Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.SECTIO XI. gelegenheit geben/ daß leichtfertige leute/ die eine unzüchtige liebe zusammentragen/ ihren ehegatten nach dem leben desto lieber stehen dörfften/ weil sie wissen/ daß sie damit zusammen kommen könten. 4. Jn den weltlichen rechten wird solche ehe deutlich verworffen. L. 5. Darzu kommt/ daß mehrere Theologi die frage verneinen. Als der Jndessen finde ich nicht/ warum ich nicht lieber mit den übrigen es halten (1) Haben wir in GOttes wort keinen grund eines solchen verbots. (2) Wird auch damit dem gewissen der personen mehr gerathen/ da son- ein- B b b b 2
SECTIO XI. gelegenheit geben/ daß leichtfertige leute/ die eine unzuͤchtige liebe zuſammentragen/ ihren ehegatten nach dem leben deſto lieber ſtehen doͤrfften/ weil ſie wiſſen/ daß ſie damit zuſammen kommen koͤnten. 4. Jn den weltlichen rechten wird ſolche ehe deutlich verworffen. L. 5. Darzu kommt/ daß mehrere Theologi die frage verneinen. Als der Jndeſſen finde ich nicht/ warum ich nicht lieber mit den uͤbrigen es halten (1) Haben wir in GOttes wort keinen grund eines ſolchen verbots. (2) Wird auch damit dem gewiſſen der perſonen mehr gerathen/ da ſon- ein- B b b b 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0571" n="563"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO XI</hi>.</hi></hi></fw><lb/> gelegenheit geben/ daß leichtfertige leute/ die eine unzuͤchtige liebe zuſammen<lb/> tragen/ ihren ehegatten nach dem leben deſto lieber ſtehen doͤrfften/ weil ſie<lb/> wiſſen/ daß ſie damit zuſammen kommen koͤnten.</p><lb/> <p>4. Jn den weltlichen rechten wird ſolche ehe deutlich verworffen. <hi rendition="#aq">L.<lb/> Claudius 13. ff. de his quæ ut indigna. L. 27. C. ad leg. Jul. de adult.</hi> Ja auch<lb/> finden ſich <hi rendition="#aq">Canones</hi> die derſelben entgegen ſeynd. Als <hi rendition="#aq">C. nullus 31. q. 1.</hi> aus<lb/><hi rendition="#aq">Leone: Nullus ducat in matrimonium, quam prius polluit per adulteri-<lb/> um.</hi> Wiederum <hi rendition="#aq">C. illud. eod. ex concilio ap. Alpheſum habito: Non con-<lb/> venit Chriſtianæ religioni, ut ullus ducat in conjugium quam prius polluit<lb/> adulterio.</hi></p><lb/> <p>5. Darzu kommt/ daß mehrere <hi rendition="#aq">Theologi</hi> die frage verneinen. Als der<lb/> beruͤhmte <hi rendition="#aq">D. Gerhard LL. CC. T. 7. de conjugio p. 1048.</hi> ſetzet austruͤcklich<lb/> unter die <hi rendition="#aq">conditiones,</hi> wie fern dem <hi rendition="#aq">adultero</hi> moͤchte die erlaubnuͤß zu hey-<lb/> rathen gegeben werden: <hi rendition="#aq">ne cum illa contrahere permittatur matrimonium<lb/> cum qua commiſit adulterium.</hi> So findet ſich auch von ſolchem <hi rendition="#aq">Theolo-<lb/> go</hi> ein gantzes <hi rendition="#aq">Conſilium</hi> bey <hi rendition="#aq">Dedekenn. volum. 3. ſ. 9. n. 9. p. 228.</hi> da der<lb/> ſchluß dahin gehet: <hi rendition="#aq">Sanè ſi quis nuptias jam dum contraxit cum eà, quam<lb/> prius per adulterium polluit, eas non eſſe ſolvendas exiſtimamus; interim<lb/> idem eſſe impedimentum contrahendum matrimonium impediens aſſeri-<lb/> mus.</hi> Nach dieſem ſo bleibet auch bey der <hi rendition="#aq">negativa</hi> und beharret auff dem<lb/> Koͤniglichen Daͤniſchen verbot/ welches bey ſolcher kirche im gebrauch und<lb/> dieſe ehe nicht zugibt/ <hi rendition="#aq">D. Brochmandus Syſt. T. 2. de conj. quæſt. 26. p. 573.</hi><lb/> Der werthe Heßiſche <hi rendition="#aq">Theologus,</hi> der alte <hi rendition="#aq">D. Menzerus T. 2. p. 1125. 1126. tra-<lb/> cti</hi>rt dieſe frag auch/ ſchlieſſet aber: <hi rendition="#aq">ægrè adducor ut concedam hujusmodi<lb/> nuptias:</hi> So er zwahr in dem folgenden einigerley maſſen mildert und ein-<lb/> ſchraͤncket.</p><lb/> <p>Jndeſſen finde ich nicht/ warum ich nicht lieber mit den uͤbrigen es halten<lb/> ſolte/ welche ſothane ehe nicht vor bloß verboten halten.</p><lb/> <p>(1) Haben wir in GOttes wort keinen grund eines ſolchen verbots.<lb/> Was aber von GOTT nicht verboten iſt/ mag an ſich ſelbs nicht ſuͤnde ſeyn/<lb/> und ſolle auch nicht von andern ohne wichtigſte urſachen verboten werden/<lb/> ſonderlich in dieſer ſach/ da das verbot beſorglich zu mehreren aͤrgernuͤſſen<lb/> und heimlicher ſchande urſach oder gelegenheit geben moͤchte/ welche lieber ab-<lb/> zuſchneiden/ als auf derer andern <hi rendition="#aq">rigore</hi> zu beſtehen iſt.</p><lb/> <p>(2) Wird auch damit dem gewiſſen der perſonen mehr gerathen/ da ſon-<lb/> ſten/ wo ſie zu dem ledig-bleiben angeſtrenget werden/ ſie vielmehr gefahr und<lb/> ſuͤndlicher brunſt unterworffen werden: Hingegen wo ſie je wieder doͤrffen<lb/> heyrathen/ billicher iſt/ daß ſie beyſammen bleiben/ als daß jegliches mit ſeiner<lb/> beywohnung eine andere perſon in einige gemeinſchafft ſeiner ſchande mit<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B b b b 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ein-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [563/0571]
SECTIO XI.
