sam ist. Jch hoffe auch nicht, daß jemand etwa solches nacht-wachen mit den worten des heil. Apostels Petri. 1. Petri. 5, 8. Seyd nüchtern und wachet, denn euer widersacher der teufel gehet herum m. f. w. zu be- haupten gedencken werde, in dem je bekantlich, daß solches wachen nicht von einem enthalten des nöthigen schlaffs und nacht-ruhe, dazu der HERR gleichwol die nacht verordnet, zu verstehen ist, sondern ein geistliches wachen bedeutet, so in einer sörgfältigen verwahrung sein selbs, auch alles was um uns geschihet, davon wir nutzen oder schaden haben könten, bey allem dem- selben zu beobachten, was der wille des HErrn an uns seyn möchte, beste- het, welches wachen neben der mäßigen und zu erhaltung unsers lebens nö- thigen nacht ruhe wol stehet.
Der HERR erlöse uns von allem bösen, auch von dem, der der böse auch selbs ist, und mache uns seines sieges theilhaftig in zeit und ewigkeit. A- men.
SECTIO XXXV. Hexen-processe. Geistliche zauberey nicht weniger gefährlich.
DAß der bisherige geführte hexen-process bey E. Hochgrl. Gnaden und andern guten hertzen bisher dieses gewircket, so viel eyffriger zu be- ten, und einen so viel grössern abscheu vor der sünden zu haben, wel- che leicht zu einer solchen schrecklichen tyranney dem satan bey den menschen mehrere gelegenheit geben kan, ist göttlicher absicht gemäß, welcher durch alles und in allem das gute bey uns befördern will: Wir auch seinem heili- gen rath darinn bey uns billich platz geben und lassen sollen. Es muß ja freylich die verderbnüß des menschlichen hertzens groß seyn, und solcher schwehre bey den zauberern erkant werden, daß dieselbe einen menschen so weit bringen kan, GOTT, an welchem ja nichts als lauter liebe ist, und wir von demselben so viel wohlthaten empfangen haben, zu verleugnen, und hingegen dem satan dem offenbaren feind des menschlichen geschlechtes, der den dienst, so ihme geschihet, nicht mit wahren, sondern nur schein-gütern belohnet, hingegen seine sclaven in das eusserste verderben stürtzet, zu zu- schweren. Run solche böse natur, welche solche armselige leute zu dieser abscheuligen sünde gebracht, ist in uns allen, und ob GOttes gnade uns davon zurück gezogen, und dem teufel nicht zugelassen, zu solcher sünde uns zu versuchen, weniger zu verführen, so muß uns doch deswegen solche unsere böse natur allezeit verdächtig seyn, daß sie uns, ob nicht etwa es die- ses, in gewisser maaß der noch etwas gutes an sich habenden natur selbs zu
wi-
ARTIC. I. SECTIO XXXV.
ſam iſt. Jch hoffe auch nicht, daß jemand etwa ſolches nacht-wachen mit den worten des heil. Apoſtels Petri. 1. Petri. 5, 8. Seyd nuͤchtern und wachet, denn euer widerſacher der teufel gehet herum m. f. w. zu be- haupten gedencken werde, in dem je bekantlich, daß ſolches wachen nicht von einem enthalten des noͤthigen ſchlaffs und nacht-ruhe, dazu der HERR gleichwol die nacht verordnet, zu verſtehen iſt, ſondern ein geiſtliches wachen bedeutet, ſo in einer ſoͤrgfaͤltigen verwahrung ſein ſelbs, auch alles was um uns geſchihet, davon wir nutzen oder ſchaden haben koͤnten, bey allem dem- ſelben zu beobachten, was der wille des HErrn an uns ſeyn moͤchte, beſte- het, welches wachen neben der maͤßigen und zu erhaltung unſers lebens noͤ- thigen nacht ruhe wol ſtehet.
Der HERR erloͤſe uns von allem boͤſen, auch von dem, der der boͤſe auch ſelbs iſt, und mache uns ſeines ſieges theilhaftig in zeit und ewigkeit. A- men.
SECTIO XXXV. Hexen-proceſſe. Geiſtliche zauberey nicht weniger gefaͤhrlich.
