Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. III. SECTIO XLIV. u. f. Gott zu den gottlosen spricht: Was verkündigest du meine rechte/und nimmest meinen bund in deinen mund? So du doch zucht has- sest/ und wirffest meine gebot hinter dich. Es solle der dienst des Herrn und die verkündigung des göttl. worts mit solchem hertzen geschehen/ der voll des H. Geistes seye/ damit man aus demselben rede: dieser aber wird ver- trieben/ und kan nicht zugleich seyn/ wo der wein überflüßig eingehet. Wie der Apostel deutlich zuverstehen gibet durch seinen gegensatz Ephes. 5/ 18. Und wie sollte der H. Geist/ so ein Geist der mäßigkeit und nüchterkeit ist/ sich gesellen/ mit dem sauffgeist und teuffel. Daher gesetzt/ daß auch die den wor- ten nach beste predigt von einem solchen vollzapffen gethan würde/ so ist sie doch von seiner seyten nichts anders als eine eintheiligung des nahmens Got- tes/ un gleichsam eine einbringung eines frembden feuers in das heiligthum Gottes/ welches dort an den söhnen Aharons/ da sie truncken gewesen/ der Herr mit dem feuer-tod gerochen hat. 3. Mos. 10/ 1. 2. 9. 10. Solte auch das erbaulichste in solchen predigten vorkommen/ so wird es doch bey denjenigen/ so das ärgernüß vor sich sehen/ nicht so wohl bessern als ärgern. 4. Jst durch solche that entweder würcklich ein schwehres ärgernüß in der gemeinde durch betrübung der frommen/ so dadurch zu seuffzen beweget worden/ und durch stärckung der boßhafftigen in ihrer sünde/ erfolget/ da dann das schreckliche wehe unsers Heylands über die ärgerliche person Matth. 18/ über diesen mann fället: oder wo es nicht erfolget solte seyn/ wäre es ein eben so betrüb- tes zeugnüß/ daß man dieser sünde an ihm so gewohnt/ daß man es nicht mehr viel achtet/ oder die meiste nun durch anderer und sein exempel bereits also verführet/ daß man die trunckenheit vor keinen schrecklichen fall und sünde mehr hält/ und deßwegen sich nicht über dasjenige entsetzet/ was vor GOtt so greulich ist. Es wäre aber dieses schon ein zimlicher grad einer gefährlichen verstockung der gemeinde/ daran er von langer zeit möchte schuldig gewesen seyn. Es könten noch mehrere momenta angeführet werden/ welche die abscheu- lichkeit dieser sünde anzeigen/ es mögen aber die angezogene bereits gnug seyn/ zuerweisen daß die sache nicht gering/ sondern vor ein höchst straffbares laster zuachten ist. Wie ich dann hoffen will/ daß Hochgrl. Herrschafft und dero löbliches Consistorium nicht ermangeln werden lassen/ ihren eysser vor Gottes ehr und die würde des predigamts/ welches jener an sich geschändet/ nachtrücklich zuerweisen/ und damit sowohl Gottes zorn/ als das ärgernüß und dessen böse frucht von der gemeinde/ abzuwenden. Wie dann wo men- schen in Gottes nahmen nicht ernstlich straffen/ der HErr mit seinem gericht desto greulicher straffet/ und damit weiter gehet: so dann einem ärgernüß nicht wenig gewehret wird/ da man die dessen schuldige am schärffsten straffet. So ist F f f f f 3
