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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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glaubige oder irrende solle 4. kommen/ die
übung hertzlicher liebe/ daß wir zwar ihnen
zu ihrem un- und irrglauben oder dessen so
übung als fortpflantzung nichts zu willen
werden/ vielmehr mit eiffer uns demselben
widersetzen/ aber in andern dingen/ welche
zu menschlichem leben gehören/ zeigen/ daß
wir sie vor unsere nächsten (wie der Sama-
riter als deß Juden nächster von CHristo/
Luc. 10. vorgestellet wird) ja auch auß recht
der allgemeinen schöpffung und gegen alle
sich erstreckenden Göttliche Liebe (obschon
nicht der wiedergeburt) brüder erkennen/
und also auch mit solchem hertzen gegen sie
gesinnet seyen/ wie wir den befehl haben/
alle als uns selbst zu lieben. Und ist dieses
ein so fleischlicher/ als an bekehrung solcher
leute schädlicher/ eiffer/ da man einigem un-
glaubigen oder irrenden seiner Religion we-
gen schimpff oder leid anthut: Da doch der
rechtmässige haß der Religion/ die der person
schuldige liebe weder auffheben noch schwä-
chen solle.

Wie dann/ wo wir von der vereinigung
der unter den Christen befindlichen meisten
Religionen einige hoffnung haben solten/

viel-

glaubige oder irrende ſolle 4. kommen/ die
uͤbung hertzlicher liebe/ daß wir zwar ihnen
zu ihrem un- und irꝛglauben oder deſſen ſo
uͤbung als fortpflantzung nichts zu willen
werden/ vielmehr mit eiffer uns demſelben
widerſetzen/ aber in andern dingen/ welche
zu menſchlichem leben gehoͤren/ zeigen/ daß
wir ſie vor unſere naͤchſten (wie der Sama-
riter als deß Juden naͤchſter von CHriſto/
Luc. 10. vorgeſtellet wird) ja auch auß recht
der allgemeinen ſchoͤpffung und gegen alle
ſich erſtreckenden Goͤttliche Liebe (obſchon
nicht der wiedergeburt) bruͤder erkennen/
und alſo auch mit ſolchem hertzen gegen ſie
geſinnet ſeyen/ wie wir den befehl haben/
alle als uns ſelbſt zu lieben. Und iſt dieſes
ein ſo fleiſchlicher/ als an bekehrung ſolcher
leute ſchaͤdlicher/ eiffer/ da man einigem un-
glaubigen oder irrenden ſeiner Religion we-
gen ſchimpff oder leid anthut: Da doch der
rechtmaͤſſige haß der Religion/ die der perſon
ſchuldige liebe weder auffheben noch ſchwaͤ-
chen ſolle.

Wie dann/ wo wir von der vereinigung
der unter den Chriſten befindlichen meiſten
Religionen einige hoffnung haben ſolten/

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[117/0143] glaubige oder irrende ſolle 4. kommen/ die uͤbung hertzlicher liebe/ daß wir zwar ihnen zu ihrem un- und irꝛglauben oder deſſen ſo uͤbung als fortpflantzung nichts zu willen werden/ vielmehr mit eiffer uns demſelben widerſetzen/ aber in andern dingen/ welche zu menſchlichem leben gehoͤren/ zeigen/ daß wir ſie vor unſere naͤchſten (wie der Sama- riter als deß Juden naͤchſter von CHriſto/ Luc. 10. vorgeſtellet wird) ja auch auß recht der allgemeinen ſchoͤpffung und gegen alle ſich erſtreckenden Goͤttliche Liebe (obſchon nicht der wiedergeburt) bruͤder erkennen/ und alſo auch mit ſolchem hertzen gegen ſie geſinnet ſeyen/ wie wir den befehl haben/ alle als uns ſelbſt zu lieben. Und iſt dieſes ein ſo fleiſchlicher/ als an bekehrung ſolcher leute ſchaͤdlicher/ eiffer/ da man einigem un- glaubigen oder irrenden ſeiner Religion we- gen ſchimpff oder leid anthut: Da doch der rechtmaͤſſige haß der Religion/ die der perſon ſchuldige liebe weder auffheben noch ſchwaͤ- chen ſolle. Wie dann/ wo wir von der vereinigung der unter den Chriſten befindlichen meiſten Religionen einige hoffnung haben ſolten/ viel-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/143>, abgerufen am 23.11.2024.