blauen Raum verloren war; ich glaube, daß alle Helden Brüder sind und daß jeder Unglückliche eben derselbe Nächste ist, den, wie uns selbst zu lieben, Vernunft und Herz gleich gebieterisch von uns heischen. -- Ob dieses Kind dasselbe ist, nach dem Sie nun schon zweimal vergeblich suchten -- darauf kommt es nicht an; wohl aber darauf, daß Sie nach ihm suchten, daß der Ruf des armen verlassenen Geschöpfes jedesmal durch das Erz, mit dem Sie geflissentlich ihre Brust umpanzern, bis zu Ihrem Herzen drang. . . Verzeihen Sie einem Manne, den Sie an Erfahrung und an Geist so weit überragen, diese Sprache, zu der ihn nichts berechtigt, als die Hochachtung, die er, halb gegen seinen Willen, vor Ihnen empfindet. Und ver¬ statten Sie mir noch dies eine Wort! Wenn Sie sich entschließen könnten, dies Kind zu lieben, so wäre es für Sie ein Geschenk, köstlicher und reicher, als Alla¬ dins Wunderlampe. Liebe ist allenthalben, außer in der Hölle, lautet ein tiefsinniges Wort Wolframs von Eschenbach; daß heißt: wo keine Liebe ist, da ist die Hölle. Die Liebe ist der Duft der blauen Blume, der, wie Sie vorher sagten, die ganze Welt erfüllt, und in jedem Wesen, das Sie von ganzem Herzen lieben, haben Sie die blaue Blume gefunden, nach der Sie Ihr Leben lang vergeblich suchten."
blauen Raum verloren war; ich glaube, daß alle Helden Brüder ſind und daß jeder Unglückliche eben derſelbe Nächſte iſt, den, wie uns ſelbſt zu lieben, Vernunft und Herz gleich gebieteriſch von uns heiſchen. — Ob dieſes Kind daſſelbe iſt, nach dem Sie nun ſchon zweimal vergeblich ſuchten — darauf kommt es nicht an; wohl aber darauf, daß Sie nach ihm ſuchten, daß der Ruf des armen verlaſſenen Geſchöpfes jedesmal durch das Erz, mit dem Sie gefliſſentlich ihre Bruſt umpanzern, bis zu Ihrem Herzen drang. . . Verzeihen Sie einem Manne, den Sie an Erfahrung und an Geiſt ſo weit überragen, dieſe Sprache, zu der ihn nichts berechtigt, als die Hochachtung, die er, halb gegen ſeinen Willen, vor Ihnen empfindet. Und ver¬ ſtatten Sie mir noch dies eine Wort! Wenn Sie ſich entſchließen könnten, dies Kind zu lieben, ſo wäre es für Sie ein Geſchenk, köſtlicher und reicher, als Alla¬ dins Wunderlampe. Liebe iſt allenthalben, außer in der Hölle, lautet ein tiefſinniges Wort Wolframs von Eſchenbach; daß heißt: wo keine Liebe iſt, da iſt die Hölle. Die Liebe iſt der Duft der blauen Blume, der, wie Sie vorher ſagten, die ganze Welt erfüllt, und in jedem Weſen, das Sie von ganzem Herzen lieben, haben Sie die blaue Blume gefunden, nach der Sie Ihr Leben lang vergeblich ſuchten.“
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blauen Raum verloren war; ich glaube, daß alle Helden
Brüder ſind und daß jeder Unglückliche eben derſelbe
Nächſte iſt, den, wie uns ſelbſt zu lieben, Vernunft
und Herz gleich gebieteriſch von uns heiſchen. — Ob
dieſes Kind daſſelbe iſt, nach dem Sie nun ſchon
zweimal vergeblich ſuchten — darauf kommt es nicht
an; wohl aber darauf, daß Sie nach ihm ſuchten, daß
der Ruf des armen verlaſſenen Geſchöpfes jedesmal
durch das Erz, mit dem Sie gefliſſentlich ihre Bruſt
umpanzern, bis zu Ihrem Herzen drang. . . Verzeihen
Sie einem Manne, den Sie an Erfahrung und an
Geiſt ſo weit überragen, dieſe Sprache, zu der ihn
nichts berechtigt, als die Hochachtung, die er, halb
gegen ſeinen Willen, vor Ihnen empfindet. Und ver¬
ſtatten Sie mir noch dies eine Wort! Wenn Sie ſich
entſchließen könnten, dies Kind zu lieben, ſo wäre es
für Sie ein Geſchenk, köſtlicher und reicher, als Alla¬
dins Wunderlampe. Liebe iſt allenthalben, außer in
der Hölle, lautet ein tiefſinniges Wort Wolframs von
Eſchenbach; daß heißt: wo keine Liebe iſt, da iſt die
Hölle. Die Liebe iſt der Duft der blauen Blume,
der, wie Sie vorher ſagten, die ganze Welt erfüllt, und
in jedem Weſen, das Sie von ganzem Herzen lieben,
haben Sie die blaue Blume gefunden, nach der Sie
Ihr Leben lang vergeblich ſuchten.“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/140>, abgerufen am 21.11.2024.
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