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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.

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Karls Hand, er ſchrieb mir, daß er wegen Urſa-
chen, die ich muͤndlich erfahren ſollte, im Verhaft
ſitze, mich daher dringend bitte, ihn ſo bald als
moͤglich zu beſuchen. Ich durchwachte die Nacht
weinend, quaͤlte mich mit tauſend ſchrecklichen
Vorſtellungen, und eilte am Morgen nach ſeinem
Gefaͤngniſſe. Er ſank ſchluchzend in meine Arme,
flehte um Vergebung und verfluchte ſeinen Leicht-
ſinn, der mich und ihn ungluͤcklich gemacht habe.
O, du kannſt mir nicht vergeben, du mußt mich
ewig haſſen und verfluchen, ſchrie er immer, wenn
ich ihn verſicherte, daß ich gefaßt ſei, das
Schrecklichſte mit Gelaſſenheit anzuhoͤren. Erſt
nach langer Zeit, und auf meine dringende Bit-
te, ward mir ſeine allerdings ſehr ſchreckliche
Erzaͤhlung. Als wir aus Boͤhmen abreißten, hat-
ten wir dreißigtauſend Gulden, welche zu unſrer
Reiſe beſtimmt waren, mit uns genommen. Karl
verſpielte den groͤßten Theil dieſer Summe zu
Spaa, und ſandte ſchon von dort aus an den
Verwalter unſrer Guͤter eine Obligation auf vier-
zig tauſend Gulden, welche er auf meine Herr-
ſchaft aufnehmen ſollte. Ich hatte ſie ohne Unter-
ſuchung unterſchrieben, und Karl fand das Geld
ſchon zu Piſa, wie wir dort anlangten. Da der
Verwalter ihm nebenbei ſchrieb, daß auf aͤhnli-
che Obligationen Geld genug zu haben ſei, ſo
ſpielte Karl ohne Zuruͤckhaltung, und verlohr dieſe
Summe beinahe ganz. Schon von Venedig ward
wieder eine neue Obligation verabſchickt, von

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien01_1796/208>, abgerufen am 19.02.2025.