Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861."Erlauben Sie, daß ich mich zu Ihnen setze," sagt "Mein Name ist Stein." "Sie studiren, oder vielmehr, was haben Sie "Ich wollte, Herr Professor, ich könnte auf diese "Wie so?" "Weil mir alsdann die Ehre Ihrer näheren Be¬ Ein Lächeln spielte um den Mund des Professors "Sie stehen vor dem Examen?" "Ja, wie Sie kennen ja das Sprichwort, Herr Das Lächeln zuckte vom Auge wieder herunter zum „Erlauben Sie, daß ich mich zu Ihnen ſetze,“ ſagt „Mein Name iſt Stein.“ „Sie ſtudiren, oder vielmehr, was haben Sie „Ich wollte, Herr Profeſſor, ich könnte auf dieſe „Wie ſo?“ „Weil mir alsdann die Ehre Ihrer näheren Be¬ Ein Lächeln ſpielte um den Mund des Profeſſors „Sie ſtehen vor dem Examen?“ „Ja, wie Sie kennen ja das Sprichwort, Herr Das Lächeln zuckte vom Auge wieder herunter zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0030" n="20"/> <p>„Erlauben Sie, daß ich mich zu Ihnen ſetze,“ ſagt<lb/> der ſeltſame Mann, indem er auf dem Divan Platz<lb/> nimmt, und mich an ſeine Seite winkt. „Sie gefallen<lb/> mir und ich wünſche Ihre nähere Bekanntſchaft zu<lb/> machen. Ich bin der Profeſſor Berger; mit wem<lb/> habe ich die Ehre?“</p><lb/> <p>„Mein Name iſt Stein.“</p><lb/> <p>„Sie ſtudiren, oder vielmehr, was haben Sie<lb/> ſtudirt?“</p><lb/> <p>„Ich wollte, Herr Profeſſor, ich könnte auf dieſe<lb/> Frage einfach „Philologie“ antworten, da dies aber<lb/> eine grobe Unwahrheit wäre, ſo kann ich nur ſagen:<lb/> ich wünſche, ich hätte Philologie ſtudirt.“</p><lb/> <p>„Wie ſo?“</p><lb/> <p>„Weil mir alsdann die Ehre Ihrer näheren Be¬<lb/> kanntſchaft weniger bedenklich erſcheinen möchte.“</p><lb/> <p>Ein Lächeln ſpielte um den Mund des Profeſſors<lb/> die Wange hinauf und verlor ſich in dem Winkel des<lb/> rechten Auges.</p><lb/> <p>„Sie ſtehen vor dem Examen?“</p><lb/> <p>„Ja, wie Sie kennen ja das Sprichwort, Herr<lb/> Profeſſor.“</p><lb/> <p>Das Lächeln zuckte vom Auge wieder herunter zum<lb/> Munde.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [20/0030]
„Erlauben Sie, daß ich mich zu Ihnen ſetze,“ ſagt
der ſeltſame Mann, indem er auf dem Divan Platz
nimmt, und mich an ſeine Seite winkt. „Sie gefallen
mir und ich wünſche Ihre nähere Bekanntſchaft zu
machen. Ich bin der Profeſſor Berger; mit wem
habe ich die Ehre?“
„Mein Name iſt Stein.“
„Sie ſtudiren, oder vielmehr, was haben Sie
ſtudirt?“
„Ich wollte, Herr Profeſſor, ich könnte auf dieſe
Frage einfach „Philologie“ antworten, da dies aber
eine grobe Unwahrheit wäre, ſo kann ich nur ſagen:
ich wünſche, ich hätte Philologie ſtudirt.“
„Wie ſo?“
„Weil mir alsdann die Ehre Ihrer näheren Be¬
kanntſchaft weniger bedenklich erſcheinen möchte.“
Ein Lächeln ſpielte um den Mund des Profeſſors
die Wange hinauf und verlor ſich in dem Winkel des
rechten Auges.
„Sie ſtehen vor dem Examen?“
„Ja, wie Sie kennen ja das Sprichwort, Herr
Profeſſor.“
Das Lächeln zuckte vom Auge wieder herunter zum
Munde.
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