Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.öffnete; und da lag vor ihnen, in diesem Augenblick "Mein Gott, gnädige Frau, was ist Ihnen? was "O, nichts, nichts!" sagte sie, "beim ersten Ton Sie öffnete die Thür und trat ein; Oswald folgte. öffnete; und da lag vor ihnen, in dieſem Augenblick „Mein Gott, gnädige Frau, was iſt Ihnen? was „O, nichts, nichts!“ ſagte ſie, „beim erſten Ton Sie öffnete die Thür und trat ein; Oswald folgte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0208" n="198"/> öffnete; und da lag vor ihnen, in dieſem Augenblick<lb/> von dem röthlichen Lichte eines Blitzes hell erleuchtet,<lb/> die Waldkapelle. Nur ein paar Schritte noch und ſie<lb/> langten unter dem weit vorſpringenden Dache des im<lb/> Schweizerſtyl allerliebſt ausgeführten Häuschens an.<lb/> Raſch erſtieg Melitta die Stufen, die zu der niedrigen<lb/> Veranda hinaufführten; ſie nahm einen kleinen Schlüſſel<lb/> aus der Taſche ihres Kleides, drehte das Schloß auf,<lb/> aber, anſtatt die Thür zu öffnen, lehnte ſie ſich zitternd<lb/> gegen den Pfoſten. Sie war bleich; ihre Kraft ſchien<lb/> gänzlich erſchöpft; ſie drückte die Hand auf das po¬<lb/> chende Herz. So ſah ſie Oswald, als er den Blick<lb/> von der im Regen dampfenden Wieſe — ein Anblick,<lb/> der ihn ſtets mit einer eigenthümlichen Luſt erfüllte —<lb/> zu ihr wendete.</p><lb/> <p>„Mein Gott, gnädige Frau, was iſt Ihnen? was<lb/> haben Sie?“</p><lb/> <p>„O, nichts, nichts!“ ſagte ſie, „beim erſten Ton<lb/> ſeiner Stimme ſich aufraffend; „es iſt nur der ſchnelle<lb/> Lauf; jetzt iſt es ſchon wieder beſſer; kommen Sie!“<lb/></p> <p>Sie öffnete die Thür und trat ein; Oswald folgte.<lb/> Aber er fuhr entſetzt zurück, als er in dem myſtiſchen<lb/> Halbdunkel, das in dem Gemache herrſchte, eine hohe<lb/> weiße Geſtalt erblickte, die aus der Wand hervorzu¬<lb/> ſchweben ſchien.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [198/0208]
öffnete; und da lag vor ihnen, in dieſem Augenblick
von dem röthlichen Lichte eines Blitzes hell erleuchtet,
die Waldkapelle. Nur ein paar Schritte noch und ſie
langten unter dem weit vorſpringenden Dache des im
Schweizerſtyl allerliebſt ausgeführten Häuschens an.
Raſch erſtieg Melitta die Stufen, die zu der niedrigen
Veranda hinaufführten; ſie nahm einen kleinen Schlüſſel
aus der Taſche ihres Kleides, drehte das Schloß auf,
aber, anſtatt die Thür zu öffnen, lehnte ſie ſich zitternd
gegen den Pfoſten. Sie war bleich; ihre Kraft ſchien
gänzlich erſchöpft; ſie drückte die Hand auf das po¬
chende Herz. So ſah ſie Oswald, als er den Blick
von der im Regen dampfenden Wieſe — ein Anblick,
der ihn ſtets mit einer eigenthümlichen Luſt erfüllte —
zu ihr wendete.
„Mein Gott, gnädige Frau, was iſt Ihnen? was
haben Sie?“
„O, nichts, nichts!“ ſagte ſie, „beim erſten Ton
ſeiner Stimme ſich aufraffend; „es iſt nur der ſchnelle
Lauf; jetzt iſt es ſchon wieder beſſer; kommen Sie!“
Sie öffnete die Thür und trat ein; Oswald folgte.
Aber er fuhr entſetzt zurück, als er in dem myſtiſchen
Halbdunkel, das in dem Gemache herrſchte, eine hohe
weiße Geſtalt erblickte, die aus der Wand hervorzu¬
ſchweben ſchien.
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