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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCTIO I. SECTIO XII.
sorgfalt erfüllet/ weil ich vermuthete/ daß sie vielleicht gar einige anzeigung solches
besorgenden bereits gehabt haben möchte/ also hat mich das folgende wiederum so
viel inniglicher erfreuet/ da sie wiederum wissend macht/ wie sie vielmehr das gu-
te in ihr vermehret als vermindert befunden; Dem grundgütigen GOtt sey ewig
danck gesaget/ welcher sie also besestiget/ daß das ärgernüß der welt nichts an ihr
vermocht/ noch dadurch seine gnaden-wirckung in ihr gehindert worden. Der-
selbe setze ferner seine gnade in ihr und uns allen kräfftig fort/ biß wir ihm allerdings
gefällig werden/ und ewig bleiben mögen: Jm übrigen habe ich vieles von vielen
jahren mit der materie der Fürstlichen und Gräfflichen geschlecht-register um zu-
gehen gehabt/ auch manche zeit/ die ich wünschte auff mir nötigers angewendet
seyn worden/ dahin verwenden müssen. Doch habe allemahl einige anzeigung
dabey gehabt/ daß es GOttes leitung nicht entgegen sey/ mit solchen dingen umzu-
gehen/ darzu mir derselbe nicht nur selbs gelegenheit geschickt/ sondern solche offt
also geschickt/ daß ich mich ihr nicht wol entbrechen konte/ und da ich ein und andere
studirende in den historischen studien den menschlichen leben nöthig (dazu auch sol-
che geschlecht-register gehören) unterrichten muste/ zwar nicht wider willen/ doch
auch nicht bloß aus eigener wahl und willen darein geführet wurde. Schiene
auch eine zeitlang ob wäre GOttes rath über mich gar/ daß ich bey solchen studiis
und anderer anweisung zu denselben mein leben zu bringen solte/ welches andere ne-
ben mir und ich selbs eine weil geglaubt. Nach dem aber göttliche schickung es
anders gefüget/ und mir gewiesen/ daß er mich zu anderer arbeit in seiner kirchen be-
stimmet/ so suche ich die vorige/ so viel müglich ist/ aus den händen zu legen/ und
diesen zu meinen eigentlichen beruff so viel freyer zu machen. Jch kan aber sie
noch nicht also ablegen/ daß nicht nach einiger guter freunde verlangen/ damit das
von einigen jahren gesamlete nicht bey mir allein verlige/ sondern andern derosel-
ben liebhabern dienlich werden möchte/ mir immer einige mühe noch gemacht wird/
das etwa angefangene vollends in ordnung und zu ende zu bringen/ und damit sol-
chen vorhin (daß ich die wahrheit bekenne) alzuviel geliebten studiis zuletzt gute
nacht gebe. Zu solchem ende habe ich noch bißher offt mit wapen-sachen und ge-
schlecht register zuthun gehabt/ möchte auch noch etwas zeit darauff gehen/ biß ich
zu dem ende dessen/ was darinnen noch vor mich zuthun übrig ist/ kommen möge.
Und alsdenn mit andern geschlecht-registern nichts mehr zu thun habe/ als dem
jenigen worinnen wir ohne eitelkeit/ die sonst von jenen sich nicht wol trennen lässet/
unsere geistliche ankunfft auff unsern himmlischen stamm Vater JEsum Christum/
den andern Adam/ in den wir aus dem des ersten Adams unartigen stamm-baum/
durch göttliche gnade versetzet sind worden/ ziehen und erweisen können/ und dar-
innen vor unsere ahnen die viele alte Väter und übrige unserer vorgänger in dem
glauben anrechnen und vorzeigen: Dero wir uns alsdenn zurühmen haben/ wo sie

sich
K 3

ARTIC. I. DISTINCTIO I. SECTIO XII.
