Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.sei? Da stürzte ich weinend zu ihren Füßen hin, ſei? Da ſtuͤrzte ich weinend zu ihren Fuͤßen hin, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0192" n="178"/> ſei? Da ſtuͤrzte ich weinend zu ihren Fuͤßen hin,<lb/> und flehte um ihren Schutz, um ihr Mitleid.<lb/> Sie hob mich mit ſichtbarer Ruͤhrung auf, und<lb/> kuͤßte meine Stirne. Du ſollſt ihn haben, ſprach<lb/> ſie im Tone eines Engels, ich will ſolche wahre<lb/> Liebe nicht hindern, ich werde noch heute deiner<lb/> Mutter ſchreiben, und ich hoffe, daß ſie ihre<lb/> Einwilligung zu einer Heirath, die ich billige,<lb/> nicht laͤnger verſagen wird. Damit du aber,<lb/> fuhr ſie im huldreichſten Tone fort, deinen Ge-<lb/> liebten nach Gefallen unterſtuͤtzen, und ſeiner<lb/> mir ſtets ergebnen Familie durch dein anſehnliches<lb/> Vermoͤgen neuen Glanz verſchaffen kannſt, ſo<lb/> will ich ſogleich Befehl ertheilen, daß man dich<lb/> großjaͤhrig ſpreche. Nun, ſagte ſie endlich, biſt<lb/> du mit meinem Schutze zufrieden? Ich dankte<lb/> mit innigem Gefuͤhle und mit einer Waͤrme, die<lb/> mich mit Muth belebte, meiner Empfindung Wor-<lb/> te zu geben. Sie hoͤrte mein Stammlen mit<lb/> Wohlgefallen, und kuͤßte mich wieder, als ich ſie<lb/> Mutter nannte. Wenn willſt du ihn denn hei-<lb/> rathen? ſagte ſie freundlich, weil du mich zu dei-<lb/> ner Mutter erwaͤhlt haſt, ſo muß ich dir ſchon<lb/> beiſtehen. Dein Geliebter ſoll ſogleich auf einige<lb/> Monate Urlaub erhalten, und dann wirſt du wohl<lb/> nicht ſaͤumen, ihn ganz gluͤcklich zu machen?<lb/> Ich wollte eben die Frage beantworten, als ein<lb/> Kammerherr eintrat, und meine Mutter bei der<lb/> Monarchin anmeldete. Eben recht, ſprach ſie<lb/> ganz gelaſſen, ſo erſpare ich mir einen Brief<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0192]
ſei? Da ſtuͤrzte ich weinend zu ihren Fuͤßen hin,
und flehte um ihren Schutz, um ihr Mitleid.
Sie hob mich mit ſichtbarer Ruͤhrung auf, und
kuͤßte meine Stirne. Du ſollſt ihn haben, ſprach
ſie im Tone eines Engels, ich will ſolche wahre
Liebe nicht hindern, ich werde noch heute deiner
Mutter ſchreiben, und ich hoffe, daß ſie ihre
Einwilligung zu einer Heirath, die ich billige,
nicht laͤnger verſagen wird. Damit du aber,
fuhr ſie im huldreichſten Tone fort, deinen Ge-
liebten nach Gefallen unterſtuͤtzen, und ſeiner
mir ſtets ergebnen Familie durch dein anſehnliches
Vermoͤgen neuen Glanz verſchaffen kannſt, ſo
will ich ſogleich Befehl ertheilen, daß man dich
großjaͤhrig ſpreche. Nun, ſagte ſie endlich, biſt
du mit meinem Schutze zufrieden? Ich dankte
mit innigem Gefuͤhle und mit einer Waͤrme, die
mich mit Muth belebte, meiner Empfindung Wor-
te zu geben. Sie hoͤrte mein Stammlen mit
Wohlgefallen, und kuͤßte mich wieder, als ich ſie
Mutter nannte. Wenn willſt du ihn denn hei-
rathen? ſagte ſie freundlich, weil du mich zu dei-
ner Mutter erwaͤhlt haſt, ſo muß ich dir ſchon
beiſtehen. Dein Geliebter ſoll ſogleich auf einige
Monate Urlaub erhalten, und dann wirſt du wohl
nicht ſaͤumen, ihn ganz gluͤcklich zu machen?
Ich wollte eben die Frage beantworten, als ein
Kammerherr eintrat, und meine Mutter bei der
Monarchin anmeldete. Eben recht, ſprach ſie
ganz gelaſſen, ſo erſpare ich mir einen Brief
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