Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.das in ansehnlichen Kapitalien bestand, meinem das in anſehnlichen Kapitalien beſtand, meinem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0213" n="199"/> das in anſehnlichen Kapitalien beſtand, meinem<lb/> Onkel vermacht. Schon aus dieſer Ruͤckſicht haͤtte<lb/> er mich beſſer behandeln ſollen, aber er empfieng<lb/> mich mit dem empfindlichſten Spotte, ſchimpfte<lb/> weidlich uͤber die hohe Landesſtelle, welche ihn<lb/> zwingen wollte, eine Bettlerin auf ſeinen Guͤtern<lb/> zu ernaͤhren. Er ſchwur, daß er mich nicht in<lb/> ſeinem Schloſſe dulden werde, und ſandte mich<lb/> nach dieſem entlegnen Dorfe, wo mir ein elendes<lb/> Hirtenhaus zu meiner Wohnung angewieſen wur-<lb/> de. Seiner Anweiſung zufolge, ſoll ich monat-<lb/> lich in ſeinem Rentamte zehn Gulden erheben,<lb/> aber ich bin ſchon einige Jahre hier, und habe<lb/> von ihm noch keinen Pfennig angenommen, ich<lb/> ſchaͤme mich nicht, zu betteln, aber ich wuͤrde<lb/> mich ſchaͤmen, von dem Urheber meines Ungluͤcks<lb/> Wohlthaten anzunehmen. Denn dies war ſein<lb/> Werk, er hat — wie ich ſpaͤter erfuhr — in Ge-<lb/> ſellſchaft meiner Mutter alle meine Schuldbriefe<lb/> eingeloͤßt, um mit einmal ſie alle aufkuͤndigen,<lb/> und auf Bezahlung dringen zu koͤnnen. Er hat<lb/> meinen Verwalter beſtochen, durch ſeine Huͤlfe<lb/> wurden die Guͤter im niedrigſten Preiſe abgeſchaͤtzt,<lb/> und dadurch fremde Kaͤufer abgeſchreckt, mehr da-<lb/> fuͤr zu bieten. Er hat es ſogar dahin gebracht,<lb/> daß die Herrſchaft nicht wie gewoͤhnlich ſequeſtrirt,<lb/> ſondern ſogleich verkauft wurde. Sagen Sie<lb/> ſelbſt: ob ich nicht Urſache habe, dieſen Mann<lb/> zu haſſen? Ob's moͤglich iſt, daß ich eine elende<lb/> Summe von ihm als Wohlthat annehmen kann,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [199/0213]
das in anſehnlichen Kapitalien beſtand, meinem
Onkel vermacht. Schon aus dieſer Ruͤckſicht haͤtte
er mich beſſer behandeln ſollen, aber er empfieng
mich mit dem empfindlichſten Spotte, ſchimpfte
weidlich uͤber die hohe Landesſtelle, welche ihn
zwingen wollte, eine Bettlerin auf ſeinen Guͤtern
zu ernaͤhren. Er ſchwur, daß er mich nicht in
ſeinem Schloſſe dulden werde, und ſandte mich
nach dieſem entlegnen Dorfe, wo mir ein elendes
Hirtenhaus zu meiner Wohnung angewieſen wur-
de. Seiner Anweiſung zufolge, ſoll ich monat-
lich in ſeinem Rentamte zehn Gulden erheben,
aber ich bin ſchon einige Jahre hier, und habe
von ihm noch keinen Pfennig angenommen, ich
ſchaͤme mich nicht, zu betteln, aber ich wuͤrde
mich ſchaͤmen, von dem Urheber meines Ungluͤcks
Wohlthaten anzunehmen. Denn dies war ſein
Werk, er hat — wie ich ſpaͤter erfuhr — in Ge-
ſellſchaft meiner Mutter alle meine Schuldbriefe
eingeloͤßt, um mit einmal ſie alle aufkuͤndigen,
und auf Bezahlung dringen zu koͤnnen. Er hat
meinen Verwalter beſtochen, durch ſeine Huͤlfe
wurden die Guͤter im niedrigſten Preiſe abgeſchaͤtzt,
und dadurch fremde Kaͤufer abgeſchreckt, mehr da-
fuͤr zu bieten. Er hat es ſogar dahin gebracht,
daß die Herrſchaft nicht wie gewoͤhnlich ſequeſtrirt,
ſondern ſogleich verkauft wurde. Sagen Sie
ſelbſt: ob ich nicht Urſache habe, dieſen Mann
zu haſſen? Ob's moͤglich iſt, daß ich eine elende
Summe von ihm als Wohlthat annehmen kann,
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