DAß deꝛ bisherige gefuͤhrte hexen-proceſſ bey E. Hochgrl. Gnaden und andern guten hertzen bisher dieſes gewircket, ſo viel eyffriger zu be- ten, und einen ſo viel groͤſſern abſcheu vor der ſuͤnden zu haben, wel- che leicht zu einer ſolchen ſchrecklichen tyranney dem ſatan bey den menſchen mehrere gelegenheit geben kan, iſt goͤttlicher abſicht gemaͤß, welcher durch alles und in allem das gute bey uns befoͤrdern will: Wir auch ſeinem heili- gen rath darinn bey uns billich platz geben und laſſen ſollen. Es muß ja freylich die verderbnuͤß des menſchlichen hertzens groß ſeyn, und ſolcher ſchwehre bey den zauberern erkant werden, daß dieſelbe einen menſchen ſo weit bringen kan, GOTT, an welchem ja nichts als lauter liebe iſt, und wir von demſelben ſo viel wohlthaten empfangen haben, zu verleugnen, und hingegen dem ſatan dem offenbaren feind des menſchlichen geſchlechtes, der den dienſt, ſo ihme geſchihet, nicht mit wahren, ſondern nur ſchein-guͤtern belohnet, hingegen ſeine ſclaven in das euſſerſte verderben ſtuͤrtzet, zu zu- ſchweren. Run ſolche boͤſe natur, welche ſolche armſelige leute zu dieſer abſcheuligen ſuͤnde gebracht, iſt in uns allen, und ob GOttes gnade uns davon zuruͤck gezogen, und dem teufel nicht zugelaſſen, zu ſolcher ſuͤnde uns zu verſuchen, weniger zu verfuͤhren, ſo muß uns doch deswegen ſolche unſere boͤſe natur allezeit verdaͤchtig ſeyn, daß ſie uns, ob nicht etwa es die- ſes, in gewiſſer maaß der noch etwas gutes an ſich habenden natur ſelbs zu
wi-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0179"n="167"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">ARTIC. I. SECTIO XXXV.</hi></hi></fw><lb/>ſam iſt. Jch hoffe auch nicht, daß jemand etwa ſolches nacht-wachen mit<lb/>
den worten des heil. Apoſtels Petri. <hirendition="#fr">1. Petri. 5, 8. Seyd nuͤchtern und<lb/>
wachet, denn euer widerſacher der teufel gehet herum m. f. w.</hi> zu be-<lb/>
haupten gedencken werde, in dem je bekantlich, daß ſolches <hirendition="#fr">wachen</hi> nicht<lb/>
von einem enthalten des noͤthigen ſchlaffs und nacht-ruhe, dazu der HERR<lb/>
gleichwol die nacht verordnet, zu verſtehen iſt, ſondern ein geiſtliches wachen<lb/>
bedeutet, ſo in einer ſoͤrgfaͤltigen verwahrung ſein ſelbs, auch alles was um<lb/>
uns geſchihet, davon wir nutzen oder ſchaden haben koͤnten, bey allem dem-<lb/>ſelben zu beobachten, was der wille des HErrn an uns ſeyn moͤchte, beſte-<lb/>
het, welches wachen neben der maͤßigen und zu erhaltung unſers lebens noͤ-<lb/>
thigen nacht ruhe wol ſtehet.</p><lb/><p>Der HERR erloͤſe uns von allem boͤſen, auch von dem, der der boͤſe auch<lb/>ſelbs iſt, und mache uns ſeines ſieges theilhaftig in zeit und ewigkeit. A-<lb/>
men.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">SECTIO XXXV</hi>.</hi><lb/>
Hexen-<hirendition="#aq">proceſſe.</hi> Geiſtliche zauberey nicht<lb/>
weniger gefaͤhrlich.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>Aß deꝛ bisherige gefuͤhrte hexen-<hirendition="#aq">proceſſ</hi> bey E. Hochgrl. Gnaden und<lb/>
andern guten hertzen bisher dieſes gewircket, ſo viel eyffriger zu be-<lb/>
ten, und einen ſo viel groͤſſern abſcheu vor der ſuͤnden zu haben, wel-<lb/>
che leicht zu einer ſolchen ſchrecklichen tyranney dem ſatan bey den menſchen<lb/>
mehrere gelegenheit geben kan, iſt goͤttlicher abſicht gemaͤß, welcher durch<lb/>
alles und in allem das gute bey uns befoͤrdern will: Wir auch ſeinem heili-<lb/>
gen rath darinn bey uns billich platz geben und laſſen ſollen. Es muß ja<lb/>
freylich die verderbnuͤß des menſchlichen hertzens groß ſeyn, und ſolcher<lb/>ſchwehre bey den zauberern erkant werden, daß dieſelbe einen menſchen ſo<lb/>
weit bringen kan, GOTT, an welchem ja nichts als lauter liebe iſt, und<lb/>
wir von demſelben ſo viel wohlthaten empfangen haben, zu verleugnen, und<lb/>
hingegen dem ſatan dem offenbaren feind des menſchlichen geſchlechtes, der<lb/>
den dienſt, ſo ihme geſchihet, nicht mit wahren, ſondern nur ſchein-guͤtern<lb/>
belohnet, hingegen ſeine ſclaven in das euſſerſte verderben ſtuͤrtzet, zu zu-<lb/>ſchweren. Run ſolche boͤſe natur, welche ſolche armſelige leute zu dieſer<lb/>
abſcheuligen ſuͤnde gebracht, iſt in uns allen, und ob GOttes gnade uns<lb/>
davon zuruͤck gezogen, und dem teufel nicht zugelaſſen, zu ſolcher ſuͤnde<lb/>
uns zu verſuchen, weniger zu verfuͤhren, ſo muß uns doch deswegen ſolche<lb/>
unſere boͤſe natur allezeit verdaͤchtig ſeyn, daß ſie uns, ob nicht etwa es die-<lb/>ſes, in gewiſſer maaß der noch etwas gutes an ſich habenden natur ſelbs zu<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wi-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[167/0179]
ARTIC. I. SECTIO XXXV.