ſorgfalt erfuͤllet/ weil ich vermuthete/ daß ſie vielleicht gar einige anzeigung ſolches
beſorgenden bereits gehabt haben moͤchte/ alſo hat mich das folgende wiederum ſo
viel inniglicher erfreuet/ da ſie wiederum wiſſend macht/ wie ſie vielmehr das gu-
te in ihr vermehret als vermindert befunden; Dem grundguͤtigen GOtt ſey ewig
danck geſaget/ welcher ſie alſo beſeſtiget/ daß das aͤrgernuͤß der welt nichts an ihr
vermocht/ noch dadurch ſeine gnaden-wirckung in ihr gehindert worden. Der-
ſelbe ſetze ferner ſeine gnade in ihr und uns allen kraͤfftig fort/ biß wir ihm allerdings
gefaͤllig werden/ und ewig bleiben moͤgen: Jm uͤbrigen habe ich vieles von vielen
jahren mit der materie der Fuͤrſtlichen und Graͤfflichen geſchlecht-regiſter um zu-
gehen gehabt/ auch manche zeit/ die ich wuͤnſchte auff mir noͤtigers angewendet
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dabey gehabt/ daß es GOttes leitung nicht entgegen ſey/ mit ſolchen dingen umzu-
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alſo geſchickt/ daß ich mich ihr nicht wol entbrechen konte/ und da ich ein und andere
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che geſchlecht-regiſter gehoͤren) unterrichten muſte/ zwar nicht wider willen/ doch
auch nicht bloß aus eigener wahl und willen darein gefuͤhret wurde. Schiene
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und anderer anweiſung zu denſelben mein leben zu bringen ſolte/ welches andere ne-
ben mir und ich ſelbs eine weil geglaubt. Nach dem aber goͤttliche ſchickung es
anders gefuͤget/ und mir gewieſen/ daß er mich zu anderer arbeit in ſeiner kirchen be-
ſtimmet/ ſo ſuche ich die vorige/ ſo viel muͤglich iſt/ aus den haͤnden zu legen/ und
dieſen zu meinen eigentlichen beruff ſo viel freyer zu machen. Jch kan aber ſie
noch nicht alſo ablegen/ daß nicht nach einiger guter freunde verlangen/ damit das
von einigen jahren geſamlete nicht bey mir allein verlige/ ſondern andern deroſel-
ben liebhabern dienlich werden moͤchte/ mir immer einige muͤhe noch gemacht wird/
das etwa angefangene vollends in ordnung und zu ende zu bringen/ und damit ſol-
chen vorhin (daß ich die wahrheit bekenne) alzuviel geliebten ſtudiis zuletzt gute
nacht gebe. Zu ſolchem ende habe ich noch bißher offt mit wapen-ſachen und ge-
ſchlecht regiſter zuthun gehabt/ moͤchte auch noch etwas zeit darauff gehen/ biß ich
zu dem ende deſſen/ was darinnen noch vor mich zuthun uͤbrig iſt/ kommen moͤge.
