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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. III. SECTIO XXVIII.
schwehr zu behaupten werden solten. Wie nicht weniger/ daß wegen bißhe-
rigen comportements die meiste gemeinde ihr hertz von demselben abge-
wendet/ und sich also die sache gar sehr seiter einem jahr geändert habe. Es
wurde auch gemeldet/ daß gar unvorsichtiger weise einige von N. N. gekom-
mene sache seye in der kirchen abgelesen worden/ welche gegentheil sehr er-
bittert hätte. Jn betrachtung dieser gegenwärtigen der sachen beschaffenheit/
weiß ich fast nicht zu rathen/ als wie ich den Herrn pfarrer hertzlich liebe/
daß ich vor das beste hielte/ weil derselbe weder mit der gemeinde/ dero gröste
theil allzu sehr abalienirt/ das jenige hinkünfftig wird ausrichten können/ was
bey einer gemeinde nöthig ist/ da einmahl ein hertzlich vertrauen beyder-
seits erfordert wird/ noch gnugsam ist/ die von hohen häuptern/ welche wei-
ter greiffen können/ als man gedencket/ obschwebende gefahr abzulehnen/ oder
sie beharrlich zu vermeiden/ daß er bey N. N. die vormahl angebotene gna-
de nicht nur annehme/ sondern suchte/ an einen andern ort translociret zu
werden/ da er seinem GOTT in mehrerer ruh und mit erwünschter er-
bauung dienen möchte können. Welches wahrhafftig an diesem ort geschehen
zu können menschlicher weise nicht müglich sehe/ und wir aber auff ausser or-
dentliche hülffe nicht zu warten haben. So möchte die gemeinde/ wo
man darauff bedacht ist/ einen so eyffrig als durch erfahrung vorsichtigen
mann hinwieder dahin zubringen/ der desselben angefangenes glücklicher
fortsetze/ zu ruhe kommen/ und dieses Successoris arbeit gesegneter seyn/
und er würde dieser gefahr befreyet/ hingegen in den stand gesetzet/ da er zu
einer neuen gemeinde kommende alles gleich erstlich so anstellen/ und an-
greiffen könte/ daß er die vorigen steine des anstosses meidete/ und alsdann
der nöthige eyffer auch seine verlangte früchte brächte. Jch rede davon
wie ich vor GOTT in meinem hertzen es vor das nützlichste achte/ und
wie mich die liebe gegen ihn reden und rathen heisset/ als der ich seine ga-
ben gern conserviret und zu mehrerem nutzen angewendet/ nicht aber dero
nutzen gleichsam so bald in der blüt unterdrückt sehen möchte. Jch hoffe derselbe
werde der sache selbst in der furcht des HErrn und mit dessen inbrünstiger an-
ruffung reiflich ferner nachdencken/ und entweder solchem rath platz geben/ oder
aber doch glauben/ daß ich es auffs treulichste gemeynet/ aber wie andere mehr
verständige/ so ihn gleich mit mir lieben nichts in gegenwärtiger bewandnüs
vor desselben bestes vorträglichers gefunden und erkant habe. Der HErr HErr
regiere ihn mit seiner gnade/ und gebe ihm verstand in allen dingen/ daß er sein
werck in wahrer klugheit der gerechten führe/ und viele frucht schaffe.

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ARTIC. III. SECTIO XXVIII.
ſchwehr zu behaupten werden ſolten. Wie nicht weniger/ daß wegen bißhe-
rigen comportements die meiſte gemeinde ihr hertz von demſelben abge-
wendet/ und ſich alſo die ſache gar ſehr ſeiter einem jahr geaͤndert habe. Es
wurde auch gemeldet/ daß gar unvorſichtiger weiſe einige von N. N. gekom-
mene ſache ſeye in der kirchen abgeleſen worden/ welche gegentheil ſehr er-
bittert haͤtte. Jn betrachtung dieſer gegenwaͤrtigen der ſachen beſchaffenheit/
weiß ich faſt nicht zu rathen/ als wie ich den Herrn pfarrer hertzlich liebe/
daß ich vor das beſte hielte/ weil derſelbe weder mit der gemeinde/ dero groͤſte
theil allzu ſehr abalienirt/ das jenige hinkuͤnfftig wird ausrichten koͤnnen/ was
bey einer gemeinde noͤthig iſt/ da einmahl ein hertzlich vertrauen beyder-
ſeits erfordert wird/ noch gnugſam iſt/ die von hohen haͤuptern/ welche wei-
ter greiffen koͤnnen/ als man gedencket/ obſchwebende gefahr abzulehnen/ oder
ſie beharrlich zu vermeiden/ daß er bey N. N. die vormahl angebotene gna-
de nicht nur annehme/ ſondern ſuchte/ an einen andern ort translociret zu
werden/ da er ſeinem GOTT in mehrerer ruh und mit erwuͤnſchter er-
bauung dienen moͤchte koͤnnen. Welches wahrhafftig an dieſem ort geſchehen
zu koͤnnen menſchlicher weiſe nicht muͤglich ſehe/ und wir aber auff auſſer or-
dentliche huͤlffe nicht zu warten haben. So moͤchte die gemeinde/ wo
man darauff bedacht iſt/ einen ſo eyffrig als durch erfahrung vorſichtigen
mann hinwieder dahin zubringen/ der deſſelben angefangenes gluͤcklicher
fortſetze/ zu ruhe kommen/ und dieſes Succeſſoris arbeit geſegneter ſeyn/
und er wuͤrde dieſer gefahr befreyet/ hingegen in den ſtand geſetzet/ da er zu
einer neuen gemeinde kommende alles gleich erſtlich ſo anſtellen/ und an-
greiffen koͤnte/ daß er die vorigen ſteine des anſtoſſes meidete/ und alsdann
der noͤthige eyffer auch ſeine verlangte fruͤchte braͤchte. Jch rede davon
wie ich vor GOTT in meinem hertzen es vor das nuͤtzlichſte achte/ und
wie mich die liebe gegen ihn reden und rathen heiſſet/ als der ich ſeine ga-
ben gern conſerviret und zu mehrerem nutzen angewendet/ nicht aber dero
nutzen gleichſam ſo bald in der bluͤt unteꝛdruͤckt ſehen moͤchte. Jch hoffe derſelbe
werde der ſache ſelbſt in der furcht des HErrn und mit deſſen inbruͤnſtiger an-
ruffung reiflich ferner nachdencken/ und entweder ſolchem rath platz geben/ odeꝛ
aber doch glauben/ daß ich es auffs treulichſte gemeynet/ aber wie andere mehr
verſtaͤndige/ ſo ihn gleich mit mir lieben nichts in gegenwaͤrtiger bewandnuͤs
vor deſſelben beſtes vortraͤglichers gefunden und erkant habe. Der HErꝛ HErꝛ
regiere ihn mit ſeiner gnade/ und gebe ihm verſtand in allen dingen/ daß er ſein
werck in wahrer klugheit der gerechten fuͤhre/ und viele frucht ſchaffe.

