Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.wenn ich nur so viel Geld mitgebracht hätte, wenn ich nur ſo viel Geld mitgebracht haͤtte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0189" n="175"/> wenn ich nur ſo viel Geld mitgebracht haͤtte,<lb/> daß ich mich ſtandesmaͤßig kleiden, und ein paar<lb/> Monate ernaͤhren koͤnnte, denn, ſetzte ſie treuher-<lb/> zig hinzu, von mir koͤnnen Sie wohl Fuͤrſprache<lb/> und Verwendung, aber keine Unterſtuͤtzung im<lb/> Gelde hoffen, weil ich kein Vermoͤgen beſitze,<lb/> und von einer ſchmalen Penſion lebe, die mir<lb/> unſre Monarchin aus beſondrer Gnade giebt. Ich<lb/> zeigte ihr alle meine Koſtbarkeiten, ſie mochten<lb/> wohl acht bis zehn tauſend Gulden werth ſeyn;<lb/> die Tante ließ ſogleich Juden herbei rufen, und<lb/> wir verkauften ſie noch am nemlichen Morgen fuͤr<lb/> fuͤnf tauſend Gulden. Dieſe Summe ſchien der<lb/> Tante hinlaͤnglich, mich wenigſtens ein Jahr ſtan-<lb/> desmaͤßig, und zur Noth auch bis zu meiner<lb/> Großjaͤhrigkeit zu ernaͤhren. Sie gieng bald her-<lb/> nach aus, kaufte ein, was ich am nothwendigſten<lb/> brauchte, und brachte mir die Nachricht mit heim,<lb/> daß ſie ſchon in einem Kloſter Koſt und Wohnung<lb/> fuͤr mich beſtellt habe. Da ich uͤber den Namen<lb/> eines Kloſters ſchon erſchrack, und ihr meine Be-<lb/> ſorgniß mittheilte, ſo verſicherte ſie mich, daß<lb/> die Aebtiſſin ihre Verwandte ſei, mich als ihr<lb/> eignes Kind pflegen wuͤrde, auch kein andrer Ort<lb/> vorhanden waͤre, in welchem ein unverheurathetes<lb/> Fraͤulein, ohne ſeinem Ruf zu ſchaden, wohnen<lb/> koͤnne. Ich ſah die Wahrheit ihrer Rede ein,<lb/> und billigte ihre Vorſorge; ſie verſprach mir dage-<lb/> gen, mich nicht lange im Kloſter ſchmachten zu<lb/> laſſen, meine ganze Geſchichte bei der erſten moͤg-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [175/0189]
wenn ich nur ſo viel Geld mitgebracht haͤtte,
daß ich mich ſtandesmaͤßig kleiden, und ein paar
Monate ernaͤhren koͤnnte, denn, ſetzte ſie treuher-
zig hinzu, von mir koͤnnen Sie wohl Fuͤrſprache
und Verwendung, aber keine Unterſtuͤtzung im
Gelde hoffen, weil ich kein Vermoͤgen beſitze,
und von einer ſchmalen Penſion lebe, die mir
unſre Monarchin aus beſondrer Gnade giebt. Ich
zeigte ihr alle meine Koſtbarkeiten, ſie mochten
wohl acht bis zehn tauſend Gulden werth ſeyn;
die Tante ließ ſogleich Juden herbei rufen, und
wir verkauften ſie noch am nemlichen Morgen fuͤr
fuͤnf tauſend Gulden. Dieſe Summe ſchien der
Tante hinlaͤnglich, mich wenigſtens ein Jahr ſtan-
desmaͤßig, und zur Noth auch bis zu meiner
Großjaͤhrigkeit zu ernaͤhren. Sie gieng bald her-
nach aus, kaufte ein, was ich am nothwendigſten
brauchte, und brachte mir die Nachricht mit heim,
daß ſie ſchon in einem Kloſter Koſt und Wohnung
fuͤr mich beſtellt habe. Da ich uͤber den Namen
eines Kloſters ſchon erſchrack, und ihr meine Be-
ſorgniß mittheilte, ſo verſicherte ſie mich, daß
die Aebtiſſin ihre Verwandte ſei, mich als ihr
eignes Kind pflegen wuͤrde, auch kein andrer Ort
vorhanden waͤre, in welchem ein unverheurathetes
Fraͤulein, ohne ſeinem Ruf zu ſchaden, wohnen
koͤnne. Ich ſah die Wahrheit ihrer Rede ein,
und billigte ihre Vorſorge; ſie verſprach mir dage-
gen, mich nicht lange im Kloſter ſchmachten zu
laſſen, meine ganze Geſchichte bei der erſten moͤg-
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