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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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Das fünffte Capitel.
bauten kirchen die lebendige tempel des H. Geistes/ um dero und ihrer er-
bauung wegen jene eusserliche Gotteshäuser auffgerichtet werden/ sehr weit
vorziehe: Ferner auch erkenne/ daß gegen dem bilde GOttes/ welches der H.
Geist in gottseligen seelen wiederum erneuert und täglich daran arbeitet/ alle
die künstliche von mahler-pinseln gemachte stücke vor gantz nichts zu achten;
so dann was solcher finger GOttes in dem gnaden werck in denjenigen/ so ihn
bey sich lassen kräfftig seyn/ wircket/ unvergleichlich vortrefflicher ist/ als was
sonsten er zwahr selbs/ der grosse GOTT/ in dem werck der natur an gewäch-
sen und andern dergleichen hervorwachsen läst/ oder eines künstlers hand der
natur etwas nachzuahmen sich unterstehet. So hat mich so viel hertzlicher ver-
gnüget/ daß da mir E. E. E. Hoch-Gräfl. Gn. Gn. Gn. hohe geburt und an-
dere stands ziemliche qualitäten bereits bekant waren/ von dero Herrn Hof-
Predigern so bald berichtet sey worden/ wie dieselbe bißher durch dero gelieb-
ten Herrn vaters hochpreißliche sorgfalt nicht weniger in der wahren und
rechtschaffenen gottseligkeit/ als andern alter und stande anständigen tugen-
den aufferzogen worden/ und in jener als aller übrigen vortrefflichsten sich
mit eigenem triebe löblichst übeten. Nun bekenne ich gern/ daß mir grössere
freude in der welt schwehrlichen wiederfahren kan/ als wo ich erfahre/ oder
sehe/ dergleichen personen/ die ihren GOTT an sich zu verherrlichen (als wo-
zu alles allein erschaffen) mit allem eiffer und fleiß trachten: Welche billich al-
lem andern/ was aus anderer ursach in der welthochgeachtet wird/ weit vor-
zuziehen ist. So viel mehre freude aber soll es billich seyn/ wo wir unter der
zahl derselbigen auch solche personen antreffen/ welche ohne das der grosse
GOTT und HErr aller HErren in hohen stand gesetzet/ und ihnen in dem-
selben als einem vortrefflichen kleinod etwas von dem bild seiner macht ange-
hänget/ aber sie auch dadurch mit nener pflicht zu danckbarem dienst verbun-
den hat: Deswegen er hinwieder deroselben dienst ihm auch so viel angeneh-
mer seyn lässet. Wann dann nun E. E. E. Hoch-Gräfl. Gn. Gn. Gn. unter
denselben sich auch befinden/ so habe mich erkühnet/ mit diesen geringfügigen
zeilen so wol meine daher geschöpffte christliche freude/ in dero auch dem
grundgütigen GOTT/ so solches gute zu seinem preiß in sie geleget/ müglich
gedancket habe/ zu bezeugen/ als von desselben unermeßlichen güte noch ferner
seine heiligste gnade inbrünstig anzuwünschen. Es ist zwahr dieses aller
menschen allgemeine pflicht/ die sorge ihrem GOTT ernstlich zu dienen ihre
einige und beständigste sorge seyn zu lassen/ es gedencket aber darvon derApo-
stel/ 1. Cor. 7/ 33. 34. daß unter andern dieses des jungfräulichen standes
vorzug seye/ daß solche/ die noch an niemand verbunden/ durchaus nicht sor-
gen/ wie sie der welt/ sondern allein wie sie dem HErrn/ gefallen mögen; ist
also so viel rühmlicher/ daß E. E. E. Hoch-Gräfl. Gn. Gn. Gn. solcher gött-

lichen

Das fuͤnffte Capitel.
bauten kirchen die lebendige tempel des H. Geiſtes/ um dero und ihrer er-
bauung wegen jene euſſerliche Gotteshaͤuſer auffgerichtet werden/ ſehr weit
vorziehe: Ferner auch erkenne/ daß gegen dem bilde GOttes/ welches der H.
Geiſt in gottſeligen ſeelen wiederum erneuert und taͤglich daran arbeitet/ alle
die kuͤnſtliche von mahler-pinſeln gemachte ſtuͤcke vor gantz nichts zu achten;
ſo dann was ſolcher finger GOttes in dem gnaden werck in denjenigen/ ſo ihn
bey ſich laſſen kraͤfftig ſeyn/ wircket/ unvergleichlich vortrefflicher iſt/ als was
ſonſten er zwahr ſelbs/ der groſſe GOTT/ in dem werck der natur an gewaͤch-
ſen und andern dergleichen hervorwachſen laͤſt/ oder eines kuͤnſtlers hand der
natur etwas nachzuahmen ſich unterſtehet. So hat mich ſo viel hertzlicher ver-
gnuͤget/ daß da mir E. E. E. Hoch-Graͤfl. Gn. Gn. Gn. hohe geburt und an-
dere ſtands ziemliche qualitaͤten bereits bekant waren/ von dero Herrn Hof-
Predigern ſo bald berichtet ſey worden/ wie dieſelbe bißher durch dero gelieb-
ten Herrn vaters hochpreißliche ſorgfalt nicht weniger in der wahren und
rechtſchaffenen gottſeligkeit/ als andern alter und ſtande anſtaͤndigen tugen-
den aufferzogen worden/ und in jener als aller uͤbrigen vortrefflichſten ſich
mit eigenem triebe loͤblichſt uͤbeten. Nun bekenne ich gern/ daß mir groͤſſere
freude in der welt ſchwehrlichen wiederfahren kan/ als wo ich erfahre/ oder
ſehe/ dergleichen perſonen/ die ihren GOTT an ſich zu verherrlichen (als wo-
zu alles allein erſchaffen) mit allem eiffer und fleiß trachten: Welche billich al-
lem andern/ was aus anderer urſach in der welthochgeachtet wird/ weit vor-
zuziehen iſt. So viel mehre freude aber ſoll es billich ſeyn/ wo wir unter der
zahl derſelbigen auch ſolche perſonen antreffen/ welche ohne das der groſſe
GOTT und HErr aller HErren in hohen ſtand geſetzet/ und ihnen in dem-
ſelben als einem vortrefflichen kleinod etwas von dem bild ſeiner macht ange-
haͤnget/ aber ſie auch dadurch mit nener pflicht zu danckbarem dienſt verbun-
den hat: Deswegen er hinwieder deroſelben dienſt ihm auch ſo viel angeneh-
mer ſeyn laͤſſet. Wann dann nun E. E. E. Hoch-Graͤfl. Gn. Gn. Gn. unter
denſelben ſich auch befinden/ ſo habe mich erkuͤhnet/ mit dieſen geringfuͤgigen
zeilen ſo wol meine daher geſchoͤpffte chriſtliche freude/ in dero auch dem
grundguͤtigen GOTT/ ſo ſolches gute zu ſeinem preiß in ſie geleget/ muͤglich
gedancket habe/ zu bezeugen/ als von deſſelben unermeßlichen guͤte noch ferner
ſeine heiligſte gnade inbruͤnſtig anzuwuͤnſchen. Es iſt zwahr dieſes aller
menſchen allgemeine pflicht/ die ſorge ihrem GOTT ernſtlich zu dienen ihre
einige und beſtaͤndigſte ſorge ſeyn zu laſſen/ es gedencket aber darvon derApo-
ſtel/ 1. Cor. 7/ 33. 34. daß unter andern dieſes des jungfraͤulichen ſtandes
vorzug ſeye/ daß ſolche/ die noch an niemand verbunden/ durchaus nicht ſor-
gen/ wie ſie der welt/ ſondern allein wie ſie dem HErrn/ gefallen moͤgen; iſt
alſo ſo viel ruͤhmlicher/ daß E. E. E. Hoch-Graͤfl. Gn. Gn. Gn. ſolcher goͤtt-

lichen
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[660/0668] Das fuͤnffte Capitel. bauten kirchen die lebendige tempel des H. Geiſtes/ um dero und ihrer er- bauung wegen jene euſſerliche Gotteshaͤuſer auffgerichtet werden/ ſehr weit vorziehe: Ferner auch erkenne/ daß gegen dem bilde GOttes/ welches der H. Geiſt in gottſeligen ſeelen wiederum erneuert und taͤglich daran arbeitet/ alle die kuͤnſtliche von mahler-pinſeln gemachte ſtuͤcke vor gantz nichts zu achten; ſo dann was ſolcher finger GOttes in dem gnaden werck in denjenigen/ ſo ihn bey ſich laſſen kraͤfftig ſeyn/ wircket/ unvergleichlich vortrefflicher iſt/ als was ſonſten er zwahr ſelbs/ der groſſe GOTT/ in dem werck der natur an gewaͤch- ſen und andern dergleichen hervorwachſen laͤſt/ oder eines kuͤnſtlers hand der natur etwas nachzuahmen ſich unterſtehet. So hat mich ſo viel hertzlicher ver- gnuͤget/ daß da mir E. E. E. Hoch-Graͤfl. Gn. Gn. Gn. hohe geburt und an- dere ſtands ziemliche qualitaͤten bereits bekant waren/ von dero Herrn Hof- Predigern ſo bald berichtet ſey worden/ wie dieſelbe bißher durch dero gelieb- ten Herrn vaters hochpreißliche ſorgfalt nicht weniger in der wahren und rechtſchaffenen gottſeligkeit/ als andern alter und ſtande anſtaͤndigen tugen- den aufferzogen worden/ und in jener als aller uͤbrigen vortrefflichſten ſich mit eigenem triebe loͤblichſt uͤbeten. Nun bekenne ich gern/ daß mir groͤſſere freude in der welt ſchwehrlichen wiederfahren kan/ als wo ich erfahre/ oder ſehe/ dergleichen perſonen/ die ihren GOTT an ſich zu verherrlichen (als wo- zu alles allein erſchaffen) mit allem eiffer und fleiß trachten: Welche billich al- lem andern/ was aus anderer urſach in der welthochgeachtet wird/ weit vor- zuziehen iſt. So viel mehre freude aber ſoll es billich ſeyn/ wo wir unter der zahl derſelbigen auch ſolche perſonen antreffen/ welche ohne das der groſſe GOTT und HErr aller HErren in hohen ſtand geſetzet/ und ihnen in dem- ſelben als einem vortrefflichen kleinod etwas von dem bild ſeiner macht ange- haͤnget/ aber ſie auch dadurch mit nener pflicht zu danckbarem dienſt verbun- den hat: Deswegen er hinwieder deroſelben dienſt ihm auch ſo viel angeneh- mer ſeyn laͤſſet. Wann dann nun E. E. E. Hoch-Graͤfl. Gn. Gn. Gn. unter denſelben ſich auch befinden/ ſo habe mich erkuͤhnet/ mit dieſen geringfuͤgigen zeilen ſo wol meine daher geſchoͤpffte chriſtliche freude/ in dero auch dem grundguͤtigen GOTT/ ſo ſolches gute zu ſeinem preiß in ſie geleget/ muͤglich gedancket habe/ zu bezeugen/ als von deſſelben unermeßlichen guͤte noch ferner ſeine heiligſte gnade inbruͤnſtig anzuwuͤnſchen. Es iſt zwahr dieſes aller menſchen allgemeine pflicht/ die ſorge ihrem GOTT ernſtlich zu dienen ihre einige und beſtaͤndigſte ſorge ſeyn zu laſſen/ es gedencket aber darvon derApo- ſtel/ 1. Cor. 7/ 33. 34. daß unter andern dieſes des jungfraͤulichen ſtandes vorzug ſeye/ daß ſolche/ die noch an niemand verbunden/ durchaus nicht ſor- gen/ wie ſie der welt/ ſondern allein wie ſie dem HErrn/ gefallen moͤgen; iſt alſo ſo viel ruͤhmlicher/ daß E. E. E. Hoch-Graͤfl. Gn. Gn. Gn. ſolcher goͤtt- lichen

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/668>, abgerufen am 22.11.2024.