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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
rum ihrer gegend zuschreiben/ aber biß daher niemanden gewust/ an dem
mich zu addressiren gewust hätte. Es ligt mir endlich an menschlichem urtheil
nicht viel/ der ich allein auff den HErrn gewiesen bin zu trachten/ daß ich ihm ge-
fallen möge/ in dessen tringt mich auch die liebe/ wo ich sorgen muß daß einige sich un-
wissend an mir und andern versündigen möchten/ denselbigen mit nöthigen bericht
an hand zu gehen. etc. 14. Sept. 1678.

SECTIO XXXV.

Was 1678. vorgegangen. Trost über eines
guten freundes vatern todt. Joachim Stollii abschied
und
elogium. Was wegen geistlichen Priesterthums vor-
gegangen.
D. Hannekenii dedication. Gefährlicher anschlag
gegen mich von GOTT abgewendet. Balthaser Rebhan.
Etwas ohne meinen willen getruckt. Horbii begegnüß.
Truck meiner Postill.
Studium Apocalypticum. Com-
mentarii
von mir in tabellen gefaßt. Coc-
cejus. Grotii
geschrieben werck.

ES solte mich zwar die persönliche gegenwart und mündliche unterredung mir
einen solchen werthen freund inniglich ergötzet haben/ weil aber auch dem
liebsten Vater in dem himmel es anders gefallen/ unsere gegenwärtige be-
gehung annoch nicht zuschicken/ lasse ich es auch billich in seinen heiligsten willen ge-
stellet seyn/ und achte seine fügung seye besser und heiliger/ als auch unser beschei-
nendes verlangen. Vielleicht erfüllet der gütigste Vater das künfftige jahr/ was
uns noch in diesen versagt gewesen/ und verleihet gnade/ daß wir etwa mit mehrer
frucht als dann beysammen seyen als noch dießmahl nicht geschehen wäre/ u. ers e-
ben also auch darum weißlich verschoben hat. Wegen intimirten todes falls seines
liebsten leiblichen Vaters/ wünsche ich von dem rechten Vater über alles/ was da
kinder heist im himmel und auff erden/ nicht nur aus seines geistes krafft eine hertz-
liche ruh in seinem willen/ und tröstliche erwartung der künfftigen erfreulichen wie-
derzusammenkunfft/ sondern auch daß seine himmlische treue meinen liebsten bru-
der an ihm selbst unmittelbahr/ alles das jenige ersetzen wolle/ was an einem irrdi-
schen Vater/ desselben treue vorsorg und gebeth zu erwarten gewesen wäre. Er
ist uns einmahl/ wo wirs erkennen wollen/ alles/ u. wir erkennen es alsdann am deut-
lichsten/ wo er viele derjenigen wegnimmet/ in welche er uns etwas gewesen war. Der-

selbige

Das ſechſte Capitel.
rum ihrer gegend zuſchreiben/ aber biß daher niemanden gewuſt/ an dem
mich zu addreſſiren gewuſt haͤtte. Es ligt mir endlich an menſchlichem urtheil
nicht viel/ der ich allein auff den HErrn gewieſen bin zu trachten/ daß ich ihm ge-
fallen moͤge/ in deſſen tringt mich auch die liebe/ wo ich ſorgen muß daß einige ſich un-
wiſſend an mir und andern verſuͤndigen moͤchten/ denſelbigen mit noͤthigen bericht
an hand zu gehen. etc. 14. Sept. 1678.

SECTIO XXXV.

Was 1678. vorgegangen. Troſt uͤber eines
guten freundes vatern todt. Joachim Stollii abſchied
und
elogium. Was wegen geiſtlichen Prieſterthums vor-
gegangen.
D. Hannekenii dedication. Gefaͤhrlicher anſchlag
gegen mich von GOTT abgewendet. Balthaſer Rebhan.
Etwas ohne meinen willen getruckt. Horbii begegnuͤß.
Truck meiner Poſtill.
Studium Apocalypticum. Com-
mentarii
von mir in tabellen gefaßt. Coc-
cejus. Grotii
geſchrieben werck.

