in welches ihn das räthselhafte Betragen der braunen Gräfin versetzt hatte, erholen konnte, vernahm er schon das Rollen des Wagens, der in derselben Eile, mit der er sich vorher entfernt hatte, zurückkam. Aber, bevor das Fuhrwerk die vorspringende Waldecke, hinter der es verschwunden war, erreicht hatte, hielt es plötzlich, und um die Büsche herum kam der Baron, im bloßen Kopf, die kleine Czika auf dem Arm tragend.
"Wir haben gejagt, wir haben gefangen;" rief er schon von weitem. "Die feigen Wölfe ließen, sobald sie sahen, daß sie verfolgt wurden, die schöne Beute fahren, und machten, daß sie davon kamen. -- So, Du kleiner Ganymed, nun sieh' zu, ob Dich Deine Füße wieder tragen. --"
Der Baron ließ das Kind aus seinen Armen auf den Boden gleiten. "Aber, wo ist denn die Mutter geblieben, oder wer sonst das braune Weib war?" fragte er, erstaunt, Oswald allein zu finden.
Oswald theilte ihm in kurzen Worten mit, was sich während seiner Abwesenheit zugetragen hatte.
"Nun, das ist nicht übel;" sagte der Baron; "die Sache wird immer romantischer, Vollmond, Sumpfes¬ rand, ein schlaues ägyptisches Weib und zwei gute deutsche Jungen, die sich nasführen lassen! -- Was sollen wir denn mit der Czika, wie Sie die kleine
in welches ihn das räthſelhafte Betragen der braunen Gräfin verſetzt hatte, erholen konnte, vernahm er ſchon das Rollen des Wagens, der in derſelben Eile, mit der er ſich vorher entfernt hatte, zurückkam. Aber, bevor das Fuhrwerk die vorſpringende Waldecke, hinter der es verſchwunden war, erreicht hatte, hielt es plötzlich, und um die Büſche herum kam der Baron, im bloßen Kopf, die kleine Czika auf dem Arm tragend.
„Wir haben gejagt, wir haben gefangen;“ rief er ſchon von weitem. „Die feigen Wölfe ließen, ſobald ſie ſahen, daß ſie verfolgt wurden, die ſchöne Beute fahren, und machten, daß ſie davon kamen. — So, Du kleiner Ganymed, nun ſieh' zu, ob Dich Deine Füße wieder tragen. —“
Der Baron ließ das Kind aus ſeinen Armen auf den Boden gleiten. „Aber, wo iſt denn die Mutter geblieben, oder wer ſonſt das braune Weib war?“ fragte er, erſtaunt, Oswald allein zu finden.
Oswald theilte ihm in kurzen Worten mit, was ſich während ſeiner Abweſenheit zugetragen hatte.
„Nun, das iſt nicht übel;“ ſagte der Baron; „die Sache wird immer romantiſcher, Vollmond, Sumpfes¬ rand, ein ſchlaues ägyptiſches Weib und zwei gute deutſche Jungen, die ſich nasführen laſſen! — Was ſollen wir denn mit der Czika, wie Sie die kleine
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Gräfin verſetzt hatte, erholen konnte, vernahm er ſchon
das Rollen des Wagens, der in derſelben Eile, mit
der er ſich vorher entfernt hatte, zurückkam. Aber,
bevor das Fuhrwerk die vorſpringende Waldecke, hinter
der es verſchwunden war, erreicht hatte, hielt es
plötzlich, und um die Büſche herum kam der Baron,
im bloßen Kopf, die kleine Czika auf dem Arm tragend.
„Wir haben gejagt, wir haben gefangen;“ rief er
ſchon von weitem. „Die feigen Wölfe ließen, ſobald
ſie ſahen, daß ſie verfolgt wurden, die ſchöne Beute
fahren, und machten, daß ſie davon kamen. — So,
Du kleiner Ganymed, nun ſieh' zu, ob Dich Deine
Füße wieder tragen. —“
Der Baron ließ das Kind aus ſeinen Armen auf
den Boden gleiten. „Aber, wo iſt denn die Mutter
geblieben, oder wer ſonſt das braune Weib war?“
fragte er, erſtaunt, Oswald allein zu finden.
Oswald theilte ihm in kurzen Worten mit, was
ſich während ſeiner Abweſenheit zugetragen hatte.
„Nun, das iſt nicht übel;“ ſagte der Baron; „die
Sache wird immer romantiſcher, Vollmond, Sumpfes¬
rand, ein ſchlaues ägyptiſches Weib und zwei gute
deutſche Jungen, die ſich nasführen laſſen! — Was
ſollen wir denn mit der Czika, wie Sie die kleine
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/133>, abgerufen am 16.02.2025.
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