Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706.ein welche Gut im Schif haben/ absonderlich denen welche das schwer- Haverey
ein welche Gut im Schif haben/ abſonderlich denen welche das ſchwer- Haverey
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0136" n="124"/> ein welche Gut im Schif haben/ abſonderlich denen welche das ſchwer-<lb/> ſte Gut einhaben/ dann das ſchwerſte Gut wird gemeiniglich geworf-<lb/> fen. Solchen verſammleten nun muß er vorſtellen die groſſe Gefahr/<lb/> worinnen ſie mit dem Schiff und Gut ſchweben wann ſie nicht uͤber<lb/> Boort werffen einige Erleichterung vornehmen/ da dann die meiſten<lb/> Stimmen ob mans thun ſoll oder nicht/ wohl gelten ſolten/ allein<lb/> die anwachſende Gefahr machet den Schiffer nach eigenen gut beſin-<lb/> den verfahren/ und gleicherweiſe mit Abhauung des Maſtes der<lb/> Kabel-Tau Ancker/ dann Noth hat kein Geſetze/ beſſer etwas als<lb/> alles verlohren. Der Schade nun ſolcher uͤber Boort geworffenen<lb/> Guͤter werde hernacher eingetheilet auff alle uͤbrige Guͤter im Schiff<lb/> und auf das Schiff ſelbſt da iedweder <hi rendition="#aq">à rata</hi> ſeine <hi rendition="#aq">Portion</hi> tragen muͤſ-<lb/> ſe/ daß dann Haverey heiſſe. Hierinne zwar wolte einer einwerffen/<lb/> daß weil ſolches Gut uͤber Boort werffens geſchehe um Schiff und<lb/> Gut zu <hi rendition="#aq">ſalvi</hi>ren/ ſoltens billig die <hi rendition="#aq">asſicuratores</hi> bezahlen/ allein die<lb/> Seehaͤndler haben darinne andere Meinung und Jnſicht. Nach-<lb/> deme nun die Haverey <hi rendition="#aq">rotuli</hi>ret und gemacht/ ſo werden die uͤberge-<lb/> bliebene Guͤter <hi rendition="#aq">taxi</hi>ret wann das Werffen beſchehen/ bevor die Rei-<lb/> ſe die Helfft vollzogen und nachdeme die Reiſe uͤber die Helffte. Die<lb/> erſten werden <hi rendition="#aq">taxi</hi>ret nach den Koſten und auffgelauffenen Unkoſten<lb/> bis des Orts da ſie geworffen worden/ bey den andern aber/ was<lb/> die Guͤter des Orts dahin ſie zu Marckt gebracht werden gelten/ und<lb/> ſo verſtehe ſichs auch mit dem Gut das wuͤrcklich geworffen worden.<lb/> Allein ſolchergeſtalt ſolte es die Waaren welche hoch ins Geld lauf-<lb/> fen und doch daran am wenigſten gewonnen werde am ſchwereſten<lb/> fallen. <hi rendition="#aq">Item</hi> leichte Waare koͤnne ſo viel nicht tragen wie ſchwehre/<lb/> und der ſchwehren Waaren wegen habe man das Gut uͤber Boort<lb/> werffen muͤſſen/ und nicht wegen der leichten Waaren/ welche das<lb/> Schiff nicht beſchwehret/ als Jubelen und Gold ſo wenig in <hi rendition="#aq">quanti-</hi><lb/> taͤt aber doch hoch im Preiß aufft. Einige wollen das Schiff gantz<lb/> wie auch die Fracht zur Haverey verſtehen. <hi rendition="#aq">Item</hi> die Menſchen <hi rendition="#aq">ta-<lb/> xi</hi>ren den Kauffmann nach dem Gut ſo er einhat/ andere <hi rendition="#aq">Paſſagiers</hi><lb/> und Perſonen nach Gutduͤncken oder nach ihren Stand und <hi rendition="#aq">Profes-<lb/> ſion &c.</hi> dann die Perſonen kan man uͤber Boort nicht werffen/ wer-<lb/> den aber gleichwohl durch Werffung des Guts mit <hi rendition="#aq">ſalvi</hi>ret. Ge-<lb/> het das Schiff nach den werffen gleichwohl noch zu grunde/ ſo hat<lb/> die Haverey ein Ende/ aber da gehets uͤber die <hi rendition="#aq">aſſecuradeurs.</hi></p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Haverey</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [124/0136]
