Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.vier tausend Thaler zusammen, und reißten da- Ich will Ihnen meinen Jammer, mein Elend, vier tauſend Thaler zuſammen, und reißten da- Ich will Ihnen meinen Jammer, mein Elend, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0211" n="197"/> vier tauſend Thaler zuſammen, und reißten da-<lb/> mit nach Deutſchland. In Hamburg, wo wir<lb/> der ſchlechten Witterung wegen einige Tage ruhen<lb/> mußten, machte Karl mit einigen Schiffskapitai-<lb/> nen Bekanntſchaft, ſie verleiteten ihn zum Spie-<lb/> le, er gewann am erſten Tage eine anſehnliche<lb/> Summe, verlohr aber am andern den ganzen Ge-<lb/> winn, und den Ueberreſt unſers Vermoͤgens. Reue<lb/> und Verzweiflung bemaͤchtigte ſich ſeiner gleich<lb/> ſtark, er erklaͤrte die Geſellſchaft fuͤr falſche Spie-<lb/> ler, ſie forderten Genugthuung und er wurde<lb/> toͤdtlich verwundet in mein Zimmer getragen.</p><lb/> <p>Ich will Ihnen meinen Jammer, mein Elend,<lb/> das nun ſchrecklich begann und nie mehr endete,<lb/> nicht ſchildern, beides war, wie meine Liebe, un-<lb/> ermeßlich. Karl ſtarb in meinen Armen; wie ich<lb/> ihn begraben, alle meine Leute entlaſſen und be-<lb/> zahlt hatte, nun mit meinem Kinde weiter reiſen<lb/> wollte, hatte ich noch hundert Thaler. Ich theil-<lb/> te ſie ſparſam ein, und langte eben zu Wien an,<lb/> als ich den letzten Thaler wechſeln ließ. Karls<lb/> Tante, zu welcher ich meine Zuflucht nehmen<lb/> wollte, war ein Jahr zuvor geſtorben, keiner<lb/> meiner ehemaligen Freunde wollte ſich meiner an-<lb/> nehmen, und wie ich es endlich wagte, mich bei<lb/> der Monarchin melden zu laſſen, ſo ließ ſie mir<lb/> ſagen, daß ſie von meiner Verſchwendung voll-<lb/> kommen unterrichtet ſei, und es ſehr bedaure, daß<lb/> ſie meine rechtſchaffne Mutter ſo unverdient ge-<lb/> kraͤnkt habe. Von ihr haͤtte ich kuͤnftig keine Un-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [197/0211]
vier tauſend Thaler zuſammen, und reißten da-
mit nach Deutſchland. In Hamburg, wo wir
der ſchlechten Witterung wegen einige Tage ruhen
mußten, machte Karl mit einigen Schiffskapitai-
nen Bekanntſchaft, ſie verleiteten ihn zum Spie-
le, er gewann am erſten Tage eine anſehnliche
Summe, verlohr aber am andern den ganzen Ge-
winn, und den Ueberreſt unſers Vermoͤgens. Reue
und Verzweiflung bemaͤchtigte ſich ſeiner gleich
ſtark, er erklaͤrte die Geſellſchaft fuͤr falſche Spie-
ler, ſie forderten Genugthuung und er wurde
toͤdtlich verwundet in mein Zimmer getragen.
Ich will Ihnen meinen Jammer, mein Elend,
das nun ſchrecklich begann und nie mehr endete,
nicht ſchildern, beides war, wie meine Liebe, un-
ermeßlich. Karl ſtarb in meinen Armen; wie ich
ihn begraben, alle meine Leute entlaſſen und be-
zahlt hatte, nun mit meinem Kinde weiter reiſen
wollte, hatte ich noch hundert Thaler. Ich theil-
te ſie ſparſam ein, und langte eben zu Wien an,
als ich den letzten Thaler wechſeln ließ. Karls
Tante, zu welcher ich meine Zuflucht nehmen
wollte, war ein Jahr zuvor geſtorben, keiner
meiner ehemaligen Freunde wollte ſich meiner an-
nehmen, und wie ich es endlich wagte, mich bei
der Monarchin melden zu laſſen, ſo ließ ſie mir
ſagen, daß ſie von meiner Verſchwendung voll-
kommen unterrichtet ſei, und es ſehr bedaure, daß
ſie meine rechtſchaffne Mutter ſo unverdient ge-
kraͤnkt habe. Von ihr haͤtte ich kuͤnftig keine Un-
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