Und alsdenn mit andern geſchlecht-regiſtern nichts mehr zu thun habe/ als dem
jenigen worinnen wir ohne eitelkeit/ die ſonſt von jenen ſich nicht wol trennen laͤſſet/
unſere geiſtliche ankunfft auff unſern himmliſchen ſtamm Vater JEſum Chriſtum/
den andern Adam/ in den wir aus dem des erſten Adams unartigen ſtamm-baum/
durch goͤttliche gnade verſetzet ſind worden/ ziehen und erweiſen koͤnnen/ und dar-
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[77/0095] ARTIC. I. DISTINCTIO I. SECTIO XII. ſorgfalt erfuͤllet/ weil ich vermuthete/ daß ſie vielleicht gar einige anzeigung ſolches beſorgenden bereits gehabt haben moͤchte/ alſo hat mich das folgende wiederum ſo viel inniglicher erfreuet/ da ſie wiederum wiſſend macht/ wie ſie vielmehr das gu- te in ihr vermehret als vermindert befunden; Dem grundguͤtigen GOtt ſey ewig danck geſaget/ welcher ſie alſo beſeſtiget/ daß das aͤrgernuͤß der welt nichts an ihr vermocht/ noch dadurch ſeine gnaden-wirckung in ihr gehindert worden. Der- ſelbe ſetze ferner ſeine gnade in ihr und uns allen kraͤfftig fort/ biß wir ihm allerdings gefaͤllig werden/ und ewig bleiben moͤgen: Jm uͤbrigen habe ich vieles von vielen jahren mit der materie der Fuͤrſtlichen und Graͤfflichen geſchlecht-regiſter um zu- gehen gehabt/ auch manche zeit/ die ich wuͤnſchte auff mir noͤtigers angewendet ſeyn worden/ dahin verwenden muͤſſen. Doch habe allemahl einige anzeigung dabey gehabt/ daß es GOttes leitung nicht entgegen ſey/ mit ſolchen dingen umzu- gehen/ darzu mir derſelbe nicht nur ſelbs gelegenheit geſchickt/ ſondern ſolche offt alſo geſchickt/ daß ich mich ihr nicht wol entbrechen konte/ und da ich ein und andere ſtudirende in den hiſtoriſchen ſtudien den menſchlichen leben noͤthig (dazu auch ſol- che geſchlecht-regiſter gehoͤren) unterrichten muſte/ zwar nicht wider willen/ doch auch nicht bloß aus eigener wahl und willen darein gefuͤhret wurde. Schiene auch eine zeitlang ob waͤre GOttes rath uͤber mich gar/ daß ich bey ſolchen ſtudiis und anderer anweiſung zu denſelben mein leben zu bringen ſolte/ welches andere ne- ben mir und ich ſelbs eine weil geglaubt. Nach dem aber goͤttliche ſchickung es anders gefuͤget/ und mir gewieſen/ daß er mich zu anderer arbeit in ſeiner kirchen be- ſtimmet/ ſo ſuche ich die vorige/ ſo viel muͤglich iſt/ aus den haͤnden zu legen/ und dieſen zu meinen eigentlichen beruff ſo viel freyer zu machen. Jch kan aber ſie noch nicht alſo ablegen/ daß nicht nach einiger guter freunde verlangen/ damit das von einigen jahren geſamlete nicht bey mir allein verlige/ ſondern andern deroſel- ben liebhabern dienlich werden moͤchte/ mir immer einige muͤhe noch gemacht wird/ das etwa angefangene vollends in ordnung und zu ende zu bringen/ und damit ſol- chen vorhin (daß ich die wahrheit bekenne) alzuviel geliebten ſtudiis zuletzt gute nacht gebe. Zu ſolchem ende habe ich noch bißher offt mit wapen-ſachen und ge- ſchlecht regiſter zuthun gehabt/ moͤchte auch noch etwas zeit darauff gehen/ biß ich zu dem ende deſſen/ was darinnen noch vor mich zuthun uͤbrig iſt/ kommen moͤge. Und alsdenn mit andern geſchlecht-regiſtern nichts mehr zu thun habe/ als dem jenigen worinnen wir ohne eitelkeit/ die ſonſt von jenen ſich nicht wol trennen laͤſſet/ unſere geiſtliche ankunfft auff unſern himmliſchen ſtamm Vater JEſum Chriſtum/ den andern Adam/ in den wir aus dem des erſten Adams unartigen ſtamm-baum/ durch goͤttliche gnade verſetzet ſind worden/ ziehen und erweiſen koͤnnen/ und dar- innen vor unſere ahnen die viele alte Vaͤter und uͤbrige unſerer vorgaͤnger in dem glauben anrechnen und vorzeigen: Dero wir uns alsdenn zuruͤhmen haben/ wo ſie ſich K 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/95>, abgerufen am 23.11.2024.