Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.oft ganze Tage und Nächte zubringe, wenn die dummen "Und da machen Sie dann mit dem Harfner im "Warum nicht mir?" "Weil Sie so gut und so heiter blicken -- blicken "Und wissen Sie nicht, daß gerade die heitern "Ich möchte Sie um Alles in der Welt nicht Und wieder ruhten ihre Blicke ineinander, und ihre "Nun denn, so kommen Sie!" sagte Melitta. "Es zieht ein Gewitter herauf," bemerkte der alte "Bis es herauf ist, sind wir längst drüben;" sagte oft ganze Tage und Nächte zubringe, wenn die dummen „Und da machen Sie dann mit dem Harfner im „Warum nicht mir?“ „Weil Sie ſo gut und ſo heiter blicken — blicken „Und wiſſen Sie nicht, daß gerade die heitern „Ich möchte Sie um Alles in der Welt nicht Und wieder ruhten ihre Blicke ineinander, und ihre „Nun denn, ſo kommen Sie!“ ſagte Melitta. „Es zieht ein Gewitter herauf,“ bemerkte der alte „Bis es herauf iſt, ſind wir längſt drüben;“ ſagte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0197" n="187"/> oft ganze Tage und Nächte zubringe, wenn die dummen<lb/> Menſchen mich einmal mehr als gewöhnlich geärgert<lb/> haben, und ich, da ich keine Geſellſchaft haben kann,<lb/> wie ich ſie wünſche, wenigſtens ganz einſam ſein will.“</p><lb/> <p>„Und da machen Sie dann mit dem Harfner im<lb/> Wilhelm Meiſter die traurige Erfahrung, daß „wer<lb/> ſich der Einſamkeit ergiebt, bald allein iſt;“ aber Ihnen<lb/> hätte ich ſolche hypochondriſche Grillen am wenigſten<lb/> zugetraut.“</p><lb/> <p>„Warum nicht mir?“</p><lb/> <p>„Weil Sie ſo gut und ſo heiter blicken — blicken<lb/> können.“</p><lb/> <p>„Und wiſſen Sie nicht, daß gerade die heitern<lb/> Augen am leichteſten weinen?“</p><lb/> <p>„Ich möchte Sie um Alles in der Welt nicht<lb/> weinen ſehen; ich glaube, das könnte mir das Lachen<lb/> auf immerdar verleiden.“</p><lb/> <p>Und wieder ruhten ihre Blicke ineinander, und ihre<lb/> Seelen küßten ſich.</p><lb/> <p>„Nun denn, ſo kommen Sie!“ ſagte Melitta.</p><lb/> <p>„Es zieht ein Gewitter herauf,“ bemerkte der alte<lb/> Baumann vom Fenſter her, ohne ſich umzuwenden.</p><lb/> <p>„Bis es herauf iſt, ſind wir längſt drüben;“ ſagte<lb/> Melitta, die ſich ſchon erhoben hatte. „Und wenn Sie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0197]
oft ganze Tage und Nächte zubringe, wenn die dummen
Menſchen mich einmal mehr als gewöhnlich geärgert
haben, und ich, da ich keine Geſellſchaft haben kann,
wie ich ſie wünſche, wenigſtens ganz einſam ſein will.“
„Und da machen Sie dann mit dem Harfner im
Wilhelm Meiſter die traurige Erfahrung, daß „wer
ſich der Einſamkeit ergiebt, bald allein iſt;“ aber Ihnen
hätte ich ſolche hypochondriſche Grillen am wenigſten
zugetraut.“
„Warum nicht mir?“
„Weil Sie ſo gut und ſo heiter blicken — blicken
können.“
„Und wiſſen Sie nicht, daß gerade die heitern
Augen am leichteſten weinen?“
„Ich möchte Sie um Alles in der Welt nicht
weinen ſehen; ich glaube, das könnte mir das Lachen
auf immerdar verleiden.“
Und wieder ruhten ihre Blicke ineinander, und ihre
Seelen küßten ſich.
„Nun denn, ſo kommen Sie!“ ſagte Melitta.
„Es zieht ein Gewitter herauf,“ bemerkte der alte
Baumann vom Fenſter her, ohne ſich umzuwenden.
„Bis es herauf iſt, ſind wir längſt drüben;“ ſagte
Melitta, die ſich ſchon erhoben hatte. „Und wenn Sie
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