Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.Einst, rief sie seufzend aus, alles, alles mein! Ich. Ich muß heute noch in K -- eintreffen, Die Alte. (mir einfallend) Gelangen Ich. Ich werde Sie mit der innigsten Theil- Die Alte. Davon bin ich überzeugt, sonst L 2
Einſt, rief ſie ſeufzend aus, alles, alles mein! Ich. Ich muß heute noch in K — eintreffen, Die Alte. (mir einfallend) Gelangen Ich. Ich werde Sie mit der innigſten Theil- Die Alte. Davon bin ich uͤberzeugt, ſonſt L 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0177" n="163"/> Einſt, rief ſie ſeufzend aus, alles, alles mein!<lb/> Ich war die Gluͤcklichſte und Reichſte unter den<lb/> Tauſenden, welche hier wohnen, jetzt bin ich die<lb/> Aermſte und Ungluͤcklichſte unter ihnen. <hi rendition="#g">(ſchluch-<lb/> zend)</hi> Ach, das thut weh! o, das nagt ſchreck-<lb/> lich! <hi rendition="#g">(zu mir)</hi> Sie ſtaunen? O ſtaunen Sie<lb/> nur, Sie haben volles Recht dazu. Staune ich<lb/> doch ſelbſt oft, wie's geſchehen konnte, und doch<lb/> geſchah's, ſo leicht, ſo natuͤrlich, ſo zuſammen-<lb/> haͤngend, daß es mich wieder wundern wuͤrde,<lb/> wenn es anders geſchehen waͤre. <hi rendition="#g">(haſtig)</hi> Ha-<lb/> ben Sie Eile?</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Ich</hi>. Ich muß heute noch in K — eintreffen,<lb/> und dahin — —</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Alte. (mir einfallend)</hi> Gelangen<lb/> Sie fruͤh genug, wenn Sie mir auch eine halbe<lb/> Stunde ſchenken. Ich will Ihnen die Geſchichte<lb/> meiner Leiden offen und treu erzaͤhlen. — —</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Ich</hi>. Ich werde Sie mit der innigſten Theil-<lb/> nahme anhoͤren.</p><lb/> <p>Die <hi rendition="#g">Alte</hi>. Davon bin ich uͤberzeugt, ſonſt<lb/> wuͤrde ich Ihnen dieſen Antrag nicht gemacht ha-<lb/> ben. Es thut einem ſo wohl, wenn man Theil-<lb/> nahme im Auge lieſt, und aus des Freundes<lb/> Munde hoͤrt: dir geſchah Unrecht, dir haͤtte ein<lb/> beßres Schickſal werden ſollen! Ich bin eine ge-<lb/> bohrne Baronin von B —. Dort unten rechts,<lb/> in der blauen Ferne ragen uͤber die kleine Anhoͤhe<lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 2</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0177]
Einſt, rief ſie ſeufzend aus, alles, alles mein!
Ich war die Gluͤcklichſte und Reichſte unter den
Tauſenden, welche hier wohnen, jetzt bin ich die
Aermſte und Ungluͤcklichſte unter ihnen. (ſchluch-
zend) Ach, das thut weh! o, das nagt ſchreck-
lich! (zu mir) Sie ſtaunen? O ſtaunen Sie
nur, Sie haben volles Recht dazu. Staune ich
doch ſelbſt oft, wie's geſchehen konnte, und doch
geſchah's, ſo leicht, ſo natuͤrlich, ſo zuſammen-
haͤngend, daß es mich wieder wundern wuͤrde,
wenn es anders geſchehen waͤre. (haſtig) Ha-
ben Sie Eile?
Ich. Ich muß heute noch in K — eintreffen,
und dahin — —
Die Alte. (mir einfallend) Gelangen
Sie fruͤh genug, wenn Sie mir auch eine halbe
Stunde ſchenken. Ich will Ihnen die Geſchichte
meiner Leiden offen und treu erzaͤhlen. — —
Ich. Ich werde Sie mit der innigſten Theil-
nahme anhoͤren.
Die Alte. Davon bin ich uͤberzeugt, ſonſt
wuͤrde ich Ihnen dieſen Antrag nicht gemacht ha-
ben. Es thut einem ſo wohl, wenn man Theil-
nahme im Auge lieſt, und aus des Freundes
Munde hoͤrt: dir geſchah Unrecht, dir haͤtte ein
beßres Schickſal werden ſollen! Ich bin eine ge-
bohrne Baronin von B —. Dort unten rechts,
in der blauen Ferne ragen uͤber die kleine Anhoͤhe
L 2
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