Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.vorzustehen schien, während eines, voraussichtlich mehre "Und Sie sind schon lange hier?" fragte er. "Drei Jahre." "Der Tausend! und Sie sind vor langer Weile "Plait-il?" "Ich meine, das muß doch zum Verzweifeln lang¬ vorzuſtehen ſchien, während eines, vorausſichtlich mehre „Und Sie ſind ſchon lange hier?“ fragte er. „Drei Jahre.“ „Der Tauſend! und Sie ſind vor langer Weile „Plait-il?“ „Ich meine, das muß doch zum Verzweifeln lang¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0185" n="175"/> vorzuſtehen ſchien, während eines, vorausſichtlich mehre<lb/> Wochen lang dauernden Aufenthalts in Grenwitz ge¬<lb/> währen mußten; und ſich dieſe Gunſt, die auch viel¬<lb/> leicht in anderer Weiſe die Monotonie des Landlebens<lb/> in angemeſſener Weiſe mildern konnte, möglichſt ſchnell<lb/> zu erwerben, war Herr Albert Timm in dem aller¬<lb/> liebſten verſchwiegenen <hi rendition="#aq">tête-a-tête</hi> mit der kleinen<lb/> Franzöſin eifrigſt bedacht geweſen. Die Unterhaltung<lb/> war von beiden Seiten, ohne einem gelegentlichen<lb/> franzöſiſchen Worte das Daſein zu verkümmern, deutſch<lb/> geführt worden, da Mademoiſelle das Deutſche ziemlich<lb/> und Herr Timm das Franzöſiſche ſehr ſchlecht ſprach,<lb/> und dem jungen harmloſen, aufrichtigen, wahrheits¬<lb/> liebenden Manne nichts verhaßter war, als der Ge¬<lb/> danke, nicht verſtanden oder vielleicht gar mißverſtanden<lb/> zu werden.</p><lb/> <p>„Und Sie ſind ſchon lange hier?“ fragte er.</p><lb/> <p>„Drei Jahre.“</p><lb/> <p>„Der Tauſend! und Sie ſind vor langer Weile<lb/> noch nicht geſtorben. Sie müſſen eine famoſe Natur<lb/> haben.“</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">„Plait-il?</hi>“</p><lb/> <p>„Ich meine, das muß doch zum Verzweifeln lang¬<lb/> weilig ſein, Jahr aus Jahr ein in dieſem öden Neſt<lb/> zu hocken, und noch dazu in ſo ausnehmend inter¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [175/0185]
vorzuſtehen ſchien, während eines, vorausſichtlich mehre
Wochen lang dauernden Aufenthalts in Grenwitz ge¬
währen mußten; und ſich dieſe Gunſt, die auch viel¬
leicht in anderer Weiſe die Monotonie des Landlebens
in angemeſſener Weiſe mildern konnte, möglichſt ſchnell
zu erwerben, war Herr Albert Timm in dem aller¬
liebſten verſchwiegenen tête-a-tête mit der kleinen
Franzöſin eifrigſt bedacht geweſen. Die Unterhaltung
war von beiden Seiten, ohne einem gelegentlichen
franzöſiſchen Worte das Daſein zu verkümmern, deutſch
geführt worden, da Mademoiſelle das Deutſche ziemlich
und Herr Timm das Franzöſiſche ſehr ſchlecht ſprach,
und dem jungen harmloſen, aufrichtigen, wahrheits¬
liebenden Manne nichts verhaßter war, als der Ge¬
danke, nicht verſtanden oder vielleicht gar mißverſtanden
zu werden.
„Und Sie ſind ſchon lange hier?“ fragte er.
„Drei Jahre.“
„Der Tauſend! und Sie ſind vor langer Weile
noch nicht geſtorben. Sie müſſen eine famoſe Natur
haben.“
„Plait-il?“
„Ich meine, das muß doch zum Verzweifeln lang¬
weilig ſein, Jahr aus Jahr ein in dieſem öden Neſt
zu hocken, und noch dazu in ſo ausnehmend inter¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |