit das wertheſte Sachſen wieder theilhafftig zumachen/ daß wahrheit und dero uͤbung in der gottſeeligkeit ungetrennt aller orten bey ihnen befeſtiget wuͤrde. Welches vor eine herrliche cron hielte/ damit der Hoͤchſte ihre bißherige treue und arbeit bekroͤhnete. Wann aber unſere ſuͤnden noch ſo groß vor goͤttlichem gericht ſeyn/ daß dieſes gluͤck uns noch nicht zu theil/ ſondern alles heilſame von widrig geſin- neten zu fortſetzung der aͤrgernuͤßen mit erfuͤllung unſers ſuͤnden- maßes/ mit allerley hindernuͤßen zuruͤck getrieben werden ſolte/ (ſo ich leider zu geſchehen ſorge.) ſo bin ich doch verſichert/ daß der HERR HERR/ E. Exc. redliche abſicht vor das beſte der kirchen nicht an- ders/ als waͤre der zweck erreichet worden/ in gnaden anſehen wolle. Mir iſts vor dieſesmal gnug/ bey gegenwaͤrtiger gelegenheit wiederum mein hertz vor dem angeſicht der kirchen ausgeſchuͤttet und meine hoff- nung von E. Exc. offentlich in gebuͤhrender obſervantz bezeuget zu- haben. Und weil weder zu erreichung jenes zwecks noch wuͤrcklicher danckbarkeit vor von Deroſelben an mir und den meinigen/ auch noch biß daher/ erwieſene wolthaten etwas anders in gegenwaͤrtigem zuſtand von mir zu verſprechẽ vermag/ als weꝛde ſo lang ich lebe/ ſo viel ernſtliche, taͤg-
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die goͤttliche weißheit Dieſelbe eben der urſach wegen an ſo wichtige ſtel-
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verſichert bin/ durch ſeine gnade auch alle ihre Herren Collegas zu glei-
chem ſinne endlich gewinnen/ und alsdenn was in ermanglung deßen
bißher nach wunſch nicht geſchehen moͤgen/ ein ſeliges und erfreuliches
ende aller ſtreitigkeit in denen Dero auffſicht anbefohlnen kirchen und
ſchulen machen/ davon auch die uͤbrige Evangeliſche kirchen freude
ſchoͤpffen und exempel nehmen moͤchte. Wie wuͤnſchte ich jetzt abſonder-
lich/ daß derjenige ſegen/ den der große Gott nach ſeiner ewigen barm-
hertzigkeit zu unſers gnaͤdigſten Chur-Fuͤrſten zu Brandenburg
Durchl. vaͤterlicher vorſorge in beylegung durch eine anſehnliche
commisſion der auch eine zeitlang in dero ſtatt und univerſitaͤt zu
HALLE nicht ohne gefahr geſchwebten ſtreitigkeiten und mißverſtan-
de/ ertheilet hat/ wie anderswo ſo wol als bey uns nutzen ſchaffen/ al-
ſo auch ihres orts dermaßen einleuchten moͤchte/ daß alle die darzu zure-
den und zurathen haben/ alle gedancken auffs neue darauff ſchluͤgen/
gleicher ſeligkeit das wertheſte Sachſen wieder theilhafftig zumachen/
daß wahrheit und dero uͤbung in der gottſeeligkeit ungetrennt aller
orten bey ihnen befeſtiget wuͤrde. Welches vor eine herrliche cron hielte/
damit der Hoͤchſte ihre bißherige treue und arbeit bekroͤhnete. Wann
aber unſere ſuͤnden noch ſo groß vor goͤttlichem gericht ſeyn/ daß dieſes
gluͤck uns noch nicht zu theil/ ſondern alles heilſame von widrig geſin-
neten zu fortſetzung der aͤrgernuͤßen mit erfuͤllung unſers ſuͤnden-
maßes/ mit allerley hindernuͤßen zuruͤck getrieben werden ſolte/ (ſo ich
leider zu geſchehen ſorge.) ſo bin ich doch verſichert/ daß der HERR
HERR/ E. Exc. redliche abſicht vor das beſte der kirchen nicht an-
ders/ als waͤre der zweck erreichet worden/ in gnaden anſehen wolle.
Mir iſts vor dieſesmal gnug/ bey gegenwaͤrtiger gelegenheit wiederum
mein hertz vor dem angeſicht der kirchen ausgeſchuͤttet und meine hoff-
nung von E. Exc. offentlich in gebuͤhrender obſervantz bezeuget zu-
haben. Und weil weder zu erreichung jenes zwecks noch wuͤrcklicher
danckbarkeit vor von Deroſelben an mir und den meinigen/ auch noch
biß daher/ erwieſene wolthaten etwas anders in gegenwaͤrtigem zuſtand
von mir zu verſprechẽ vermag/ als weꝛde ſo lang ich lebe/ ſo viel ernſtliche,
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