Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.Schulden, die drückendsten wenigstens, zu bezahlen Dies erkannte die Baronin fast auf den ersten 12*
Schulden, die drückendſten wenigſtens, zu bezahlen Dies erkannte die Baronin faſt auf den erſten 12*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0189" n="179"/> Schulden, die drückendſten wenigſtens, zu bezahlen<lb/> und ihm zu helfen, die in Grund und Boden gewirth¬<lb/> ſchafteten Güter wieder nutzbar zu machen? Von<lb/> dieſer Seite ſah die Baronin alſo nicht das kleinſte<lb/> Hinderniß der Ausführung ihres Projects. Von Sei¬<lb/> ten Helene's erwartete ſie eben ſo wenig einen ernſt¬<lb/> lichen Widerſtand, oder genauer, hatte ſie bis zu<lb/> dieſem Augenblick einen ſolchen nicht erwartet. Sie<lb/> hatte vergeſſen, daß ſie ihre Tochter drei Jahre lang<lb/> nicht geſehen, daß drei Jahre viel zu ändern ver¬<lb/> mögen und unter anderm auch aus einem trotzigen,<lb/> aber doch aus Furcht und Gewohnheit gehorſamen<lb/> vierzehnjährigen Mädchen eine ſiebenzehnjährige ſtolze<lb/> junge Dame machen können, die unterdeſſen verlernt<lb/> hat, vor ihrer Mutter zu zittern und unter Leitung<lb/> einer ſtrengen, aber hochherzigen Erzieherin viel zu<lb/> ſelbſtändig geworden iſt, um ihren Willen ſo ohne<lb/> Weiteres dem eines Anderen, er ſei auch, wer er ſei,<lb/> unterzuordnen.</p><lb/> <p>Dies erkannte die Baronin faſt auf den erſten<lb/> Blick, als ſie im Empfangsſaale der Penſion ihre<lb/> Tochter zur Thür hereintreten ſah. An der Tournüre<lb/> der jungen Dame, die ohne Haſt, aber auch nicht zu<lb/> langſam, auf die Mutter zuſchritt, ihr die dargebotene<lb/> Hand küßte und dann einen Schritt zurücktretend, wie<lb/> <fw place="bottom" type="sig">12*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [179/0189]
Schulden, die drückendſten wenigſtens, zu bezahlen
und ihm zu helfen, die in Grund und Boden gewirth¬
ſchafteten Güter wieder nutzbar zu machen? Von
dieſer Seite ſah die Baronin alſo nicht das kleinſte
Hinderniß der Ausführung ihres Projects. Von Sei¬
ten Helene's erwartete ſie eben ſo wenig einen ernſt¬
lichen Widerſtand, oder genauer, hatte ſie bis zu
dieſem Augenblick einen ſolchen nicht erwartet. Sie
hatte vergeſſen, daß ſie ihre Tochter drei Jahre lang
nicht geſehen, daß drei Jahre viel zu ändern ver¬
mögen und unter anderm auch aus einem trotzigen,
aber doch aus Furcht und Gewohnheit gehorſamen
vierzehnjährigen Mädchen eine ſiebenzehnjährige ſtolze
junge Dame machen können, die unterdeſſen verlernt
hat, vor ihrer Mutter zu zittern und unter Leitung
einer ſtrengen, aber hochherzigen Erzieherin viel zu
ſelbſtändig geworden iſt, um ihren Willen ſo ohne
Weiteres dem eines Anderen, er ſei auch, wer er ſei,
unterzuordnen.
Dies erkannte die Baronin faſt auf den erſten
Blick, als ſie im Empfangsſaale der Penſion ihre
Tochter zur Thür hereintreten ſah. An der Tournüre
der jungen Dame, die ohne Haſt, aber auch nicht zu
langſam, auf die Mutter zuſchritt, ihr die dargebotene
Hand küßte und dann einen Schritt zurücktretend, wie
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