gelegenheit geben/ daß leichtfertige leute/ die eine unzuͤchtige liebe zuſammen
tragen/ ihren ehegatten nach dem leben deſto lieber ſtehen doͤrfften/ weil ſie
wiſſen/ daß ſie damit zuſammen kommen koͤnten.
4. Jn den weltlichen rechten wird ſolche ehe deutlich verworffen. L.
Claudius 13. ff. de his quæ ut indigna. L. 27. C. ad leg. Jul. de adult. Ja auch
finden ſich Canones die derſelben entgegen ſeynd. Als C. nullus 31. q. 1. aus
Leone: Nullus ducat in matrimonium, quam prius polluit per adulteri-
um. Wiederum C. illud. eod. ex concilio ap. Alpheſum habito: Non con-
venit Chriſtianæ religioni, ut ullus ducat in conjugium quam prius polluit
adulterio.
5. Darzu kommt/ daß mehrere Theologi die frage verneinen. Als der
beruͤhmte D. Gerhard LL. CC. T. 7. de conjugio p. 1048. ſetzet austruͤcklich
unter die conditiones, wie fern dem adultero moͤchte die erlaubnuͤß zu hey-
rathen gegeben werden: ne cum illa contrahere permittatur matrimonium
cum qua commiſit adulterium. So findet ſich auch von ſolchem Theolo-
go ein gantzes Conſilium bey Dedekenn. volum. 3. ſ. 9. n. 9. p. 228. da der
ſchluß dahin gehet: Sanè ſi quis nuptias jam dum contraxit cum eà, quam
prius per adulterium polluit, eas non eſſe ſolvendas exiſtimamus; interim
idem eſſe impedimentum contrahendum matrimonium impediens aſſeri-
mus. Nach dieſem ſo bleibet auch bey der negativa und beharret auff dem
Koͤniglichen Daͤniſchen verbot/ welches bey ſolcher kirche im gebrauch und
dieſe ehe nicht zugibt/ D. Brochmandus Syſt. T. 2. de conj. quæſt. 26. p. 573.
Der werthe Heßiſche Theologus, der alte D. Menzerus T. 2. p. 1125. 1126. tra-
ctirt dieſe frag auch/ ſchlieſſet aber: ægrè adducor ut concedam hujusmodi
nuptias: So er zwahr in dem folgenden einigerley maſſen mildert und ein-
ſchraͤncket.
Jndeſſen finde ich nicht/ warum ich nicht lieber mit den uͤbrigen es halten
ſolte/ welche ſothane ehe nicht vor bloß verboten halten.
(1) Haben wir in GOttes wort keinen grund eines ſolchen verbots.
Was aber von GOTT nicht verboten iſt/ mag an ſich ſelbs nicht ſuͤnde ſeyn/
und ſolle auch nicht von andern ohne wichtigſte urſachen verboten werden/
ſonderlich in dieſer ſach/ da das verbot beſorglich zu mehreren aͤrgernuͤſſen
und heimlicher ſchande urſach oder gelegenheit geben moͤchte/ welche lieber ab-
zuſchneiden/ als auf derer andern rigore zu beſtehen iſt.
(2) Wird auch damit dem gewiſſen der perſonen mehr gerathen/ da ſon-
ſten/ wo ſie zu dem ledig-bleiben angeſtrenget werden/ ſie vielmehr gefahr und
ſuͤndlicher brunſt unterworffen werden: Hingegen wo ſie je wieder doͤrffen
heyrathen/ billicher iſt/ daß ſie beyſammen bleiben/ als daß jegliches mit ſeiner
beywohnung eine andere perſon in einige gemeinſchafft ſeiner ſchande mit
ein-
B b b b 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |