Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.fügte er am Ende bei, den fünfjährigen Ertrag Dieser höchst traurige Brief war die Ursache Da meine Herrschaft wenigstens eine halbe fuͤgte er am Ende bei, den fuͤnfjaͤhrigen Ertrag Dieſer hoͤchſt traurige Brief war die Urſache Da meine Herrſchaft wenigſtens eine halbe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0210" n="196"/> fuͤgte er am Ende bei, den fuͤnfjaͤhrigen Ertrag<lb/> der Herrſchaft ebenfalls erhalten haben, beweiſen<lb/> Ihre Quittungen und meine Rechnungen, die ich<lb/> jederzeit vorzulegen, bereit und willig bin.</p><lb/> <p>Dieſer hoͤchſt traurige Brief war die Urſache<lb/> von Karls Melancholie, er verſchwieg mir ihn,<lb/> weil er noch an der Wahrheit des ſchrecklichſten<lb/> Inhalts zweifelte, und von einigen Freunden, an<lb/> welche er geſchrieben hatte, beſſere Nachricht er-<lb/> wartete; aber alle beſtaͤtigten ſein Ungluͤck, und<lb/> Karl mißbrauchte ſeinen Kredit zu London, um mir<lb/> nur noch laͤnger daſſelbe verſchweigen zu koͤnnen.<lb/> Wie er die ausgeſtellten Wechſel endlich nicht be-<lb/> zahlen konnte, ward er in's Gefaͤngniß geſetzt.<lb/> Ich fuͤhlte waͤhrend ſeiner Erzaͤhlung mehr den<lb/> Verluſt ſeiner Freiheit, als meines Vermoͤgens,<lb/> ich ſuchte nur jene zu retten, und eilte nach Hau-<lb/> ſe, um meinen anſehnlichen Schmuck zu verkaufen.<lb/> Seine Schulden betrugen nur fuͤnfzehnhundert<lb/> Guineen, ich erhielt dieſe bald fuͤr alle meine<lb/> Koſtbarkeiten, und fuͤhlte mich wieder gluͤcklich,<lb/> als ich mit meinem Karl frei aus dem Gefaͤngniſſe<lb/> wandern konnte.</p><lb/> <p>Da meine Herrſchaft wenigſtens eine halbe<lb/> Million werth war, und wir daher mit Recht of-<lb/> nen Betrug beim Verkaufe vermuthen konnten, ſo<lb/> beſchloſſen wir jetzt, ſogleich nach Boͤhmen zu rei-<lb/> ſen, und, wenn nichts fruchten ſollte, der gerech-<lb/> ten Monarchin unſre Noth zu klagen. Wir ver-<lb/> kauften alles, was wir noch beſaßen, brachten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [196/0210]
fuͤgte er am Ende bei, den fuͤnfjaͤhrigen Ertrag
der Herrſchaft ebenfalls erhalten haben, beweiſen
Ihre Quittungen und meine Rechnungen, die ich
jederzeit vorzulegen, bereit und willig bin.
Dieſer hoͤchſt traurige Brief war die Urſache
von Karls Melancholie, er verſchwieg mir ihn,
weil er noch an der Wahrheit des ſchrecklichſten
Inhalts zweifelte, und von einigen Freunden, an
welche er geſchrieben hatte, beſſere Nachricht er-
wartete; aber alle beſtaͤtigten ſein Ungluͤck, und
Karl mißbrauchte ſeinen Kredit zu London, um mir
nur noch laͤnger daſſelbe verſchweigen zu koͤnnen.
Wie er die ausgeſtellten Wechſel endlich nicht be-
zahlen konnte, ward er in's Gefaͤngniß geſetzt.
Ich fuͤhlte waͤhrend ſeiner Erzaͤhlung mehr den
Verluſt ſeiner Freiheit, als meines Vermoͤgens,
ich ſuchte nur jene zu retten, und eilte nach Hau-
ſe, um meinen anſehnlichen Schmuck zu verkaufen.
Seine Schulden betrugen nur fuͤnfzehnhundert
Guineen, ich erhielt dieſe bald fuͤr alle meine
Koſtbarkeiten, und fuͤhlte mich wieder gluͤcklich,
als ich mit meinem Karl frei aus dem Gefaͤngniſſe
wandern konnte.
Da meine Herrſchaft wenigſtens eine halbe
Million werth war, und wir daher mit Recht of-
nen Betrug beim Verkaufe vermuthen konnten, ſo
beſchloſſen wir jetzt, ſogleich nach Boͤhmen zu rei-
ſen, und, wenn nichts fruchten ſollte, der gerech-
ten Monarchin unſre Noth zu klagen. Wir ver-
kauften alles, was wir noch beſaßen, brachten
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