Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.ARTIC. III. SECTIO VII. Q. 2. Ob nicht offendens (der das welches zwischen ihm und dem belei- digten/ theils wenn sie zum tisch des HErrn gewesen/ und theils auff des offensi todt-bett vorgegangen/ für keine aussöhnung/ weil er die nachlassung der citation nicht austrücklich gebeten/ auch die vergebung nicht selbs gehöret/ achtet) wenn er gleich den offensum nach geschehener beleidigung und citation wieder ge- sprochen/ anjetzo aber nach des offensi todt seine sünden mit so viel heissen thränen beweinet/ und wann offenius noch bey sei- nem leben wäre/ auch hertzlich abbitte thun wolte/ wirckliche vergebung der sünden vermöge Matth. 12/ 31. Marc. 3/ 18. un- geachtet Arnds und Dillherrn meinung zuerwarten habe? 1. WJe viel sich aus der gnaden anwünschung bey vorhabender commu- nung P p 2
ARTIC. III. SECTIO VII. Q. 2. Ob nicht offendens (der das welches zwiſchen ihm und dem belei- digten/ theils wenn ſie zum tiſch des HErrn geweſen/ und theils auff des offenſi todt-bett vorgegangen/ fuͤr keine ausſoͤhnung/ weil er die nachlaſſung der citation nicht austruͤcklich gebeten/ auch die vergebung nicht ſelbs gehoͤret/ achtet) wenn er gleich den offenſum nach geſchehener beleidigung und citation wieder ge- ſprochen/ anjetzo aber nach des offenſi todt ſeine ſuͤnden mit ſo viel heiſſen thraͤnen beweinet/ und wann offenius noch bey ſei- nem leben waͤre/ auch hertzlich abbitte thun wolte/ wirckliche vergebung der ſuͤnden vermoͤge Matth. 12/ 31. Marc. 3/ 18. un- geachtet Arnds und Dillherrn meinung zuerwarten habe? 1. WJe viel ſich aus der gnaden anwuͤnſchung bey vorhabender commu- nung P p 2
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ARTIC. III. SECTIO VII.
Q. 2.
Ob nicht offendens (der das welches zwiſchen ihm und dem belei-
digten/ theils wenn ſie zum tiſch des HErrn geweſen/ und theils
auff des offenſi todt-bett vorgegangen/ fuͤr keine ausſoͤhnung/
weil er die nachlaſſung der citation nicht austruͤcklich gebeten/
auch die vergebung nicht ſelbs gehoͤret/ achtet) wenn er gleich den
offenſum nach geſchehener beleidigung und citation wieder ge-
ſprochen/ anjetzo aber nach des offenſi todt ſeine ſuͤnden mit ſo
viel heiſſen thraͤnen beweinet/ und wann offenius noch bey ſei-
nem leben waͤre/ auch hertzlich abbitte thun wolte/ wirckliche
vergebung der ſuͤnden vermoͤge Matth. 12/ 31. Marc. 3/ 18. un-
geachtet Arnds und Dillherrn meinung zuerwarten habe?
1. WJe viel ſich aus der gnaden anwuͤnſchung bey vorhabender commu-
nion ſchlieſſen laſſe/ oder nicht/ iſt bey q. I. angefuͤhret. 2. Die nach-
laſſung der citation hat der beleidiger auch bitten wollen/ und iſt ohn eigne
ſchuld von andern/ ob wol auch nicht boͤſer meinung/ davon abgehalten wor-
den. 3. Es iſt auch keine eigenliche citation vor jenes gericht/ ſondern mag
als eine trohung angeſehen werden/ damit offenſus ihn zu erkaͤntnuͤß ſeiner
ſuͤnde habe bringen wollen. Wie dann offtmal dergleichen geſchihet/ daß
man/ ſonderlich ſolchen leuten/ bey denen man eine ſicherheit wahrnimmet/
mit ſolcher kuͤnfftigen rechenſchafft zu ihrer beſſerung drohet. Daher man
auch nicht ſihet/ daß er nachmal derſelben inſiſtiret/ ja vielleicht ſich ſolcher
wort kaum jemal mehr erinnert/ vielweniger dieſelbe mit ſeinem todt bekraͤff-
tiget/ wie ſonſten in den exempeln der citationen zu ſehen. 4. Jn ſolchen
worten mag wol der beleidigte ſelbs ſich uͤbereylet haben/ und hat ſich wirck-
lich uͤbereylet/ wo es die meinung geweſen/ ſolche ſache vor jenes gericht zu
verweiſen/ weil es keine dinge kan betroffen haben/ die nicht wol in dieſer
zeit haͤtten ausgemacht werden koͤnnen. Da hingegen die mehrmal er-
wehnte andre citationes immer von ſolchen/ und in ſolchen dingen/ vor-
gefallen/ wo unrecht leidende nunmehr keinen richter mehr in der welt hat-
ten/ zu dem ſie zuflucht nehmen koͤnten: welches dieſelbe etlicher maſſen juſti-
ficiret. 5. Daher haͤtte der beleidiger dem andern nicht ſo wol die citation,
daran derſelbe vielmehr ſelbs mag gefehlet haben/ als daß er mit ſeiner belei-
digung ihn zu zorn und ausſtoſſung derſelben gereitzet und gebracht/ abzu-
beten gehabt. Jndeſſen 6. iſt eine ſolche aus uͤbereylung geſchehene citation,
wo wir ſie alſo nennen wollen/ eben deswegen von deſto weniger guͤltigleit
vor GOtt/ noch iſt zu ſorgen/ daß ſie ſo viel krafft haben ſolte/ dem die verge-
bung zweifelhafft zu machen/ bey dem ſich ſonſten/ was nach goͤttlicher ord-
nung
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