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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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Das dritte Capitel.
795. a. will er auch die beicht nicht zu einem noth-stall gemacht/ und mit
geboten verfaßt haben/ sondern daß sie als die jungfrauschafft frey
bleibe.
Tom. 2. Alt. f. 114. b. Darum hab ichs gesagt und sags noch/
daß ich mir diese heimliche beicht nicht will nehmen lassen/ ich will auch
niemand dazu zwingen oder gezwungen haben/ sondern einem jegli-
chen frey heim stellen.
Tom. 7. Alt. fol. 10. b. und in dem unterricht der
visitatorum an die Pfarherrn in dem Chur-Fürstenthum Sachsen: (welche
schrifft die art einer kirchen-Ordnung hat) Es soll niemand zum Sacra-
ment gelassen werden/ er seye dann vorhin bey dem Pfarherrn gewe-
sen: der soll hören/ ob er vom Sacrament recht unterrichtet seye/ ob
er auch sonst raths bedörffe/ oder seye eine solche person/ die man sihet
und weist/ daß sie alles wol berichtet seye. Denn ob der Pfarherr selbs
oder Prediger/ so täglich damit umgehen/ ohne beicht oder verhör
zum Sacrament gehen will/ soll ihm hiemit nichts verboten seyn.
Deßgleichen ist auch von andern verständigen personen/ so sich selbs
wol zu berichten wissen/ zusagen/ damit nicht wieder ein neuer papst-
zwang oder nöthige gewohnheit aus solcher beicht werde/ die wir
sollen und müssen frey haben. Und
ich D. Martin selbs etliche mal
ungebeichtet hinzu gehe. Daß ich mir nicht selbs eine nöthige ge-
wohnheit mache im gewissen; doch wiederum der beicht brauche/
und nicht entbehren will/ allermeist um der
absolution/ das ist/ Got-
tes worts willen: dann das junge und grobe volck muß man anders
ziehen und weisen/ weder die verständige und geübte leute.
Und fol.
126.
doch so fern daß es alles frey bleibe/ denjenigen unverboten/ die
derselben
absolution brauchen wollen/ und von ihrem Pfarherr viel-
leicht lieber haben/ als von einer offentlichen kirchen-person/ dann
von einem andern/ auch vielleicht nicht entbehren können. Wie-
derum diejenige ungezwungen/ zuvor so sie wol berichtet im
glauben und in der lehre Christi sind/ so allein GOTT beichten
wollen/ und das Sacrament darauff nehmen/ die soll man nichts
weiter zwingen. Dann es nimmts ein jeder auff sein gewissen/ 1. Cor.
11/ 28.
Weil nun Lutherus so starck auff diese freyheit getrieben/ (wie
dann dergleichen stellen noch mehr in seinen schrifften sich finden) daß ers auch
in die erste Sächs. kirchen-ordnung setzen lassen/ würde es ein hartes seyn/
wo man deroselben gebrauch denen nicht verstatten wolte/ die ihn sehnlich

ver-

Das dritte Capitel.
795. a. will er auch die beicht nicht zu einem noth-ſtall gemacht/ und mit
geboten verfaßt haben/ ſondern daß ſie als die jungfrauſchafft frey
bleibe.
Tom. 2. Alt. f. 114. b. Darum hab ichs geſagt und ſags noch/
daß ich mir dieſe heimliche beicht nicht will nehmen laſſen/ ich will auch
niemand dazu zwingen oder gezwungen haben/ ſondern einem jegli-
chen frey heim ſtellen.
Tom. 7. Alt. fol. 10. b. und in dem unterricht der
viſitatorum an die Pfarherrn in dem Chur-Fuͤrſtenthum Sachſen: (welche
ſchrifft die art einer kirchen-Ordnung hat) Es ſoll niemand zum Sacra-
ment gelaſſen werden/ er ſeye dann vorhin bey dem Pfarherrn gewe-
ſen: der ſoll hoͤren/ ob er vom Sacrament recht unterrichtet ſeye/ ob
er auch ſonſt raths bedoͤrffe/ oder ſeye eine ſolche perſon/ die man ſihet
und weiſt/ daß ſie alles wol berichtet ſeye. Denn ob der Pfarherr ſelbs
oder Prediger/ ſo taͤglich damit umgehen/ ohne beicht oder verhoͤr
zum Sacrament gehen will/ ſoll ihm hiemit nichts verboten ſeyn.
Deßgleichen iſt auch von andern verſtaͤndigen perſonen/ ſo ſich ſelbs
wol zu berichten wiſſen/ zuſagen/ damit nicht wieder ein neuer papſt-
zwang oder noͤthige gewohnheit aus ſolcher beicht werde/ die wir
ſollen und muͤſſen frey haben. Und
ich D. Martin ſelbs etliche mal
ungebeichtet hinzu gehe. Daß ich mir nicht ſelbs eine noͤthige ge-
wohnheit mache im gewiſſen; doch wiederum der beicht brauche/
und nicht entbehren will/ allermeiſt um der
abſolution/ das iſt/ Got-
tes worts willen: dann das junge und grobe volck muß man anders
ziehen und weiſen/ weder die verſtaͤndige und geuͤbte leute.
Und fol.
126.
doch ſo fern daß es alles frey bleibe/ denjenigen unverboten/ die
derſelben
abſolution brauchen wollen/ und von ihrem Pfarherr viel-
leicht lieber haben/ als von einer offentlichen kirchen-perſon/ dann
von einem andern/ auch vielleicht nicht entbehren koͤnnen. Wie-
derum diejenige ungezwungen/ zuvor ſo ſie wol berichtet im
glauben und in der lehre Chriſti ſind/ ſo allein GOTT beichten
wollen/ und das Sacrament darauff nehmen/ die ſoll man nichts
weiter zwingen. Dann es nimmts ein jeder auff ſein gewiſſen/ 1. Cor.
11/ 28.
Weil nun Lutherus ſo ſtarck auff dieſe freyheit getrieben/ (wie
dann dergleichen ſtellen noch mehr in ſeinen ſchrifften ſich finden) daß ers auch
in die erſte Saͤchſ. kirchen-ordnung ſetzen laſſen/ wuͤrde es ein hartes ſeyn/
wo man deroſelben gebrauch denen nicht verſtatten wolte/ die ihn ſehnlich

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[148/0156] Das dritte Capitel. 795. a. will er auch die beicht nicht zu einem noth-ſtall gemacht/ und mit geboten verfaßt haben/ ſondern daß ſie als die jungfrauſchafft frey bleibe. Tom. 2. Alt. f. 114. b. Darum hab ichs geſagt und ſags noch/ daß ich mir dieſe heimliche beicht nicht will nehmen laſſen/ ich will auch niemand dazu zwingen oder gezwungen haben/ ſondern einem jegli- chen frey heim ſtellen. Tom. 7. Alt. fol. 10. b. und in dem unterricht der viſitatorum an die Pfarherrn in dem Chur-Fuͤrſtenthum Sachſen: (welche ſchrifft die art einer kirchen-Ordnung hat) Es ſoll niemand zum Sacra- ment gelaſſen werden/ er ſeye dann vorhin bey dem Pfarherrn gewe- ſen: der ſoll hoͤren/ ob er vom Sacrament recht unterrichtet ſeye/ ob er auch ſonſt raths bedoͤrffe/ oder ſeye eine ſolche perſon/ die man ſihet und weiſt/ daß ſie alles wol berichtet ſeye. Denn ob der Pfarherr ſelbs oder Prediger/ ſo taͤglich damit umgehen/ ohne beicht oder verhoͤr zum Sacrament gehen will/ ſoll ihm hiemit nichts verboten ſeyn. Deßgleichen iſt auch von andern verſtaͤndigen perſonen/ ſo ſich ſelbs wol zu berichten wiſſen/ zuſagen/ damit nicht wieder ein neuer papſt- zwang oder noͤthige gewohnheit aus ſolcher beicht werde/ die wir ſollen und muͤſſen frey haben. Und ich D. Martin ſelbs etliche mal ungebeichtet hinzu gehe. Daß ich mir nicht ſelbs eine noͤthige ge- wohnheit mache im gewiſſen; doch wiederum der beicht brauche/ und nicht entbehren will/ allermeiſt um der abſolution/ das iſt/ Got- tes worts willen: dann das junge und grobe volck muß man anders ziehen und weiſen/ weder die verſtaͤndige und geuͤbte leute. Und fol. 126. doch ſo fern daß es alles frey bleibe/ denjenigen unverboten/ die derſelben abſolution brauchen wollen/ und von ihrem Pfarherr viel- leicht lieber haben/ als von einer offentlichen kirchen-perſon/ dann von einem andern/ auch vielleicht nicht entbehren koͤnnen. Wie- derum diejenige ungezwungen/ zuvor ſo ſie wol berichtet im glauben und in der lehre Chriſti ſind/ ſo allein GOTT beichten wollen/ und das Sacrament darauff nehmen/ die ſoll man nichts weiter zwingen. Dann es nimmts ein jeder auff ſein gewiſſen/ 1. Cor. 11/ 28. Weil nun Lutherus ſo ſtarck auff dieſe freyheit getrieben/ (wie dann dergleichen ſtellen noch mehr in ſeinen ſchrifften ſich finden) daß ers auch in die erſte Saͤchſ. kirchen-ordnung ſetzen laſſen/ wuͤrde es ein hartes ſeyn/ wo man deroſelben gebrauch denen nicht verſtatten wolte/ die ihn ſehnlich ver-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/156>, abgerufen am 23.11.2024.