Worte des Doctors erregt hatten, war vorübergebraust, und an die Stelle des wilden Zornes eine schwermuths¬ volle Trauer getreten, daß die Menschen dieser herr¬ lichen Erde nicht werth seien und in ihres Sinnes Thorheit sich, gegen das Geschick, Schmerzen und Qualen ohne Zahl bereiteten ...
Oswald hatte, den Kopf in die Hand gestützt, am Fenster gesessen. Da war es ihm, als hörte er von dem Rasenplatze an der anderen Seite des Schlosses her Stimmen erschallen. Er erinnerte sich, daß es wol an der Zeit sei, die Gesellschaft aufzusuchen und zu begrüßen. Er kleidete sich um, nahm eine Nelke aus dem Blumenstrauß und ging hinunter.
Als er die Thür des Wohnzimmers öffnete, aus welchem die Fensterthür nach dem Rasenplatz führte, hörte er die Stimmen deutlicher, und als er ein paar Schritte in das leere Zimmer hinein gethan hatte, sah er auch schon einen Theil der Gesellschaft, die auf dem Rasen mit dem Lieblingsspiel der Baronin, dem Reifenspiel, eifrigst beschäftigt war. Er näherte sich leise der Thür und blieb auf demselben Platze stehen, von welchem aus Melitta an jenem Nach¬ mittage ihn zum ersten Male erblickt hatte, als er Arm in Arm mit Bruno unter den Bäumen hervortrat.
Die Gesellschaft bestand aus dem Baron und der
Worte des Doctors erregt hatten, war vorübergebrauſt, und an die Stelle des wilden Zornes eine ſchwermuths¬ volle Trauer getreten, daß die Menſchen dieſer herr¬ lichen Erde nicht werth ſeien und in ihres Sinnes Thorheit ſich, gegen das Geſchick, Schmerzen und Qualen ohne Zahl bereiteten ...
Oswald hatte, den Kopf in die Hand geſtützt, am Fenſter geſeſſen. Da war es ihm, als hörte er von dem Raſenplatze an der anderen Seite des Schloſſes her Stimmen erſchallen. Er erinnerte ſich, daß es wol an der Zeit ſei, die Geſellſchaft aufzuſuchen und zu begrüßen. Er kleidete ſich um, nahm eine Nelke aus dem Blumenſtrauß und ging hinunter.
Als er die Thür des Wohnzimmers öffnete, aus welchem die Fenſterthür nach dem Raſenplatz führte, hörte er die Stimmen deutlicher, und als er ein paar Schritte in das leere Zimmer hinein gethan hatte, ſah er auch ſchon einen Theil der Geſellſchaft, die auf dem Raſen mit dem Lieblingsſpiel der Baronin, dem Reifenſpiel, eifrigſt beſchäftigt war. Er näherte ſich leiſe der Thür und blieb auf demſelben Platze ſtehen, von welchem aus Melitta an jenem Nach¬ mittage ihn zum erſten Male erblickt hatte, als er Arm in Arm mit Bruno unter den Bäumen hervortrat.
Die Geſellſchaft beſtand aus dem Baron und der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0132"n="122"/>
Worte des Doctors erregt hatten, war vorübergebrauſt,<lb/>
und an die Stelle des wilden Zornes eine ſchwermuths¬<lb/>
volle Trauer getreten, daß die Menſchen dieſer herr¬<lb/>
lichen Erde nicht werth ſeien und in ihres Sinnes<lb/>
Thorheit ſich, gegen das Geſchick, Schmerzen und<lb/>
Qualen ohne Zahl bereiteten ...</p><lb/><p>Oswald hatte, den Kopf in die Hand geſtützt, am<lb/>
Fenſter geſeſſen. Da war es ihm, als hörte er von<lb/>
dem Raſenplatze an der anderen Seite des Schloſſes<lb/>
her Stimmen erſchallen. Er erinnerte ſich, daß es<lb/>
wol an der Zeit ſei, die Geſellſchaft aufzuſuchen und<lb/>
zu begrüßen. Er kleidete ſich um, nahm eine Nelke<lb/>
aus dem Blumenſtrauß und ging hinunter.</p><lb/><p>Als er die Thür des Wohnzimmers öffnete, aus<lb/>
welchem die Fenſterthür nach dem Raſenplatz führte,<lb/>
hörte er die Stimmen deutlicher, und als er ein paar<lb/>
Schritte in das leere Zimmer hinein gethan hatte,<lb/>ſah er auch ſchon einen Theil der Geſellſchaft, die<lb/>
auf dem Raſen mit dem Lieblingsſpiel der Baronin,<lb/>
dem Reifenſpiel, eifrigſt beſchäftigt war. Er näherte<lb/>ſich leiſe der Thür und blieb auf demſelben Platze<lb/>ſtehen, von welchem aus Melitta an jenem Nach¬<lb/>
mittage ihn zum erſten Male erblickt hatte, als er<lb/>
Arm in Arm mit Bruno unter den Bäumen hervortrat.</p><lb/><p>Die Geſellſchaft beſtand aus dem Baron und der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[122/0132]
Worte des Doctors erregt hatten, war vorübergebrauſt,
und an die Stelle des wilden Zornes eine ſchwermuths¬
volle Trauer getreten, daß die Menſchen dieſer herr¬
lichen Erde nicht werth ſeien und in ihres Sinnes
Thorheit ſich, gegen das Geſchick, Schmerzen und
Qualen ohne Zahl bereiteten ...
Oswald hatte, den Kopf in die Hand geſtützt, am
Fenſter geſeſſen. Da war es ihm, als hörte er von
dem Raſenplatze an der anderen Seite des Schloſſes
her Stimmen erſchallen. Er erinnerte ſich, daß es
wol an der Zeit ſei, die Geſellſchaft aufzuſuchen und
zu begrüßen. Er kleidete ſich um, nahm eine Nelke
aus dem Blumenſtrauß und ging hinunter.
Als er die Thür des Wohnzimmers öffnete, aus
welchem die Fenſterthür nach dem Raſenplatz führte,
hörte er die Stimmen deutlicher, und als er ein paar
Schritte in das leere Zimmer hinein gethan hatte,
ſah er auch ſchon einen Theil der Geſellſchaft, die
auf dem Raſen mit dem Lieblingsſpiel der Baronin,
dem Reifenſpiel, eifrigſt beſchäftigt war. Er näherte
ſich leiſe der Thür und blieb auf demſelben Platze
ſtehen, von welchem aus Melitta an jenem Nach¬
mittage ihn zum erſten Male erblickt hatte, als er
Arm in Arm mit Bruno unter den Bäumen hervortrat.
Die Geſellſchaft beſtand aus dem Baron und der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/132>, abgerufen am 19.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.