ES ſolte mich zwar die perſoͤnliche gegenwart und muͤndliche unteꝛꝛedung mir
einen ſolchen werthen freund inniglich ergoͤtzet haben/ weil aber auch dem
liebſten Vater in dem himmel es anders gefallen/ unſere gegenwaͤrtige be-
gehung annoch nicht zuſchicken/ laſſe ich es auch billich in ſeinen heiligſten willen ge-
ſtellet ſeyn/ und achte ſeine fuͤgung ſeye beſſer und heiliger/ als auch unſer beſchei-
nendes verlangen. Vielleicht erfuͤllet der guͤtigſte Vater das kuͤnfftige jahr/ was
uns noch in dieſen verſagt geweſen/ und verleihet gnade/ daß wir etwa mit mehrer
frucht als dann beyſammen ſeyen als noch dießmahl nicht geſchehen waͤre/ u. ers e-
ben alſo auch darum weißlich verſchoben hat. Wegen intimirten todes falls ſeines
liebſten leiblichen Vaters/ wuͤnſche ich von dem rechten Vater uͤber alles/ was da
kinder heiſt im himmel und auff erden/ nicht nur aus ſeines geiſtes krafft eine hertz-
liche ruh in ſeinem willen/ und troͤſtliche erwartung der kuͤnfftigen erfreulichen wie-
derzuſammenkunfft/ ſondern auch daß ſeine himmliſche treue meinen liebſten bru-
der an ihm ſelbſt unmittelbahr/ alles das jenige erſetzen wolle/ was an einem irrdi-
ſchen Vater/ deſſelben treue vorſorg und gebeth zu erwarten geweſen waͤre. Er
iſt uns einmahl/ wo wirs erkennen wollen/ alles/ u. wir erkeñen es alsdann am deut-
lichſten/ wo er viele deꝛjenigen wegnim̃et/ in welche er uns etwas geweſen waꝛ. Deꝛ-

ſelbige
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[250[252]/0270] Das ſechſte Capitel. rum ihrer gegend zuſchreiben/ aber biß daher niemanden gewuſt/ an dem mich zu addreſſiren gewuſt haͤtte. Es ligt mir endlich an menſchlichem urtheil nicht viel/ der ich allein auff den HErrn gewieſen bin zu trachten/ daß ich ihm ge- fallen moͤge/ in deſſen tringt mich auch die liebe/ wo ich ſorgen muß daß einige ſich un- wiſſend an mir und andern verſuͤndigen moͤchten/ denſelbigen mit noͤthigen bericht an hand zu gehen. etc. 14. Sept. 1678. SECTIO XXXV. Was 1678. vorgegangen. Troſt uͤber eines guten freundes vatern todt. Joachim Stollii abſchied und elogium. Was wegen geiſtlichen Prieſterthums vor- gegangen. D. Hannekenii dedication. Gefaͤhrlicher anſchlag gegen mich von GOTT abgewendet. Balthaſer Rebhan. Etwas ohne meinen willen getruckt. Horbii begegnuͤß. Truck meiner Poſtill. Studium Apocalypticum. Com- mentarii von mir in tabellen gefaßt. Coc- cejus. Grotii geſchrieben werck. ES ſolte mich zwar die perſoͤnliche gegenwart und muͤndliche unteꝛꝛedung mir einen ſolchen werthen freund inniglich ergoͤtzet haben/ weil aber auch dem liebſten Vater in dem himmel es anders gefallen/ unſere gegenwaͤrtige be- gehung annoch nicht zuſchicken/ laſſe ich es auch billich in ſeinen heiligſten willen ge- ſtellet ſeyn/ und achte ſeine fuͤgung ſeye beſſer und heiliger/ als auch unſer beſchei- nendes verlangen. Vielleicht erfuͤllet der guͤtigſte Vater das kuͤnfftige jahr/ was uns noch in dieſen verſagt geweſen/ und verleihet gnade/ daß wir etwa mit mehrer frucht als dann beyſammen ſeyen als noch dießmahl nicht geſchehen waͤre/ u. ers e- ben alſo auch darum weißlich verſchoben hat. Wegen intimirten todes falls ſeines liebſten leiblichen Vaters/ wuͤnſche ich von dem rechten Vater uͤber alles/ was da kinder heiſt im himmel und auff erden/ nicht nur aus ſeines geiſtes krafft eine hertz- liche ruh in ſeinem willen/ und troͤſtliche erwartung der kuͤnfftigen erfreulichen wie- derzuſammenkunfft/ ſondern auch daß ſeine himmliſche treue meinen liebſten bru- der an ihm ſelbſt unmittelbahr/ alles das jenige erſetzen wolle/ was an einem irrdi- ſchen Vater/ deſſelben treue vorſorg und gebeth zu erwarten geweſen waͤre. Er iſt uns einmahl/ wo wirs erkennen wollen/ alles/ u. wir erkeñen es alsdann am deut- lichſten/ wo er viele deꝛjenigen wegnim̃et/ in welche er uns etwas geweſen waꝛ. Deꝛ- ſelbige

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 250[252]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/270>, abgerufen am 22.11.2024.