ARTIC. III. SECTIO XLIV. u. f. Gott zu den gottloſen ſpricht: Was verkuͤndigeſt du meine rechte/und nimmeſt meinen bund in deinen mund? So du doch zucht haſ- ſeſt/ und wirffeſt meine gebot hinter dich. Es ſolle der dienſt des Herrn und die verkuͤndigung des goͤttl. worts mit ſolchem hertzen geſchehen/ der voll des H. Geiſtes ſeye/ damit man aus demſelben rede: dieſer aber wird ver- trieben/ und kan nicht zugleich ſeyn/ wo der wein uͤberfluͤßig eingehet. Wie der Apoſtel deutlich zuverſtehen gibet durch ſeinen gegenſatz Epheſ. 5/ 18. Und wie ſollte der H. Geiſt/ ſo ein Geiſt der maͤßigkeit und nuͤchterkeit iſt/ ſich geſellen/ mit dem ſauffgeiſt und teuffel. Daher geſetzt/ daß auch die den wor- ten nach beſte predigt von einem ſolchen vollzapffen gethan wuͤrde/ ſo iſt ſie doch von ſeiner ſeyten nichts anders als eine eintheiligung des nahmens Got- tes/ un gleichſam eine einbringung eines frembden feuers in das heiligthum Gottes/ welches dort an den ſoͤhnen Aharons/ da ſie truncken geweſen/ der Herr mit dem feuer-tod gerochen hat. 3. Moſ. 10/ 1. 2. 9. 10. Solte auch das erbaulichſte in ſolchen predigten vorkommen/ ſo wird es doch bey denjenigen/ ſo das aͤrgernuͤß vor ſich ſehen/ nicht ſo wohl beſſern als aͤrgern. 4. Jſt durch ſolche that entweder wuͤrcklich ein ſchwehres aͤrgernuͤß in der gemeinde durch betruͤbung der frommen/ ſo dadurch zu ſeuffzen beweget worden/ und durch ſtaͤrckung der boßhafftigen in ihrer ſuͤnde/ erfolget/ da dann das ſchreckliche wehe unſers Heylands uͤber die aͤrgerliche perſon Matth. 18/ uͤber dieſen mann faͤllet: oder wo es nicht erfolget ſolte ſeyn/ waͤre es ein eben ſo betruͤb- tes zeugnuͤß/ daß man dieſer ſuͤnde an ihm ſo gewohnt/ daß man es nicht mehr viel achtet/ oder die meiſte nun durch anderer und ſein exempel bereits alſo verfuͤhret/ daß man die trunckenheit vor keinen ſchrecklichen fall und ſuͤnde mehr haͤlt/ und deßwegen ſich nicht uͤber dasjenige entſetzet/ was vor GOtt ſo greulich iſt. Es waͤre aber dieſes ſchon ein zimlicher grad einer gefaͤhrlichen verſtockung der gemeinde/ daran er von langer zeit moͤchte ſchuldig geweſen ſeyn. Es koͤntẽ noch mehrere momenta angefuͤhret werden/ welche die abſcheu- lichkeit dieſer ſuͤnde anzeigen/ es moͤgen aber die angezogene bereits gnug ſeyn/ zuerweiſen daß die ſache nicht gering/ ſondern vor ein hoͤchſt ſtraffbares laſter zuachten iſt. Wie ich dann hoffen will/ daß Hochgrl. Herrſchafft und dero loͤbliches Conſiſtorium nicht ermangeln werden laſſen/ ihren eyſſer vor Gottes ehr und die wuͤrde des predigamts/ welches jener an ſich geſchaͤndet/ nachtruͤcklich zuerweiſen/ und damit ſowohl Gottes zorn/ als das aͤrgernuͤß und deſſen boͤſe frucht von der gemeinde/ abzuwenden. Wie dann wo men- ſchen in Gottes nahmen nicht ernſtlich ſtraffen/ der HErr mit ſeinem gericht deſto greulicher ſtraffet/ und damit weiter gehet: ſo dann einem aͤrgernuͤß nicht wenig gewehret wird/ da man die deſſen ſchuldige am ſchaͤrffſten ſtraffet. So iſt F f f f f 3
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ARTIC. III. SECTIO XLIV.
u. f. Gott zu den gottloſen ſpricht: Was verkuͤndigeſt du meine rechte/
und nimmeſt meinen bund in deinen mund? So du doch zucht haſ-
ſeſt/ und wirffeſt meine gebot hinter dich. Es ſolle der dienſt des Herrn
und die verkuͤndigung des goͤttl. worts mit ſolchem hertzen geſchehen/ der voll
des H. Geiſtes ſeye/ damit man aus demſelben rede: dieſer aber wird ver-
trieben/ und kan nicht zugleich ſeyn/ wo der wein uͤberfluͤßig eingehet. Wie
der Apoſtel deutlich zuverſtehen gibet durch ſeinen gegenſatz Epheſ. 5/ 18.
