Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.Das vierdte Capitel. admodum improbabile; trauet also das gegentheil nicht praecise zubehaup-ten. Wie auch insgesammt auf seine argumenta sich gründlich antworten lässet/ da gewiß allein das letzte de honestate das stärckste ist. Nach diesem hat D. Brochmand diesen gefolgt L. de conjugio c. 4. q. 47. aber auch so/ daß er solche sententiam tutissimam halte/ ut tales nuptiae non probentur, welches noch nicht so viel gesagt ist/ daß man sie vor bloß und zwahr aus göttlichem gesetz verboten halten müste. Was vor Theologi nach solchem von dieser sache geschrieben/ weil dieselbe nicht in meiner bibliothec habe/ kan nicht nachschlagen; versichre mich aber/ welche sich diesen gradum nicht eben so groß gefallen lassen/ werden dannoch nimmermehr göttliches verbot und also die indispensabilität allegiren. Mein Praeceptor Herr D. Dannhau. Theol. Consc. p. 784. sagt austrücklich: Fas ac divina lege improhibitum, ducere uxoris meae fratris viduam. Da er auch Gerhardi meinung also an- sihet/ daß sie nur darauff gehe/ daß solche ehe humana lege zu verbieten. Un- ter den ältern führet Dedekenn. Consil. T. 3. p. 409. des Consistorii zu Wit- tenberg/ in welchem auch die Theologi mit begriffen/ ausspruch an: Auff eure an uns gethane frage/ ob eine wittwe ihres verstorbenen mannes schwester-mann zu ehligen befugt seye/ und euch des rechten darüber zu berichten gebeten habet/ demnach unterrichten wir die ver- ordnete &c. Darauff vor recht/ daß diese ehe in secundo genere affi- nitatis unverboten/ jedoch sind diese personen der gemeinen ehrbar- keit zu erinnern. Ja Beustius bezeuget von ihnen/ daß sie/ wo bereits ein verspruch geschehen/ auch nicht einmal eine abmahnung von dem vorhaben nöthig geachtet. Von dieser seiner vorgängere erkäntnüß ist zwahr nach- mal abgegangen Herr D. Calovius in seinem Systemate L. de conjug. p. 543. gleichwol also/ daß er bloß sagt/ die frage werde a Menzero und andern re- ctius negirt/ er führet aber allein das argument, weil der personen kinder nicht mit einander sich verheyrathen könten; so dann vornemlich/ daß in ehe- sachen zu sehen seye/ non solum quod liceat, sed etiam quod deceat & hone- stum sit. Daß er also auch noch nicht dahin zu gehen getruet/ ob wäre der casus ipso jure divino verboten/ wie wir auch gehöret haben/ daß D. Menze- rus dergleichen vorzunehmen sich nicht unternommen habe. Aus allem sol- chem meine zur gnüge zu erhellen/ daß biß dahin unsere Theologi und lehrer solche ehe gebilliget/ oder auffs wenigste nicht in göttlichem recht verboten o- der indispensabel gehalten haben. 3. Hiezu kommt/ daß insgemein biß dahin das secundum genus affi- rer
Das vierdte Capitel. admodum improbabile; trauet alſo das gegentheil nicht præciſe zubehaup-ten. Wie auch insgeſammt auf ſeine argumenta ſich gruͤndlich antworten laͤſſet/ da gewiß allein das letzte de honeſtate das ſtaͤrckſte iſt. Nach dieſem hat D. Brochmand dieſen gefolgt L. de conjugio c. 4. q. 47. aber auch ſo/ daß er ſolche ſententiam tutiſſimam halte/ ut tales nuptiæ non probentur, welches noch nicht ſo viel geſagt iſt/ daß man ſie vor bloß und zwahr aus goͤttlichem geſetz verboten halten muͤſte. Was vor Theologi nach ſolchem von dieſer ſache geſchrieben/ weil dieſelbe nicht in meiner bibliothec habe/ kan nicht nachſchlagen; verſichre mich aber/ welche ſich dieſen gradum nicht eben ſo groß gefallen laſſen/ werden dannoch nimmermehr goͤttliches verbot und alſo die indiſpenſabilitaͤt allegiren. Mein Præceptor Herr D. Dannhau. Theol. Conſc. p. 784. ſagt austruͤcklich: Fas ac divina lege improhibitum, ducere uxoris meæ fratris viduam. Da er auch Gerhardi meinung alſo an- ſihet/ daß ſie nur darauff gehe/ daß ſolche ehe humana lege zu verbieten. Un- ter den aͤltern fuͤhret Dedekenn. Conſil. T. 3. p. 409. des Conſiſtorii zu Wit- tenberg/ in welchem auch die Theologi mit begriffen/ ausſpruch an: Auff eure an uns gethane frage/ ob eine wittwe ihres verſtorbenen mannes ſchweſter-mann zu ehligen befugt ſeye/ und euch des rechten daruͤber zu berichten gebeten habet/ demnach unterrichten wir die ver- ordnete &c. Darauff vor recht/ daß dieſe ehe in ſecundo genere affi- nitatis unverboten/ jedoch ſind dieſe perſonen der gemeinen ehrbar- keit zu erinnern. Ja Beuſtius bezeuget von ihnen/ daß ſie/ wo bereits ein verſpruch geſchehen/ auch nicht einmal eine abmahnung von dem vorhaben noͤthig geachtet. Von dieſer ſeiner vorgaͤngere erkaͤntnuͤß iſt zwahr nach- mal abgegangen Herr D. Calovius in ſeinem Syſtemate L. de conjug. p. 543. gleichwol alſo/ daß er bloß ſagt/ die frage werde à Menzero und andern re- ctius negirt/ er fuͤhret aber allein das argument, weil der perſonen kinder nicht mit einander ſich verheyrathen koͤnten; ſo dann vornemlich/ daß in ehe- ſachen zu ſehen ſeye/ non ſolum quod liceat, ſed etiam quod deceat & hone- ſtum ſit. Daß er alſo auch noch nicht dahin zu gehen getruet/ ob waͤre der caſus ipſo jure divino verboten/ wie wir auch gehoͤret haben/ daß D. Menze- rus dergleichen vorzunehmen ſich nicht unternommen habe. Aus allem ſol- chem meine zur gnuͤge zu erhellen/ daß biß dahin unſere Theologi und lehrer ſolche ehe gebilliget/ oder auffs wenigſte nicht in goͤttlichem recht verboten o- der indiſpenſabel gehalten haben. 3. Hiezu kommt/ daß insgemein biß dahin das ſecundum genus affi- rer
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Das vierdte Capitel.