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Z z z z
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[729/0745] ARTIC. III. SECTIO XXVIII. ſchwehr zu behaupten werden ſolten. Wie nicht weniger/ daß wegen bißhe- rigen comportements die meiſte gemeinde ihr hertz von demſelben abge- wendet/ und ſich alſo die ſache gar ſehr ſeiter einem jahr geaͤndert habe. Es wurde auch gemeldet/ daß gar unvorſichtiger weiſe einige von N. N. gekom- mene ſache ſeye in der kirchen abgeleſen worden/ welche gegentheil ſehr er- bittert haͤtte. Jn betrachtung dieſer gegenwaͤrtigen der ſachen beſchaffenheit/ weiß ich faſt nicht zu rathen/ als wie ich den Herrn pfarrer hertzlich liebe/ daß ich vor das beſte hielte/ weil derſelbe weder mit der gemeinde/ dero groͤſte theil allzu ſehr abalienirt/ das jenige hinkuͤnfftig wird ausrichten koͤnnen/ was bey einer gemeinde noͤthig iſt/ da einmahl ein hertzlich vertrauen beyder- ſeits erfordert wird/ noch gnugſam iſt/ die von hohen haͤuptern/ welche wei- ter greiffen koͤnnen/ als man gedencket/ obſchwebende gefahr abzulehnen/ oder ſie beharrlich zu vermeiden/ daß er bey N. N. die vormahl angebotene gna- de nicht nur annehme/ ſondern ſuchte/ an einen andern ort translociret zu werden/ da er ſeinem GOTT in mehrerer ruh und mit erwuͤnſchter er- bauung dienen moͤchte koͤnnen. Welches wahrhafftig an dieſem ort geſchehen zu koͤnnen menſchlicher weiſe nicht muͤglich ſehe/ und wir aber auff auſſer or- dentliche huͤlffe nicht zu warten haben. So moͤchte die gemeinde/ wo man darauff bedacht iſt/ einen ſo eyffrig als durch erfahrung vorſichtigen mann hinwieder dahin zubringen/ der deſſelben angefangenes gluͤcklicher fortſetze/ zu ruhe kommen/ und dieſes Succeſſoris arbeit geſegneter ſeyn/ und er wuͤrde dieſer gefahr befreyet/ hingegen in den ſtand geſetzet/ da er zu einer neuen gemeinde kommende alles gleich erſtlich ſo anſtellen/ und an- greiffen koͤnte/ daß er die vorigen ſteine des anſtoſſes meidete/ und alsdann der noͤthige eyffer auch ſeine verlangte fruͤchte braͤchte. Jch rede davon wie ich vor GOTT in meinem hertzen es vor das nuͤtzlichſte achte/ und wie mich die liebe gegen ihn reden und rathen heiſſet/ als der ich ſeine ga- ben gern conſerviret und zu mehrerem nutzen angewendet/ nicht aber dero nutzen gleichſam ſo bald in der bluͤt unteꝛdruͤckt ſehen moͤchte. Jch hoffe derſelbe werde der ſache ſelbſt in der furcht des HErrn und mit deſſen inbruͤnſtiger an- ruffung reiflich ferner nachdencken/ und entweder ſolchem rath platz geben/ odeꝛ aber doch glauben/ daß ich es auffs treulichſte gemeynet/ aber wie andere mehr verſtaͤndige/ ſo ihn gleich mit mir lieben nichts in gegenwaͤrtiger bewandnuͤs vor deſſelben beſtes vortraͤglichers gefunden und erkant habe. Der HErꝛ HErꝛ regiere ihn mit ſeiner gnade/ und gebe ihm verſtand in allen dingen/ daß er ſein werck in wahrer klugheit der gerechten fuͤhre/ und viele frucht ſchaffe. SECTIO Z z z z

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/745>, abgerufen am 22.11.2024.