Und wie ſollte der H. Geiſt/ ſo ein Geiſt der maͤßigkeit und nuͤchterkeit iſt/ ſich
geſellen/ mit dem ſauffgeiſt und teuffel. Daher geſetzt/ daß auch die den wor-
ten nach beſte predigt von einem ſolchen vollzapffen gethan wuͤrde/ ſo iſt ſie
doch von ſeiner ſeyten nichts anders als eine eintheiligung des nahmens Got-
tes/ un gleichſam eine einbringung eines frembden feuers in das heiligthum
Gottes/ welches dort an den ſoͤhnen Aharons/ da ſie truncken geweſen/ der
Herr mit dem feuer-tod gerochen hat. 3. Moſ. 10/ 1. 2. 9. 10. Solte auch das
erbaulichſte in ſolchen predigten vorkommen/ ſo wird es doch bey denjenigen/
ſo das aͤrgernuͤß vor ſich ſehen/ nicht ſo wohl beſſern als aͤrgern. 4. Jſt durch
ſolche that entweder wuͤrcklich ein ſchwehres aͤrgernuͤß in der gemeinde durch
betruͤbung der frommen/ ſo dadurch zu ſeuffzen beweget worden/ und durch
ſtaͤrckung der boßhafftigen in ihrer ſuͤnde/ erfolget/ da dann das ſchreckliche
wehe unſers Heylands uͤber die aͤrgerliche perſon Matth. 18/ uͤber dieſen
mann faͤllet: oder wo es nicht erfolget ſolte ſeyn/ waͤre es ein eben ſo betruͤb-
tes zeugnuͤß/ daß man dieſer ſuͤnde an ihm ſo gewohnt/ daß man es nicht mehr
viel achtet/ oder die meiſte nun durch anderer und ſein exempel bereits alſo
verfuͤhret/ daß man die trunckenheit vor keinen ſchrecklichen fall und ſuͤnde
mehr haͤlt/ und deßwegen ſich nicht uͤber dasjenige entſetzet/ was vor GOtt
ſo greulich iſt. Es waͤre aber dieſes ſchon ein zimlicher grad einer gefaͤhrlichen
verſtockung der gemeinde/ daran er von langer zeit moͤchte ſchuldig geweſen
ſeyn. Es koͤntẽ noch mehrere momenta angefuͤhret werden/ welche die abſcheu-
lichkeit dieſer ſuͤnde anzeigen/ es moͤgen aber die angezogene bereits gnug
ſeyn/ zuerweiſen daß die ſache nicht gering/ ſondern vor ein hoͤchſt ſtraffbares
laſter zuachten iſt. Wie ich dann hoffen will/ daß Hochgrl. Herrſchafft und
dero loͤbliches Conſiſtorium nicht ermangeln werden laſſen/ ihren eyſſer vor
Gottes ehr und die wuͤrde des predigamts/ welches jener an ſich geſchaͤndet/
nachtruͤcklich zuerweiſen/ und damit ſowohl Gottes zorn/ als das aͤrgernuͤß
und deſſen boͤſe frucht von der gemeinde/ abzuwenden. Wie dann wo men-
ſchen in Gottes nahmen nicht ernſtlich ſtraffen/ der HErr mit ſeinem gericht
deſto greulicher ſtraffet/ und damit weiter gehet: ſo dann einem aͤrgernuͤß nicht
wenig gewehret wird/ da man die deſſen ſchuldige am ſchaͤrffſten ſtraffet. So
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