dieselbe ihnen alle beschwerde dieser zeit versüsse, daß ihr freundlicher umgang seines amts verdrießlichkeiten ihm so viel erträglicher mache, seine liebreiche begegnung hinwiederum auch ihre tragende last erleichtere, und sie also in gut und bösen tagen einander treu verbleibende in der that erfahren, daß dieser stand aus liebe von dem himmlischen vater eingesetzet sey. Er segne auch ihr creutz, ohne welches sie hof- fentlich solchen stand nicht angesehen, oder den ihrigen davon ausgenommen ge- glaubet haben, daß sowol derselbe selbst solches desto besser tragen mache, wie zwey leichter als eins tragen können, als auch dasselbe, so viel ihnen der HERR davon zugemessen haben mag, seinen zweck in mehrerer reinigung ihrer seele, übung des glaubens und wachsthum an dem innern wircklich erhalte: niemal aber zu schwer werde Er segne endlich ihren stand also, daß sie denselben vor seinem angesicht in der krafft seines geistes ihm gefällig lange zeit führen, und nicht anders enden, als in der von ihm beyderseits weißlich bestimmten stunde mit einer frölichen versetzung in den himmlischen hochzeit-saal zu der nimmer aufhörenden wonne und herrlichkeit, mit einander, obwol nun ohne ehe, der süßigkeit ihres ewigen bräutigams zu geniessen und sich damit zu sättigen.
12. Nov. 1689.
SECTIO LI. An eine zum pabsthum abgetretene/ aber im ver- langen wieder zu uns zu kehren stehende witwe an einem päbstlichen fürstlichen hof bey sendung der bibel erinne- rung. Die in der sinsternüß des pabstthums steckende nicht zu hassen. (Jst eben die person Sectio 43.)
HJemit sende die versprochene bibel: GOtt segne das lesen derselben bey ihr, und wer darüber kommen wird, zur lebendigen erkäntnüs seines willens, und lasse die krafft seines worts tieff in die hertzen eindringen zur heiligung im glauben und dessen reichen früchten. Sie aber, meine geliebte frau, bitte ich und ermahne in dem HErrn, daß sie ihrer seele warnehme, nichts wider das zeug- nüß ihres gewissens thue, und den himmlischen vater demüthigst anflehe (worinne auch mein gebet ihr nach meiner schwachheit zu hülfe kommen solle) der ihr den weg, den sie wandeln solle, richtig weise, und sie sich aber auch von ihm weisen lasse.
Er
Das ſiebende Capitel.
dieſelbe ihnen alle beſchwerde dieſer zeit verſuͤſſe, daß ihr freundlicher umgang ſeines amts verdrießlichkeiten ihm ſo viel ertraͤglicher mache, ſeine liebreiche begegnung hinwiederum auch ihre tragende laſt erleichtere, und ſie alſo in gut und boͤſen tagen einander treu verbleibende in der that erfahren, daß dieſer ſtand aus liebe von dem himmliſchen vater eingeſetzet ſey. Er ſegne auch ihr creutz, ohne welches ſie hof- fentlich ſolchen ſtand nicht angeſehen, oder den ihrigen davon ausgenommen ge- glaubet haben, daß ſowol derſelbe ſelbſt ſolches deſto beſſer tragen mache, wie zwey leichter als eins tragen koͤnnen, als auch daſſelbe, ſo viel ihnen der HERR davon zugemeſſen haben mag, ſeinen zweck in mehrerer reinigung ihrer ſeele, uͤbung des glaubens und wachsthum an dem innern wircklich erhalte: niemal aber zu ſchwer werde Er ſegne endlich ihren ſtand alſo, daß ſie denſelben vor ſeinem angeſicht in der krafft ſeines geiſtes ihm gefaͤllig lange zeit fuͤhren, und nicht anders enden, als in der von ihm beyderſeits weißlich beſtimmten ſtunde mit einer froͤlichen verſetzung in den himmliſchen hochzeit-ſaal zu der nimmer aufhoͤrenden wonne und herrlichkeit, mit einander, obwol nun ohne ehe, der ſuͤßigkeit ihres ewigen braͤutigams zu genieſſen und ſich damit zu ſaͤttigen.
