Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.weiß er, daß ich Sie gern bei mir sehe, dann ist er "Keine Sorge, gnädige Frau: ich will so freundlich Abermals öffnete sich die Thür. Der alte Diener "Keine Menschenmöglichkeit nicht, gnädige Frau." "Aber Baumann, das ist ja jammerschade. Der Oswald mußte sich sehr zusammennehmen, daß sich weiß er, daß ich Sie gern bei mir ſehe, dann iſt er „Keine Sorge, gnädige Frau: ich will ſo freundlich Abermals öffnete ſich die Thür. Der alte Diener „Keine Menſchenmöglichkeit nicht, gnädige Frau.“ „Aber Baumann, das iſt ja jammerſchade. Der Oswald mußte ſich ſehr zuſammennehmen, daß ſich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0181" n="171"/> weiß er, daß ich Sie gern bei mir ſehe, dann iſt er<lb/> zufrieden. Nun paſſen Sie auf, was geſchieht. Er<lb/> kommt zurück und ſagt uns, daß er ſchlechterdings<lb/> nichts für uns thun könne. Darauf gebe ich ihm die<lb/> gewünſchte Auskunft, und mache Miene ſelber zu gehen.<lb/> Dann wird Frieden geſchloſſen. Sie müſſen ihn aber<lb/> gütig anſehen, wenn ich von Ihnen zu ihm ſpreche.“</p><lb/> <p>„Keine Sorge, gnädige Frau: ich will ſo freundlich<lb/> und mild lächeln, wie ein Engel von Guido Reni.“</p><lb/> <p>Abermals öffnete ſich die Thür. Der alte Diener<lb/> erſchien; marſchirte in das Gemach, blieb genau auf<lb/> demſelben Platze wie das erſte Mal ſtehen und ſagte,<lb/> wiederum Oswald fixirend:</p><lb/> <p>„Keine Menſchenmöglichkeit nicht, gnädige Frau.“</p><lb/> <p>„Aber Baumann, das iſt ja jammerſchade. Der<lb/> Herr Doctor Stein iſt eigens aus Grenwitz, und noch<lb/> dazu zu Fuß herübergekommen, um mit Herrn Bem¬<lb/> perlein über Julius zu ſprechen. Und nun ſind die<lb/> Beiden fortgefahren, und wir können ihm nicht einen<lb/> Biſſen, nicht ein Glas Wein vorſetzen; und ich ſelbſt<lb/> habe heute Mittag, wie Er ſelbſt geſehen hat, gar nichts<lb/> gegeſſen und komme nun faſt um vor Hunger.“</p><lb/> <p>Oswald mußte ſich ſehr zuſammennehmen, daß ſich<lb/> das ihm anbefohlene Lächeln nicht in ein ſchallendes<lb/> Gelächter verwandelte, als er ſah, wie die Miene des<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0181]
weiß er, daß ich Sie gern bei mir ſehe, dann iſt er
zufrieden. Nun paſſen Sie auf, was geſchieht. Er
kommt zurück und ſagt uns, daß er ſchlechterdings
nichts für uns thun könne. Darauf gebe ich ihm die
gewünſchte Auskunft, und mache Miene ſelber zu gehen.
Dann wird Frieden geſchloſſen. Sie müſſen ihn aber
gütig anſehen, wenn ich von Ihnen zu ihm ſpreche.“
„Keine Sorge, gnädige Frau: ich will ſo freundlich
und mild lächeln, wie ein Engel von Guido Reni.“
Abermals öffnete ſich die Thür. Der alte Diener
erſchien; marſchirte in das Gemach, blieb genau auf
demſelben Platze wie das erſte Mal ſtehen und ſagte,
wiederum Oswald fixirend:
„Keine Menſchenmöglichkeit nicht, gnädige Frau.“
„Aber Baumann, das iſt ja jammerſchade. Der
Herr Doctor Stein iſt eigens aus Grenwitz, und noch
dazu zu Fuß herübergekommen, um mit Herrn Bem¬
perlein über Julius zu ſprechen. Und nun ſind die
Beiden fortgefahren, und wir können ihm nicht einen
Biſſen, nicht ein Glas Wein vorſetzen; und ich ſelbſt
habe heute Mittag, wie Er ſelbſt geſehen hat, gar nichts
gegeſſen und komme nun faſt um vor Hunger.“
Oswald mußte ſich ſehr zuſammennehmen, daß ſich
das ihm anbefohlene Lächeln nicht in ein ſchallendes
Gelächter verwandelte, als er ſah, wie die Miene des
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