admodum improbabile; trauet alſo das gegentheil nicht præciſe zubehaup-
ten. Wie auch insgeſammt auf ſeine argumenta ſich gruͤndlich antworten
laͤſſet/ da gewiß allein das letzte de honeſtate das ſtaͤrckſte iſt. Nach dieſem
hat D. Brochmand dieſen gefolgt L. de conjugio c. 4. q. 47. aber auch ſo/
daß er ſolche ſententiam tutiſſimam halte/ ut tales nuptiæ non probentur,
welches noch nicht ſo viel geſagt iſt/ daß man ſie vor bloß und zwahr aus
goͤttlichem geſetz verboten halten muͤſte. Was vor Theologi nach ſolchem
von dieſer ſache geſchrieben/ weil dieſelbe nicht in meiner bibliothec habe/ kan
nicht nachſchlagen; verſichre mich aber/ welche ſich dieſen gradum nicht eben
ſo groß gefallen laſſen/ werden dannoch nimmermehr goͤttliches verbot und
alſo die indiſpenſabilitaͤt allegiren. Mein Præceptor Herr D. Dannhau.
Theol. Conſc. p. 784. ſagt austruͤcklich: Fas ac divina lege improhibitum,
ducere uxoris meæ fratris viduam. Da er auch Gerhardi meinung alſo an-
ſihet/ daß ſie nur darauff gehe/ daß ſolche ehe humana lege zu verbieten. Un-
ter den aͤltern fuͤhret Dedekenn. Conſil. T. 3. p. 409. des Conſiſtorii zu Wit-
tenberg/ in welchem auch die Theologi mit begriffen/ ausſpruch an:
Auff eure an uns gethane frage/ ob eine wittwe ihres verſtorbenen
mannes ſchweſter-mann zu ehligen befugt ſeye/ und euch des rechten
daruͤber zu berichten gebeten habet/ demnach unterrichten wir die ver-
ordnete &c. Darauff vor recht/ daß dieſe ehe in ſecundo genere affi-
nitatis unverboten/ jedoch ſind dieſe perſonen der gemeinen ehrbar-
keit zu erinnern. Ja Beuſtius bezeuget von ihnen/ daß ſie/ wo bereits ein
verſpruch geſchehen/ auch nicht einmal eine abmahnung von dem vorhaben
noͤthig geachtet. Von dieſer ſeiner vorgaͤngere erkaͤntnuͤß iſt zwahr nach-
mal abgegangen Herr D. Calovius in ſeinem Syſtemate L. de conjug. p. 543.
gleichwol alſo/ daß er bloß ſagt/ die frage werde à Menzero und andern re-
ctius negirt/ er fuͤhret aber allein das argument, weil der perſonen kinder
nicht mit einander ſich verheyrathen koͤnten; ſo dann vornemlich/ daß in ehe-
ſachen zu ſehen ſeye/ non ſolum quod liceat, ſed etiam quod deceat & hone-
ſtum ſit. Daß er alſo auch noch nicht dahin zu gehen getruet/ ob waͤre der
caſus ipſo jure divino verboten/ wie wir auch gehoͤret haben/ daß D. Menze-
rus dergleichen vorzunehmen ſich nicht unternommen habe. Aus allem ſol-
chem meine zur gnuͤge zu erhellen/ daß biß dahin unſere Theologi und lehrer
ſolche ehe gebilliget/ oder auffs wenigſte nicht in goͤttlichem recht verboten o-
der indiſpenſabel gehalten haben.
3. Hiezu kommt/ daß insgemein biß dahin das ſecundum genus affi-
nitatis vor unverboten gehalten worden: Wie wir aus dem obigen von Me-
lanchthone, G. Majore, D. Clingio, Chemnitio gehoͤret haben/ deren letzte-
rer
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