ein welche Gut im Schif haben/ abſonderlich denen welche das ſchwer-
ſte Gut einhaben/ dann das ſchwerſte Gut wird gemeiniglich geworf-
fen. Solchen verſammleten nun muß er vorſtellen die groſſe Gefahr/
worinnen ſie mit dem Schiff und Gut ſchweben wann ſie nicht uͤber
Boort werffen einige Erleichterung vornehmen/ da dann die meiſten
Stimmen ob mans thun ſoll oder nicht/ wohl gelten ſolten/ allein
die anwachſende Gefahr machet den Schiffer nach eigenen gut beſin-
den verfahren/ und gleicherweiſe mit Abhauung des Maſtes der
Kabel-Tau Ancker/ dann Noth hat kein Geſetze/ beſſer etwas als
alles verlohren. Der Schade nun ſolcher uͤber Boort geworffenen
Guͤter werde hernacher eingetheilet auff alle uͤbrige Guͤter im Schiff
und auf das Schiff ſelbſt da iedweder à rata ſeine Portion tragen muͤſ-
ſe/ daß dann Haverey heiſſe. Hierinne zwar wolte einer einwerffen/
daß weil ſolches Gut uͤber Boort werffens geſchehe um Schiff und
Gut zu ſalviren/ ſoltens billig die asſicuratores bezahlen/ allein die
Seehaͤndler haben darinne andere Meinung und Jnſicht. Nach-
deme nun die Haverey rotuliret und gemacht/ ſo werden die uͤberge-
bliebene Guͤter taxiret wann das Werffen beſchehen/ bevor die Rei-
ſe die Helfft vollzogen und nachdeme die Reiſe uͤber die Helffte. Die
erſten werden taxiret nach den Koſten und auffgelauffenen Unkoſten
bis des Orts da ſie geworffen worden/ bey den andern aber/ was
die Guͤter des Orts dahin ſie zu Marckt gebracht werden gelten/ und
ſo verſtehe ſichs auch mit dem Gut das wuͤrcklich geworffen worden.
Allein ſolchergeſtalt ſolte es die Waaren welche hoch ins Geld lauf-
fen und doch daran am wenigſten gewonnen werde am ſchwereſten
fallen. Item leichte Waare koͤnne ſo viel nicht tragen wie ſchwehre/
und der ſchwehren Waaren wegen habe man das Gut uͤber Boort
werffen muͤſſen/ und nicht wegen der leichten Waaren/ welche das
Schiff nicht beſchwehret/ als Jubelen und Gold ſo wenig in quanti-
taͤt aber doch hoch im Preiß aufft. Einige wollen das Schiff gantz
wie auch die Fracht zur Haverey verſtehen. Item die Menſchen ta-
xiren den Kauffmann nach dem Gut ſo er einhat/ andere Paſſagiers
und Perſonen nach Gutduͤncken oder nach ihren Stand und Profes-
ſion &c. dann die Perſonen kan man uͤber Boort nicht werffen/ wer-
den aber gleichwohl durch Werffung des Guts mit ſalviret. Ge-
het das Schiff nach den werffen gleichwohl noch zu grunde/ ſo hat
die Haverey ein Ende/ aber da gehets uͤber die aſſecuradeurs.
Haverey
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Zitationshilfe: | Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sperander_negotiant_1706/136>, abgerufen am 16.02.2025. |