ſam iſt. Jch hoffe auch nicht, daß jemand etwa ſolches nacht-wachen mit
den worten des heil. Apoſtels Petri. 1. Petri. 5, 8. Seyd nuͤchtern und
wachet, denn euer widerſacher der teufel gehet herum m. f. w. zu be-
haupten gedencken werde, in dem je bekantlich, daß ſolches wachen nicht
von einem enthalten des noͤthigen ſchlaffs und nacht-ruhe, dazu der HERR
gleichwol die nacht verordnet, zu verſtehen iſt, ſondern ein geiſtliches wachen
bedeutet, ſo in einer ſoͤrgfaͤltigen verwahrung ſein ſelbs, auch alles was um
uns geſchihet, davon wir nutzen oder ſchaden haben koͤnten, bey allem dem-
ſelben zu beobachten, was der wille des HErrn an uns ſeyn moͤchte, beſte-
het, welches wachen neben der maͤßigen und zu erhaltung unſers lebens noͤ-
thigen nacht ruhe wol ſtehet.
Der HERR erloͤſe uns von allem boͤſen, auch von dem, der der boͤſe auch
ſelbs iſt, und mache uns ſeines ſieges theilhaftig in zeit und ewigkeit. A-
men.
SECTIO XXXV.
Hexen-proceſſe. Geiſtliche zauberey nicht
weniger gefaͤhrlich.
DAß deꝛ bisherige gefuͤhrte hexen-proceſſ bey E. Hochgrl. Gnaden und
andern guten hertzen bisher dieſes gewircket, ſo viel eyffriger zu be-
ten, und einen ſo viel groͤſſern abſcheu vor der ſuͤnden zu haben, wel-
che leicht zu einer ſolchen ſchrecklichen tyranney dem ſatan bey den menſchen
mehrere gelegenheit geben kan, iſt goͤttlicher abſicht gemaͤß, welcher durch
alles und in allem das gute bey uns befoͤrdern will: Wir auch ſeinem heili-
gen rath darinn bey uns billich platz geben und laſſen ſollen. Es muß ja
freylich die verderbnuͤß des menſchlichen hertzens groß ſeyn, und ſolcher
ſchwehre bey den zauberern erkant werden, daß dieſelbe einen menſchen ſo
weit bringen kan, GOTT, an welchem ja nichts als lauter liebe iſt, und
wir von demſelben ſo viel wohlthaten empfangen haben, zu verleugnen, und
hingegen dem ſatan dem offenbaren feind des menſchlichen geſchlechtes, der
den dienſt, ſo ihme geſchihet, nicht mit wahren, ſondern nur ſchein-guͤtern
belohnet, hingegen ſeine ſclaven in das euſſerſte verderben ſtuͤrtzet, zu zu-
ſchweren. Run ſolche boͤſe natur, welche ſolche armſelige leute zu dieſer
abſcheuligen ſuͤnde gebracht, iſt in uns allen, und ob GOttes gnade uns
davon zuruͤck gezogen, und dem teufel nicht zugelaſſen, zu ſolcher ſuͤnde
uns zu verſuchen, weniger zu verfuͤhren, ſo muß uns doch deswegen ſolche
unſere boͤſe natur allezeit verdaͤchtig ſeyn, daß ſie uns, ob nicht etwa es die-
ſes, in gewiſſer maaß der noch etwas gutes an ſich habenden natur ſelbs zu
wi-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/179>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.