weiß er, daß ich Sie gern bei mir sehe, dann ist er zufrieden. Nun passen Sie auf, was geschieht. Er kommt zurück und sagt uns, daß er schlechterdings nichts für uns thun könne. Darauf gebe ich ihm die gewünschte Auskunft, und mache Miene selber zu gehen. Dann wird Frieden geschlossen. Sie müssen ihn aber gütig ansehen, wenn ich von Ihnen zu ihm spreche."
"Keine Sorge, gnädige Frau: ich will so freundlich und mild lächeln, wie ein Engel von Guido Reni."
Abermals öffnete sich die Thür. Der alte Diener erschien; marschirte in das Gemach, blieb genau auf demselben Platze wie das erste Mal stehen und sagte, wiederum Oswald fixirend:
"Keine Menschenmöglichkeit nicht, gnädige Frau."
"Aber Baumann, das ist ja jammerschade. Der Herr Doctor Stein ist eigens aus Grenwitz, und noch dazu zu Fuß herübergekommen, um mit Herrn Bem¬ perlein über Julius zu sprechen. Und nun sind die Beiden fortgefahren, und wir können ihm nicht einen Bissen, nicht ein Glas Wein vorsetzen; und ich selbst habe heute Mittag, wie Er selbst gesehen hat, gar nichts gegessen und komme nun fast um vor Hunger."
Oswald mußte sich sehr zusammennehmen, daß sich das ihm anbefohlene Lächeln nicht in ein schallendes Gelächter verwandelte, als er sah, wie die Miene des
weiß er, daß ich Sie gern bei mir ſehe, dann iſt er zufrieden. Nun paſſen Sie auf, was geſchieht. Er kommt zurück und ſagt uns, daß er ſchlechterdings nichts für uns thun könne. Darauf gebe ich ihm die gewünſchte Auskunft, und mache Miene ſelber zu gehen. Dann wird Frieden geſchloſſen. Sie müſſen ihn aber gütig anſehen, wenn ich von Ihnen zu ihm ſpreche.“
„Keine Sorge, gnädige Frau: ich will ſo freundlich und mild lächeln, wie ein Engel von Guido Reni.“
Abermals öffnete ſich die Thür. Der alte Diener erſchien; marſchirte in das Gemach, blieb genau auf demſelben Platze wie das erſte Mal ſtehen und ſagte, wiederum Oswald fixirend:
„Keine Menſchenmöglichkeit nicht, gnädige Frau.“
„Aber Baumann, das iſt ja jammerſchade. Der Herr Doctor Stein iſt eigens aus Grenwitz, und noch dazu zu Fuß herübergekommen, um mit Herrn Bem¬ perlein über Julius zu ſprechen. Und nun ſind die Beiden fortgefahren, und wir können ihm nicht einen Biſſen, nicht ein Glas Wein vorſetzen; und ich ſelbſt habe heute Mittag, wie Er ſelbſt geſehen hat, gar nichts gegeſſen und komme nun faſt um vor Hunger.“
Oswald mußte ſich ſehr zuſammennehmen, daß ſich das ihm anbefohlene Lächeln nicht in ein ſchallendes Gelächter verwandelte, als er ſah, wie die Miene des
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weiß er, daß ich Sie gern bei mir ſehe, dann iſt er
zufrieden. Nun paſſen Sie auf, was geſchieht. Er
kommt zurück und ſagt uns, daß er ſchlechterdings
nichts für uns thun könne. Darauf gebe ich ihm die
gewünſchte Auskunft, und mache Miene ſelber zu gehen.
Dann wird Frieden geſchloſſen. Sie müſſen ihn aber
gütig anſehen, wenn ich von Ihnen zu ihm ſpreche.“
„Keine Sorge, gnädige Frau: ich will ſo freundlich
und mild lächeln, wie ein Engel von Guido Reni.“
Abermals öffnete ſich die Thür. Der alte Diener
erſchien; marſchirte in das Gemach, blieb genau auf
demſelben Platze wie das erſte Mal ſtehen und ſagte,
wiederum Oswald fixirend:
„Keine Menſchenmöglichkeit nicht, gnädige Frau.“
„Aber Baumann, das iſt ja jammerſchade. Der
Herr Doctor Stein iſt eigens aus Grenwitz, und noch
dazu zu Fuß herübergekommen, um mit Herrn Bem¬
perlein über Julius zu ſprechen. Und nun ſind die
Beiden fortgefahren, und wir können ihm nicht einen
Biſſen, nicht ein Glas Wein vorſetzen; und ich ſelbſt
habe heute Mittag, wie Er ſelbſt geſehen hat, gar nichts
gegeſſen und komme nun faſt um vor Hunger.“
Oswald mußte ſich ſehr zuſammennehmen, daß ſich
das ihm anbefohlene Lächeln nicht in ein ſchallendes
Gelächter verwandelte, als er ſah, wie die Miene des
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/181>, abgerufen am 26.06.2024.
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