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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.

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wie sein Vorgänger weiland, sondern überhaupt gar
nicht zeichnete und malte, sondern den lieben langen
Tag nichts that, als am Strande umherlaufen, oder
auf einem der kleinen Ruderboote mutterseelenallein so
weit aufs Meer hinausfahren, daß man ihn vom
Strande aus kaum noch sehen konnte. Wie und wo¬
mit er sich auf diesen stundenlangen Spaziergängen
und Fahrten die Zeit vertrieb, war Mutter Karsten
ein unergründliches Räthsel, würde selbst dann für sie
noch immer ein Räthsel gewesen sein, wenn sie ge¬
sehen hätte, daß Oswald, sobald er sich allein wußte,
einen Brief, den ihm vor ein paar Tagen ein alter,
sonderbar aussehender Mann gebracht hatte, aus der
Tasche nahm und ihn wieder und immer wieder stu¬
dirte, als ob er ihn nicht schon längst Buchstab für
Buchstab und Zeichen für Zeichen auswendig gewußt
hätte. Der sonderbar aussehende alte Mann, der "so
ein hochbeiniges, langhalsiges Pferd ritt, wie sie der
Claus Jochen in England gesehen hatte", war näm¬
lich Niemand anders gewesen als der alte Baumann
auf dem Brownlock. Oswald hatte ihm gleich am
nächsten Tage nach seiner Ankunft in Sassitz mitge¬
theilt, daß er sich entschlossen habe, bis auf Weiteres
hier zu bleiben (auch nach Grenwitz hatte er dieselbe
Botschaft geschickt, mit der Bitte, ihm etwa ankom¬

wie ſein Vorgänger weiland, ſondern überhaupt gar
nicht zeichnete und malte, ſondern den lieben langen
Tag nichts that, als am Strande umherlaufen, oder
auf einem der kleinen Ruderboote mutterſeelenallein ſo
weit aufs Meer hinausfahren, daß man ihn vom
Strande aus kaum noch ſehen konnte. Wie und wo¬
mit er ſich auf dieſen ſtundenlangen Spaziergängen
und Fahrten die Zeit vertrieb, war Mutter Karſten
ein unergründliches Räthſel, würde ſelbſt dann für ſie
noch immer ein Räthſel geweſen ſein, wenn ſie ge¬
ſehen hätte, daß Oswald, ſobald er ſich allein wußte,
einen Brief, den ihm vor ein paar Tagen ein alter,
ſonderbar ausſehender Mann gebracht hatte, aus der
Taſche nahm und ihn wieder und immer wieder ſtu¬
dirte, als ob er ihn nicht ſchon längſt Buchſtab für
Buchſtab und Zeichen für Zeichen auswendig gewußt
hätte. Der ſonderbar ausſehende alte Mann, der „ſo
ein hochbeiniges, langhalſiges Pferd ritt, wie ſie der
Claus Jochen in England geſehen hatte“, war näm¬
lich Niemand anders geweſen als der alte Baumann
auf dem Brownlock. Oswald hatte ihm gleich am
nächſten Tage nach ſeiner Ankunft in Saſſitz mitge¬
theilt, daß er ſich entſchloſſen habe, bis auf Weiteres
hier zu bleiben (auch nach Grenwitz hatte er dieſelbe
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[102/0112] wie ſein Vorgänger weiland, ſondern überhaupt gar nicht zeichnete und malte, ſondern den lieben langen Tag nichts that, als am Strande umherlaufen, oder auf einem der kleinen Ruderboote mutterſeelenallein ſo weit aufs Meer hinausfahren, daß man ihn vom Strande aus kaum noch ſehen konnte. Wie und wo¬ mit er ſich auf dieſen ſtundenlangen Spaziergängen und Fahrten die Zeit vertrieb, war Mutter Karſten ein unergründliches Räthſel, würde ſelbſt dann für ſie noch immer ein Räthſel geweſen ſein, wenn ſie ge¬ ſehen hätte, daß Oswald, ſobald er ſich allein wußte, einen Brief, den ihm vor ein paar Tagen ein alter, ſonderbar ausſehender Mann gebracht hatte, aus der Taſche nahm und ihn wieder und immer wieder ſtu¬ dirte, als ob er ihn nicht ſchon längſt Buchſtab für Buchſtab und Zeichen für Zeichen auswendig gewußt hätte. Der ſonderbar ausſehende alte Mann, der „ſo ein hochbeiniges, langhalſiges Pferd ritt, wie ſie der Claus Jochen in England geſehen hatte“, war näm¬ lich Niemand anders geweſen als der alte Baumann auf dem Brownlock. Oswald hatte ihm gleich am nächſten Tage nach ſeiner Ankunft in Saſſitz mitge¬ theilt, daß er ſich entſchloſſen habe, bis auf Weiteres hier zu bleiben (auch nach Grenwitz hatte er dieſelbe Botſchaft geſchickt, mit der Bitte, ihm etwa ankom¬

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/112>, abgerufen am 24.11.2024.