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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
den gaben des Geistes/ die GOtt auch in die jenige gel[e]get/ welche er in der welt über
andere erhoben hat. Er erwecke nach seinem heiligen willen ihrer viele unter den-
selben/ daß sie mit geistlichen dingen umzugehen ihnen nicht eine schande halten/ son-
dern so viel näher sie GOTT sind/ dessen bilde und characterem sie in ihrer obrig-
keitlichen gewalt tragen/ auch in denselben gütern ihm als dem höchsten gut so viel
mehr vereiniget zu werden trachten. Dessen himmlische güte ergiesse sich auch ü-
ber E. Hoch Ehrw. reichlich in allen so amt-als übrigen seel- und leibes segen. rc
9. Decemb. 1678.

SECTIO XLI.

Von nutzen der vereinigung und vertraulicher
correspondenz Christlicher Theologorum: an Herr
Scriverium.

GLeich wie ich samt allen treuen dienern Christi/ die jenige vor anderen hoch
zu lieben und zu ehren habe/ von welchen wir sehen/ daß sie nicht nur allein
von GOTT mit vortrefflichen gaben seiner kirche zu dienen außgerüstet
sind/ sondern dabey auch die hertzliche begierde haben/ dieselbe empfangene gaben
alle treulich zu dem dienst ihres GOttes und des neben-menschen besten anzuwen-
den also habe von zimlicher zeit billich mir sonderbare liebe gegen Ew. Hoch Ehrw.
gefasset/ von dero so aus anderen gewissen zeugnüß/ als dero eigenen Schrifften/
den hertzlichen eyffer erkant habe/ mit deme sie auch brennet/ zur beförderung gött-
licher ehre/ und des waren lebendigen Christenthums; Wo zu noch gekommen/
daß so wol von Herrn N. dem rechtschaffenen und Christlichen Juristen/ als Herr
M. N. aus Giessen/ dero gegen mich absonderlich tragender brüderlicher liebe erfreu-
lich versichert/ auch durch communication dessen/ was sie meinetwegen zu ver-
schiedenen mahlen an jenen geschrieben/ offters aufgemuntert und bekräfftiget wor-
den bin; Daher schon von einiger zeit mir vorgenommen/ dessen liebe und erbauli-
che correspondenz zu suchen/ und eine genauere freund schafft in dem HERRN
zu stifften: Welches auch die ursach dieses gegenwertigen schreibensist. Dann
ob wohl keine genauere gemeinschafft gefunden werden kan/ als schon von selbsten
ist zwischen allen lebendigen gliedern Cheisti/ und also allen wahren gläubigen (dann
wie kan etwas genauer aneinander hangen/ als die glieder an einem lebendigen leib)
so dann als auch amtswegen seyn soll zwischen allen/ die an dem weinberg des HErrn
in unterschiedlichen dessen theilen arbeiten; so ist doch ausser zweiffel/ daß solche lie-
be/ so zwischen allen seyn solle/ vortrefflich befördert werde/ wo etzliche sich unter-
einander/ es seye nun durch persönlichen umgang und gespräch/ oder aber in ent-

ste-

Das ſechſte Capitel.
den gaben des Geiſtes/ die GOtt auch in die jenige gel[e]get/ welche er in der welt uͤber
andere erhoben hat. Er erwecke nach ſeinem heiligen willen ihrer viele unter den-
ſelben/ daß ſie mit geiſtlichen dingen umzugehen ihnen nicht eine ſchande halten/ ſon-
dern ſo viel naͤher ſie GOTT ſind/ deſſen bilde und characterem ſie in ihrer obrig-
keitlichen gewalt tragen/ auch in denſelben guͤtern ihm als dem hoͤchſten gut ſo viel
mehr vereiniget zu werden trachten. Deſſen himmliſche guͤte ergieſſe ſich auch uͤ-
beꝛ E. Hoch Ehrw. reichlich in allen ſo amt-als uͤbrigen ſeel- und leibes ſegen. ꝛc
9. Decemb. 1678.

SECTIO XLI.

Von nutzen der vereinigung und vertraulicher
correſpondenz Chriſtlicher Theologorum: an Herr
Scriverium.

GLeich wie ich ſamt allen treuen dienern Chriſti/ die jenige vor anderen hoch
zu lieben und zu ehren habe/ von welchen wir ſehen/ daß ſie nicht nur allein
von GOTT mit vortrefflichen gaben ſeiner kirche zu dienen außgeruͤſtet
ſind/ ſondern dabey auch die hertzliche begierde haben/ dieſelbe empfangene gaben
alle treulich zu dem dienſt ihres GOttes und des neben-menſchen beſten anzuwen-
den alſo habe von zimlicher zeit billich mir ſonderbare liebe gegen Ew. Hoch Ehrw.
gefaſſet/ von dero ſo aus anderen gewiſſen zeugnuͤß/ als dero eigenen Schrifften/
den hertzlichen eyffer erkant habe/ mit deme ſie auch brennet/ zur befoͤrderung goͤtt-
licher ehre/ und des waren lebendigen Chriſtenthums; Wo zu noch gekommen/
daß ſo wol von Herrn N. dem rechtſchaffenen und Chriſtlichen Juriſten/ als Herr
M. N. aus Gieſſen/ dero gegen mich abſonderlich tragender bruͤderlicher liebe erfreu-
lich verſichert/ auch durch communication deſſen/ was ſie meinetwegen zu ver-
ſchiedenen mahlen an jenen geſchrieben/ offters aufgemuntert und bekraͤfftiget wor-
den bin; Daher ſchon von einiger zeit mir vorgenommen/ deſſen liebe und erbauli-
che correſpondenz zu ſuchen/ und eine genauere freund ſchafft in dem HERRN
zu ſtifften: Welches auch die urſach dieſes gegenwertigen ſchreibensiſt. Dann
ob wohl keine genauere gemeinſchafft gefunden werden kan/ als ſchon von ſelbſten
iſt zwiſchen allen lebendigen gliedern Cheiſti/ und alſo allen wahren glaͤubigen (dann
wie kan etwas genauer aneinander hangen/ als die gliedeꝛ an einem lebendigen leib)
ſo dann als auch amtswegen ſeyn ſoll zwiſchen allen/ die an dem weinberg des HErrn
in unterſchiedlichen deſſen theilen arbeiten; ſo iſt doch auſſer zweiffel/ daß ſolche lie-
be/ ſo zwiſchen allen ſeyn ſolle/ vortrefflich befoͤrdert werde/ wo etzliche ſich unter-
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[286[288]/0306] Das ſechſte Capitel. den gaben des Geiſtes/ die GOtt auch in die jenige geleget/ welche er in der welt uͤber andere erhoben hat. Er erwecke nach ſeinem heiligen willen ihrer viele unter den- ſelben/ daß ſie mit geiſtlichen dingen umzugehen ihnen nicht eine ſchande halten/ ſon- dern ſo viel naͤher ſie GOTT ſind/ deſſen bilde und characterem ſie in ihrer obrig- keitlichen gewalt tragen/ auch in denſelben guͤtern ihm als dem hoͤchſten gut ſo viel mehr vereiniget zu werden trachten. Deſſen himmliſche guͤte ergieſſe ſich auch uͤ- beꝛ E. Hoch Ehrw. reichlich in allen ſo amt-als uͤbrigen ſeel- und leibes ſegen. ꝛc 9. Decemb. 1678. SECTIO XLI. Von nutzen der vereinigung und vertraulicher correſpondenz Chriſtlicher Theologorum: an Herr Scriverium. GLeich wie ich ſamt allen treuen dienern Chriſti/ die jenige vor anderen hoch zu lieben und zu ehren habe/ von welchen wir ſehen/ daß ſie nicht nur allein von GOTT mit vortrefflichen gaben ſeiner kirche zu dienen außgeruͤſtet ſind/ ſondern dabey auch die hertzliche begierde haben/ dieſelbe empfangene gaben alle treulich zu dem dienſt ihres GOttes und des neben-menſchen beſten anzuwen- den alſo habe von zimlicher zeit billich mir ſonderbare liebe gegen Ew. Hoch Ehrw. gefaſſet/ von dero ſo aus anderen gewiſſen zeugnuͤß/ als dero eigenen Schrifften/ den hertzlichen eyffer erkant habe/ mit deme ſie auch brennet/ zur befoͤrderung goͤtt- licher ehre/ und des waren lebendigen Chriſtenthums; Wo zu noch gekommen/ daß ſo wol von Herrn N. dem rechtſchaffenen und Chriſtlichen Juriſten/ als Herr M. N. aus Gieſſen/ dero gegen mich abſonderlich tragender bruͤderlicher liebe erfreu- lich verſichert/ auch durch communication deſſen/ was ſie meinetwegen zu ver- ſchiedenen mahlen an jenen geſchrieben/ offters aufgemuntert und bekraͤfftiget wor- den bin; Daher ſchon von einiger zeit mir vorgenommen/ deſſen liebe und erbauli- che correſpondenz zu ſuchen/ und eine genauere freund ſchafft in dem HERRN zu ſtifften: Welches auch die urſach dieſes gegenwertigen ſchreibensiſt. Dann ob wohl keine genauere gemeinſchafft gefunden werden kan/ als ſchon von ſelbſten iſt zwiſchen allen lebendigen gliedern Cheiſti/ und alſo allen wahren glaͤubigen (dann wie kan etwas genauer aneinander hangen/ als die gliedeꝛ an einem lebendigen leib) ſo dann als auch amtswegen ſeyn ſoll zwiſchen allen/ die an dem weinberg des HErrn in unterſchiedlichen deſſen theilen arbeiten; ſo iſt doch auſſer zweiffel/ daß ſolche lie- be/ ſo zwiſchen allen ſeyn ſolle/ vortrefflich befoͤrdert werde/ wo etzliche ſich unter- einander/ es ſeye nun durch perſoͤnlichen umgang und geſpraͤch/ oder aber in ent- ſte-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 286[288]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/306>, abgerufen am 22.11.2024.