12. Nov. 1689.
SECTIO LI. An eine zum pabſthum abgetretene/ aber im ver- langen wieder zu uns zu kehren ſtehende witwe an einem paͤbſtlichen fuͤrſtlichen hof bey ſendung der bibel erinne- rung. Die in der ſinſternuͤß des pabſtthums ſteckende nicht zu haſſen. (Jſt eben die perſon Sectio 43.)
HJemit ſende die verſprochene bibel: GOtt ſegne das leſen derſelben bey ihr, und wer daruͤber kommen wird, zur lebendigen erkaͤntnuͤs ſeines willens, und laſſe die krafft ſeines worts tieff in die hertzen eindringen zur heiligung im glauben und deſſen reichen fruͤchten. Sie aber, meine geliebte frau, bitte ich und ermahne in dem HErrn, daß ſie ihrer ſeele warnehme, nichts wider das zeug- nuͤß ihres gewiſſens thue, und den himmliſchen vater demuͤthigſt anflehe (worinne auch mein gebet ihr nach meiner ſchwachheit zu huͤlfe kommen ſolle) der ihr den weg, den ſie wandeln ſolle, richtig weiſe, und ſie ſich aber auch von ihm weiſen laſſe.
Er
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Das ſiebende Capitel.
dieſelbe ihnen alle beſchwerde dieſer zeit verſuͤſſe, daß ihr freundlicher umgang ſeines
amts verdrießlichkeiten ihm ſo viel ertraͤglicher mache, ſeine liebreiche begegnung
hinwiederum auch ihre tragende laſt erleichtere, und ſie alſo in gut und boͤſen tagen
einander treu verbleibende in der that erfahren, daß dieſer ſtand aus liebe von dem
himmliſchen vater eingeſetzet ſey. Er ſegne auch ihr creutz, ohne welches ſie hof-
fentlich ſolchen ſtand nicht angeſehen, oder den ihrigen davon ausgenommen ge-
glaubet haben, daß ſowol derſelbe ſelbſt ſolches deſto beſſer tragen mache, wie zwey
leichter als eins tragen koͤnnen, als auch daſſelbe, ſo viel ihnen der HERR davon
zugemeſſen haben mag, ſeinen zweck in mehrerer reinigung ihrer ſeele, uͤbung des
glaubens und wachsthum an dem innern wircklich erhalte: niemal aber zu ſchwer
werde Er ſegne endlich ihren ſtand alſo, daß ſie denſelben vor ſeinem angeſicht in
der krafft ſeines geiſtes ihm gefaͤllig lange zeit fuͤhren, und nicht anders enden, als in
der von ihm beyderſeits weißlich beſtimmten ſtunde mit einer froͤlichen verſetzung in
den himmliſchen hochzeit-ſaal zu der nimmer aufhoͤrenden wonne und herrlichkeit,
mit einander, obwol nun ohne ehe, der ſuͤßigkeit ihres ewigen braͤutigams zu genieſſen
und ſich damit zu ſaͤttigen.
12. Nov. 1689.
SECTIO LI.
An eine zum pabſthum abgetretene/ aber im ver-
langen wieder zu uns zu kehren ſtehende witwe an einem
paͤbſtlichen fuͤrſtlichen hof bey ſendung der bibel erinne-
rung. Die in der ſinſternuͤß des pabſtthums
ſteckende nicht zu haſſen. (Jſt eben die
perſon Sectio 43.)
HJemit ſende die verſprochene bibel: GOtt ſegne das leſen derſelben bey ihr,
und wer daruͤber kommen wird, zur lebendigen erkaͤntnuͤs ſeines willens,
und laſſe die krafft ſeines worts tieff in die hertzen eindringen zur heiligung
im glauben und deſſen reichen fruͤchten. Sie aber, meine geliebte frau, bitte ich
und ermahne in dem HErrn, daß ſie ihrer ſeele warnehme, nichts wider das zeug-
nuͤß ihres gewiſſens thue, und den himmliſchen vater demuͤthigſt anflehe (worinne
auch mein gebet ihr nach meiner ſchwachheit zu huͤlfe kommen ſolle) der ihr den weg,
den ſie wandeln ſolle, richtig weiſe, und ſie ſich aber auch von ihm weiſen laſſe.
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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 656. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/668>, abgerufen am 22.11.2024.
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